Typenradmaschine noch lange nicht überflüssig, aber:

Der Matrixdrucker ist die Universalmaschine

21.01.1983

MÜNCHEN- Frei von Überraschungen ist der Druckermarkt. Zwar tüfteln die Entwickler an neuen Techniken (siehe Bericht Seite 21) und ziehen auch mal ein Produkt zurück (Schreibstiftdrucker). Doch ob Hochleistungsdrucker oder Hardcopygerät: Im wesentlichen wird die Aktivität durch Verbesserungen bestehender Prinzipien bestimmt. Konsequent folgen die Unternehmen den prognostizierten Trends.

Die Matrixdrucker erfreuen sich zur Zeit der größten Beliebtheit, was allem Anschein nach auch so bleiben wird. Kein Wunder also, daß hier immer preiswertere Geräte auf den Markt kommen. Dies gilt um so mehr, als die Druckerhersteller jetzt auch verstärkt den Personal-Computer-Markt entdeckt haben.

Seitdem der Heim- und Hobbyanwender das reine Spielen am Schirm leid ist und Teile seiner Aktivitäten schwarz auf weiß in die Hand nehmen möchte, floriert der Absatz von Billigmodellen. Diese Matrixdrucker in der Preisklasse 1000 Mark fungieren dabei als schlichte Hardcopygeräte. Sie müssen jedoch aufgrund des speziellen Typus der Heimcomputerspielereien, für die sie hauptsächlich herhalten, mit einfachen Grafikmöglichkeiten ausgestattet sein.

Diese Billigdrucker, in der Regel japanische Fabrikate, leisten höchstens 30 Zeichen pro Sekunde, und ihre Schriftqualität hält sich in Grenzen. Allein schon aus diesem Grund sind solche Drucker bei kommerziellen Benutzern nicht abzusetzen. Stehen Personal Computer bei ernsthaften Anwendern, dann wird meistens auch die Fähigkeit zum Korrespondenzdruck gefordert. Darüber verfügen jedoch erst Matrixdrucker ab mindestens 2000 Mark. Für wenig mehr gibt es auf dem Markt bereits Billig-Typenraddrucker, deren Schriftqualität für Textverarbeitungszwecke völlig einwandfrei ist.

Dennoch ist die Chance derartiger Geräte gering. Da bisher bei fast allen Billigdruckern genügend große Speicher (mindestens 2 KB) fehlen, blockiert die Druckausgabe gleich den gesamten Rechner. Die Ausgabe über Typenraddrucker dauert wegen der begrenzten Geschwindigkeit (maximal 55 Zeichen pro Sekunde) zwei- bis dreimal länger als bei einem Matrixdrucker im Normalbetrieb (keine Korrespondenzqualität).Anwender , die glauben die Schriftqualität eines Matrixdruckers im Textverarbeitungsmodus akzeptieren zu können, lassen also besser die Finger vom Typenraddrucker.

Unpersönliche Matrixschrift

Doch sind sich die Anbieter wie Anwender weitgehend einig: dem Matrixdrucker gehört zwar die Zukunft, doch die Typenradmaschinen sind deswegen aber noch lange nicht überflüssig. In der lupenreinen Textverarbeitung , aber auch nur da, sind Vollzeichendrucker unschlagbar. Immerhin gibt es genügend Postempfänger, die per Matrix gedruckte Schriftstücke gar nicht erst lesen , sondern sofort wegwerfen.

Gegen diesen Anschein der Unpersönlichkeit kommen nicht einmal teure Matrixdrucker an, die ihre Schönschrift während des Rücklaufes des Druckkopfes erzeugen. Dabei wird der Kopf leicht geneigt, und die Nadeln drucken in die Zwischenräume des ersten Durchlaufes. Auf diese Weise läßt sich zwar ein gutes Druckbild produzieren, jedoch ohne Typenradqualität zu erreichen. Bei schwierigen Buchstaben wie W oder P ist das Druckprinzip denn auch nicht mehr zu verleugnen. Mit den noch relativ neuen 18- Nadel-Druckköpfen läßt sich die Qualität von Vollzeichendrucker schon fast erreichen.

