Welchen Prozessortyp für welchen Zweck einsetzen?

Der Mikro-Markt tendiert zur 16 Bit Familie

07.04.1978

MÜNCHEN - Die "Mikrocomputer-Vergangenheit" war gekennzeichnet durch die Verbreiterung des Spektrums bei den 8-Bit-Prozessoren. Nunmehr zeichnet sich eine Tendenzwende ab: Immer mehr Anwender legen sich bei ihrer "4-8-12-16-32-Bit-Entscheidung" auf 16-Bit-Prozessoren fest. Noch dominieren allerdings die 8-Bit-Prozessoren, zumal Intel mit der 8080-Familie einen De-facto-Standard geschaffen hat.

Bei den 1-Chip-Typen steht hier der Mostek 3870 dem Intel 8048 gegenüber. Beide Typen sind sehr ähnlich, doch bietet der Mostek-Chip die doppelte ROM-Kapazität. Mit dem Typ 8748 bietet Intel einen Prozessor, der anstelle des maskenprogrammierbaren ROMs wie beim 8048 über 1 KB EPROM verfügt. Interessant ist auch die Versorgung mit einer einzigen Spannung, nämlich 5 Volt.

Unter der Typenbezeichnung Z 8 bringt Zilog einen 8-Bit-Prozessor, der ein 96-Byte RAM einschließt. Dieser Chip kann ein ROM mit 65 KB und ein RAM oder ein weiteres ROM in der gleichen Größe adressieren. Der Befehlssatz ist kleiner als der des Z 80, bietet jedoch mehr Flexibilität.

Auch von Zilog kommt die Ankündigung eines 16-Bit Mikroprozessors unter der Bezeichnung Z 8000 in MMOS-Technik. Dieser Chip wird einen Adreßbereich von Millionen Bytes überstreichen können und in der Leistungsfähigkeit etwa einer PDP 11/70 von DEC entsprechen. Für die Übertragung von Z-80-Code auf den Z 8000 wird es ein Übersetzerprogramm geben.

Wenn ein Hersteller zu seinem 8-Bit-Typ einen 16-Bit-Chip erfolgreich einführen will, muß er dafür sorgen, daß die Software übertragbar ist. Andererseits wird sich mancher Anwender bei der Auswahl seines 8-Bit-Systems davon leiten lassen, ob ein 16-Bit-System im Sinne der Familien-Kompatibilität verwendbar ist oder nicht. Diese Tendenz wird sich bei Mikrocomputern deutlicher zeigen als bei Minicomputern, da Mikros in erster Linie von OEMs, selten von Endanwendern geordert werden.

Die 16-Bit-Mikroprocessoren liegen im Preis heute nicht mehr wesentlich über den 8-Bit-Chips. So gibt es von General Instruments eine billige Version der CP 1600 für 8 Dollar bei Abnahme von 100 Stück. Dieser Typ CP 1610 ist zwar halb so schnell wie der Standardtyp, für viele Fälle jedoch völlig ausreichend.

Von Texas Instruments gibt es einen bipolaren 16-Bit-Prozessor in der Serie 9900 unter der Typenbezeichnung SBP 9900. Er ist voll Software-kompatibel mit der NMOS-Konstruktion TMS 9900 oder dem TMS 9980. Alle zusammen sind kompatibel mit der Minicomputer-Serie 990 von TI. Entwicklungskosten können wegen des umfangreichen Programmpaketes, das dort vorhanden ist, drastisch reduziert werden.

Fairchild hat ebenfalls einen bipolaren 16-Bit-Chip unter der Bezeichnung 9940 angekündigt. Dieser emuliert den Befehlsvorrat der NOVA 1200 und damit der Micro-Nova. Das hat zu Patentauseinandersetzungen zwischen Data General und Fairchild geführt.

Der einzige, nicht in den Vereinigten Staaten entwickelte 16-Bit-Processor stammt von Ferranti. Dieser bipolare Chip mit der Bezeichnung F100L ist mit einer Clock-Frequenz von 20 MHz (einphasig) unübertroffen schnell. Er kann zwar Doppelwortoperationen durchführen, verfügt aber nur über 28 Befehle.

Eine Prognose darüber zu machen, welcher Mikroprocessor sich auf dem Markt durchsetzen wird, ist schwierig. Keiner der 16-Bit-Anbieter hat einen überragenden Marktanteil gefunden. Einen Vorteil werden jedenfalls diejenigen Anbieter haben, die ein umfangreiches Softwareangebot, beispielsweise aus der Minicomputerentwicklung, vorweisen können.

*Christoph Heitz ist freier EDV-Fachjournalist.

Informationen: Cosy GmbH, München.