Kommentar

Der Mut des Gerhard Schmid

25.06.1999

Bei vielen Zeitgenossen hat Mobilcom-Chef Gerhard Schmid das Image eines Hasardeurs, eines Blenders, zumindest aber das eines "Hansdampfs in allen Gassen". Jetzt will der umtriebige frühere Sixt-Manager, der einst im Mobilfunkgeschäft groß geworden ist und in den vergangenen eineinhalb Jahren den deutschen TK-Mark kräftig durcheinander gewirbelt hat, hierzulande den Internet-Markt von der Consumer-Seite her aufrollen. Da dürften die einschlägigen Skeptiker wieder Oberwasser bekommen, haben sich doch längst andere, im Zweifel finanzkräftigere Firmen wie Grundig, Daewoo, Philips und Nokia beim Geschäft mit Set-top-Boxen die Finger verbrannt. Das Philosophieren über Sinn und Unsinn dieses Engagements würde aber an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Fest steht: Schmid, dessen Company im reinen TK-Geschäft zusehends die Margen wegbrechen, ist dringend auf neue Wachstumsmärkte angewiesen. Wahrscheinlich gerade deshalb hat er den Mut, relativ viel in seine "Vision" zu investieren. Und eine (auf den ersten Blick) überzeugende Technik sowie ein schlüssiges Konzept - somit mehr als die besagten Großen vor ihm. Ob ihm das weiterhilft, ist eine andere Frage. Aber spätestens in einem halben Jahr dürfte auch die beantwortet sein.