Längere Lebensdauer

Abgesehen von der Anwendung (für Lieferscheine reichen Matrixdrucker, für den Brief an Vorstand nicht) spielen vor allem Folgekosten eine Rolle bei der Auswahl. Ein Typenrad ist nach etwa acht bis zehn Millionen Zeichen unbrauchbar und muß ausgewechselt werden. dies läßt sich sehr einfach, meistens ohne Werkzeug, erledigen und kostet zwischen 25 und 125 Mark. Ein Matrixdruckkopf dagegen hat eine Lebensdauer von 100 Millionen Zeichen und mehr, läßt sich nur in Einzelfällen sehr einfach austauschen (meist muß noch ein Schraubenzieher her ) und kostet ab 130 Mark.

So ist es kein Wunder, daß auch bei Small- Bussines- Systemen der Trend deutlich zum Matrixdrucker geht. Er hat obendrein noch den Vorteil, daß sich Schriften per Software umschalten lassen. Sogar auf dem Kopf kann gedruckt werden. Dazu kommt, daß bereits rund 40 Prozent der Interessenten von ihrem Drucker Grafikfähigkeiten verlangen. Dies allein wird den Matrix- Trend auch in Zukunft unterstützen.

Eine Zeitlang bastelte Centronics an einem Typenrad- Konkurrenten, doch der Schreibstiftdrucker wird nicht auf den Markt kommen. Sein Funktionsprinzip (ein Stift wird mittels Magnetspulen in x- und y- Richtung abgelenkt) hätte es bei entsprechend guter Programmierung erlaubt, auch Handschriften nachzuvollziehen. Ein Prototyp leistet 35 bis 40 Zeichen pro Sekunde und hatte gegenüber den Typenraddruckern den Nachteil eines nicht so klaren Schriftbildes. Ein Faserschreiber beispielsweise verändert ebenso seine Form während des Betriebes.

Vor acht bis zehn Jahren hatten die Olivetti- Entwickler diese Schreibstift- Idee, die bei Centronics dann in Lizenz zu der Entwicklung des Prototyps führte. Über die Gründe, dieses Modell zu stoppen, machte Centronics keine weitere Angaben. Es ist jedoch zu vermuten, daß seine Leistung bezüglich Schriftqualität und Druckgeschwindigkeit hinter den Erwartungen zurückblieb und damit keine echte Typenrad- Alternative darstellte.

Laserdrucker noch zu instabil

Im Hochgeschwindigkeitsbereich ( mehr als 1000 Zeilen pro Minute Druckausgabe) stellt sich für Großanwender derzeit die Frage: Laserdrucksystem oder nicht? Diese schnellen Maschinen, die mit Ausgabegeschwindigkeiten von bis zu 20000 Zeilen pro Minute glänzen, haben aber noch entscheidende Nachteile: Sie sind zu teuer( mindestens eine halbe Million Mark einschließlich Steuerrechner) und außerdem zu störanfällig.

Das heikelste Teil am Laserdrucker ist nach einhelliger Branchenmeinung die Trommel. Sie dient als Bildzwischenträger und ist im Austausch relativ teuer. Band- und Kettendrucker sind da erheblich problemloser zu handhaben, erreichen aber mit höchstens 2000 Zeilen pro Minute bei weitem nicht die Laser- Leistung. Anwender, die mit mehr als drei derartigen Modellen arbeiten, währen mit einem Laserdrucker recht gut bedient, gäbe es ein preisgünstiges und stabiles Modell. Die BASF ist zur Zeit auf suche danach.

Gegenüber den mechanischen Hochgeschwindigkeitskollegen gibt es jedoch zu bedenken : Ein Laserdrucker kann Kopien nicht gleichzeitig mitlaufen lassen, wie das bei einem mechanischen Drucker mit Durchschlagpapieren der Fall ist. Damit sinkt de facto die Druckleistung des Lasergerätes. Und mechanische Schnelldrucker gibt es bereits ab knapp 100 000 Mark.

Je nach Anwendung können mechanische Drucker sogar schneller als ihr Laserkollege sein. Steht beispielsweise auf einer Druckseite nur wenig Text, so erreicht ein Band- und Kettendrucker aufgrund des schnellen Vorschubs höhere Ausgaberaten. Denn ein Laserdrucker produziert unabhängig von der Schriftmenge immer eine konstante Papierflut. Bei IBMs Laserdrucker 3800 sind das beispielsweise 143 Seiten pro Minute mit je zwölf Zoll Länge.

Pluspunkte sammeln die Laserdrucker bezüglich ihrer Flexibilität. So können Schriften in derselben Vorlage während des Druckvorganges verändert oder gedreht werden, lassen sich die Benötigten Formulare gleich mit einblenden. Natürlich nur in Schwarzweiß.