Nürnberger Ericsson-Händler ließ zum Einstand Experten diskutieren:

"Der Markt wurde einfach rüde aufgebrochen"

18.05.1984

NÜRNBERG (CW) - Ein bißchen mehr sollte es schon sein als ein obligater Empfang mit Sekt, Small-Talk und belegten Häppchen, etwas mit Tiefgang zur Bereicherung des lockeren Partygeplauders. Und so arrangierte Dieter Schneider, frischgebackener Ericsson-Händler zur offiziellen Eröffnung seines Unternehmens "Dialog-Computer" in Nürnberg eine Diskussionsrunde zum Thema: "Sichert der Computer meine Zukunft?"

Eingeladen aufs Podium war nicht irgendwer. Nein, klangvolle Namen schmückten die Runde: Der Telekommunikationsexperte Dr. C. F. Schuh war erschienen und der ehemalige Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Professor Dr. Josef Stingl, eilte vom Krankenbett seiner Frau herbei. Ericssons Europamanager und "Computermann des Jahres", Magnus Falk, ließ sich mit einer wichtigen Auslandsreise entschuldigen. Für ihn trat Dr. Lohse, der Ericsson-Generalbevollmächtigte für Deutschland, auf. Für die Diskussionsleitung schwebte kein geringerer als Peter Schmidt, Ressortchef vom Magazin "impulse", per Jet in Nürnberg ein.

Doch wer hier eine kontroverse Gesprächsrunde mit neuen Aspekten erwartete, sah sich enttäuscht. Die Brisanz des Themas blieb auf der Strecke. Artig spulte Peter Schmidt seinen Fragenkatalog ab. Defensiv.

Und so erging sich das Forum in Tatsachen, die ohnehin bekannt sind.

Stingl prangerte den DV-Bildungsnotstand an. So müsse die Computerausbildung an jeder Schulart in den Unterricht integriert werden. Zu befürchten sei, daß private Schulen aus dieser Misere Kapital schlügen und als Konkurrenz zu den staatlichen aufträten. Lohse rundete diese Erkenntnis mit dem Bonmot ab, die Kaufhäuser lösten das Bildungsdefizit über den Massenverkauf der Computer eher als die Schulen.

Die Ansicht, bei der Umstellung auf Computer dürften die Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht einfach vor die fertig installierten Geräte setzen, beherrschte einhellig die Diskussionsteilnehmer. Akzeptanz schaffen, heiße die Devise. Stingl: "Wichtig ist auch eine verbesserte Schulung der Mitarbeiter, um den Erfolg mit den Geräten zu garantieren. "

Um für ein Unternehmen die richtige Anlage auszuwählen, so riet Schuh, müsse zunächst einmal der Bedarf ermittelt werden. Schuh: "Es wäre falsch, Computer nach den neuesten technologischen Gesichtspunkten auszuwählen."

Wo der Schuh wirklich drückt, machte der Beitrag eines Zuhörers deutlich: "Es wird verkauft und nicht beraten, und dies betrifft alle Computerhersteller gleichermaßen. Der Markt wurde bislang einfach rüde aufgebrochen. "