Der Mobilfunk sucht seine Zukunft

24.10.2006
Die Branche kämpft mit der Sättigung des Marktes. Handy-TV soll helfen.

Als "fast revolutionäre Veränderungen" stufte T-Mobile-Chef René Obermann auf dem Kongress "Mobile Summit" in München die von der Bundesnetzagentur in Aussicht gestellten Änderungen bei der Regulierung ein. Matthias Kurth, Präsident der Behörde, hatte auf dem Branchentreff angekündigt, künftig den mobilen Bereich flexibler zu regulieren. So sollen für bestimmte Frequenzen keine definierten Techniken oder Dienste mehr vorgeschrieben werden, da dies Innovationen verhindere.

Nach dieser Prämisse will die Bundesnetzagentur bereits bei der für Dezember anstehenden Versteigerung für den "Broadband Wireless Access" (BWA) im 3,5-Gigahertz-Bereich verfahren. "Und das muss nicht die von Intel propagierte Wimax-Technik sein", so Kurth. Insgesamt will die Behörde Lizenzen für 28 Regionen unter den Hammer bringen, wobei Kurth fest damit rechnet, dass die Lizenzkosten nicht wie bei UMTS aus dem Ruder laufen. Des Weiteren setzt der Chefregulierer große Hoffnungen in den BWA, denn er biete die Chance, die letzten acht Prozent der mit DSL nicht erreichbaren Gebiete mit Breitbanddiensten zu versorgen.

Standard für Handy-TV

Neben optimistischen Einlassungen - Kurth sieht etwa die Kombination von Laptop und UMTS als einen Wachstumsmotor für die Mobilfunkbranche - fand der Präsident auch mahnende Worte. So appellierte er an die Vernunft der Netzbetreiber, sich beim Zukunftsmarkt Handy-TV auf einen bundesweiten Standard zu einigen und keine Insellösungen aufzubauen. "Der Verbraucher wird keine TV-Handys kaufen, wenn er sie nicht überall benutzen kann", sagte Kurth.

In Sachen Handy-TV warnte T-Mobile-Chef Obermann davor, die mobilen Endgeräte nur als Abspielplattform für Spielfilme zu sehen, denn dies komme dem Benutzerverhalten nicht entgegen. "Für das mobile TV sind spezielle Inhalte gefragt", fordert Obermann die Content-Anbieter auf. Der Manager kann sich etwa vorstellen, dass das Handy zum Ordern von Filme für zu Hause genutzt und dem Benutzer mit entsprechenden Trailern Appetit gemacht wird.

Bei aller Euphorie in Sachen breitbandiger Datenübertragung im Mobilfunk - laut Obermann verdoppelt sich das Datenvolumen von Monat zu Monat - sollte die Branche die klassische Sprachübertragung nicht vergessen. Hier sieht der T-Mobile-Chef in Sachen Qualität im Gegensatz zu Vodafone-Direktor Erik Friemuth durchaus noch Verbesserungsbedarf. Er ließ sich auf dem Kongress zu der gewagten Behauptung hinreißen, dass VoIP sich heute in Sachen Sprachqualität noch nicht mit dem Mobilfunk messen könne und deshalb keine Alternative sei. Bei den Handys selbst zeichnet sich ein Trend weg von den Alleskönnern ab. Einhellige Meinung unter den Experten war, dass die Endgeräte wieder, wie es Obermann formulierte, anwendungsspezifischer werden. Mads Winblad von Nokia fasste die Entwicklung zusammen: "Das Handy der Zukunft ist ein Multimedia-Computer, der nativ für die entsprechenden Einsatzszenarien programmiert wird." (hi)