Genossenschaftliche Rechenzentrale mit neuem Kontrollsystem:

Der Mikro überwacht den Btx-Rechnerverbund

17.08.1984

Die meisten Btx-Programme die Telelesern offeriert werden, beschäftigen sich mit statischen Informationen des jeweils informierenden Unternehmens. Darüber hinaus wurde von einigen Btx-Anbietern auch die Möglichkeit geboten, einen Dialog mit privaten Computern zu führen. Hierfür schuf die Deutsche Bundespost den vielsagenden Begriff "Bildschirmtext-Rechnerverbund". Diese Tatsache, daß private Computer am Btx-Dienst der Deutschen Bundespost teilnehmen können, ist nicht nur eine hervorragende Möglichkeit, den Btx-Dienst zu vervollkommnen, sie ist gleichermaßen ein Problem für den Betreiber eines solchen Systems.

Das Problem liegt unter anderem in der Kontrolle des funktionierenden Postsystems, das heißt, woher weiß der Betreiber eines Externen Rechners, wann dieser funktioniert, wann dieser nicht funktioniert und wann die Posttechnik ausfällt.

Die GRZ Genossenschaftliche Rechenzentrale Norddeutschland GmbH ist eine der Gesellschaften, die ihren Kunden Btx-Dienstleistungen im Dialog anbietet. Das Servicenetz der Genossenschaftlichen Rechenzentralen erstreckt sich über das gesamte Bundesgebiet. Der Anwendungsbereich Bildschirmtext läuft auf Großrechnern des Typs IBM 3083 unter dem Betriebssystem MVS und der Datenbanksoftware IMS.

Da im Unternehmen bereits einige Controllingsysteme eingesetzt werden, stellte sich schon 1983 die Frage, wie das Controlling für den Bereich Bildschirmtext rationell und effektiv sichergestellt werden kann. Die GRZ entschied sich für ein automatisches Rechnerüberwachungssystem. Das Projekt sollte auf einem leistungsfähigen und ebenfalls auch ausbaufähigen Microcomputer realisiert werden.

Das Kommunikationsumfeld stellte folgende Anforderungen:

- Btx-Fähigkeit im Sinne des Btx-Endgerätes mit Cept-Standard

- Kommunikation zu einem IBM Host im 3270 Dialog BSC

- Kommunikation zu einem Euro-Signalgeber (Europiper) zwecks Absetzung von ortsunabhängigen Fehlermeldungen

- Ausbaufähigkeit des Mikrocomputers auf 512 KB Hauptspeicher

- Anschlußfähigkeit eines Hardwarespeichers von etwa zehn MByte Speicherkapazität

Eine der Problemlösungen von Tele-Datasoft ist die, daß für die Mikrocomputer von Digital Equipment (Rainbow und Professional) eine Btx-Standard-Software entwickelt wurde. Diese Btx-Software beinhaltet Btx-Teilnehmerfunktionen sowie auch Btx-Editierleistungen.

Bei der Realisierung des Projektes wurde die Funktion Btx-Endgerät herausgelöst und bietet nun die Möglichkeit, daß der Rainbow über den Standard-Farbmonitor von DEC Btx-Informationen uneingeschränkt empfangen und senden kann.

Der Rainbow wurde darüber hinaus so programmiert, daß er automatisch und je nach Vorgabe zu einem bestimmten Zeitpunkt oder auch permanent Verbindungen zur Btx-Zentrale aufbaut und dort bestimmte Gateway-Seiten anwählt. Anschließend wird versucht, daß eine Verbindung zum externen Rechner der GRZ zustande kommt. Ist der Versuch erfolgreich abgeschlossen, so wird dies protokolliert und die Überprüfung beginnt von neuem. Ist der externe Rechner nicht erreichbar wird der nächste Programmabschnitt eingeleitet.

Durch ein weiteres Standard-Software-Paket, das den Bereich Emulation der 3270-Prozedur abdeckt, wird der Rainbow in die Lage versetzt, einen vollständigen Dialog zu dem Host durchzuführen. Diese Funktion wird nun automatisch gestartet. Als nächstes baut sich der Rainbow durch eine Log-on-Prozedur (Identifikation und Einwählen des Terminals) eine Verbindung auf. Anschließend wird die Task im Betriebssystem abgefragt, welche den Btx-Dialog durchzuführen hat. Sollte die Task nun deaktiv oder fehlerhaft sein, wird der Fehlerstatus vom Rainbow übernommen und die Verbindung zum Host wieder abgebaut.

Nachdem nun erkannt wurde, daß ein Fehler vorliegt, wird die Meldung auf dem Drucker protokolliert. Darüber hinaus wird eine Verbindung zu einem Euro-Signalgeber (akustische Meldung via ortsunabhängigem, tragbarem Gerät) aufgebaut und abgesetzt. Der Operator wird also von dem Fehler im Btx-System in Kenntnis gesetzt, wo er sich zum Fehlerzeitpunkt befindet, hat dabei zweitrangige Bedeutung.

Vor kurzem wurde die Entwicklung dieses Projektes dahingehend abgerundet, daß ein frei definierbares User-Interface realisiert wurde. Das bedeutet, daß der Operator selbst dem Mikroprozessor mit einfachsten Kommandos mitteilen kann, welche Dinge wann im (außer der Btx-Prozedur) überwacht werden sollen. Dies kann zum Beispiel die Überwachung von Geldautomaten oder ähnlichen Dingen sein.

- Holger Antz ist Mitarbeiter der Tele-Datasoft GmbH, Hamburg.