DV-Anbieter hoffen auf gute Messegeschäfte

Der Markt wird aufgemischt: Schlappe für die Mainframes

06.03.1992

HANNOVER (CW) - Noch niemals kamen aus der Fachwelt für Informations-, Kommunikations- und Bürotechnik so viele Botschaften über grundlegende Veränderungen in der Unternehmenspolitik, der Markt- und Vertriebsstrategie wie in den letzten Monaten. In großen Teilmärkten, so insbesondere bei Mainframes und MDT-Computern, hat sich das Umsatzwachstum verlangsamt, zuletzt auch im PC-Geschäft.

Die meisten Nachrichten machen aber deutlich, daß die Hardware- und Softwarefirmen mit ihren Maßnahmen weniger auf vorübergehende Konjunkturlaunen reagieren. Vielmehr passen sie sich an die veränderten Strukturen, Rahmenbedingungen und Anforderungen in einem Markt mit außerordentlich hartem Innnovations- und Preiswettbewerb an. Der Formierungsprozeß ist im Gang, und er prägt vom 11. bis 18. März 1992 nachhaltig das Messegeschehen auf der CeBIT '92 Hannover, die mit mehr als 5000 Ausstellern auf rund 430 000 Quadratmetern Bruttoausstellungsfläche das weltweit umfassendste Angebot aller Bereiche der Informations- und Telekommunikationsindustrie präsentiert.

Ein großer Teil der Produktspektren hat sich durch Strukturmaßnahmen für die erfolgreichere Unternehmenssteuerung verändert, insbesondere unter dem Einfluß von Profit-Center-Konzepten. Für neue Schwerpunkte und viele Angebotsergänzungen sorgt aber auch die Konzentration auf Zielmärkte mit aussichtsreichen Ressourcen. Ähnliche Auswirkungen haben natürlich die Firmenzusammenschlüsse und Verkäufe sowie die Kooperationen in der Produkt- und Systementwicklung. Besonders stark wirkt sich auf die Angebotsgestaltung jedoch die Vielzahl von produkt- und marktorientierten Vertriebsvereinbarungen aus.

Für sprunghafte Fortschritte sorgt in der gesamten Datenverarbeitung immer wieder die Reaktion der Systemhersteller auf die Weiterentwicklung der Prozessoren. Den Bedarf für die damit mögliche Erhöhung des Datendurchsatzes zeichnen in erster Linie die wachsenden Anforderungen bei der Systemintegration sowie der Übergang auf grafikorientierte Anwendungen und Benutzeroberflächen vor. Bei den Groß- und Bereichsrechnern, ebenso bei den Workstations, fällt gegenwärtig dem Übergang zur RISC- und Multiprozessor-Technik die Hauptrolle zu. In den vergangenen Monaten machten zahlreiche Vereinbarungen für die Entwicklung und Verwendung von RISC-Prozessoren von sich reden, die vornehmlich für hochleistungsfähige Multiprozessor-Systeme vorgesehen sind. Die im RISC-Rechnermarkt engagierten Systemhersteller machen auch ihre Gemeinschaftsinitiative für einheitliche Umgebungsbedingungen zum Messethema, die Entwicklung des neuen ACE-Standars (Advanced Computing Environment).

In der PC-Welt hat sich hingegen das Hauptangebot auf 386-Prozessoren mit Durchsatzleistungen zwischen 16 und 50 Megahertz verlagert. Der Einsatz von 286er Prozessoren fällt zurück, und die Einführung der 486er Prozessoren steckt noch in der Startphase. Als Perspektive gelten PCs, die ebenfalls unter RISC-Konzepten mit sprunghaft höheren Leistungen aufwarten. Mit den Mehrleistungen bei den Prozessoren halten auch die Speicher-Chips Schritt. Bis zum Labormuster kamen im letzten Dezember die Entwicklungsarbeiten für 64-Mbit-Speicher der DRAM-Technik voran (Dynamic Random Access Memory). Erheblich größere Kapazitäten und dichtere Integration lassen sich aber auch im aktuellen Marktangebot beobachten. Die Speicher-Chips werden in immer kürzeren Zyklen verbessert.

RISC-Architekturen und Multiprozessor-Systeme

Die Eigenschaften der aktuellen Prozessoren und Arbeitsspeicher prägen auch das System- und Rechnerangebot mit. Der Schwerpunkt liegt bei durchgehenden Systemfamilien, die vom Bürocomputer mit einigen Arbeitsplätzen bis zum Großrechner für zentrale Anwendungen reichen. In Hannover finden vor allem Messepremieren von Familien und Modellen statt, die bereits im Herbst angekündigt wurden.

Ein Teil der Rechnerreihen wartet mit neuartigen Architekturen auf. Für erheblich höhere Leistungen sorgt neben den RISC-Prozessoren auch die Ausbaufähigkeit bis zum Multiprozessor-System. In sämtlichen Rechnerkategorien, vornehmlich jedoch bei den Bereichsrechnern für kaufmännisch-administrative und technisch-wissenschaftliche Anwendungen, hat sich das Preis-Leistungs-Verhältnis weiter verbessert. Die Preisreduzierung beträgt im Vergleich zu dem Vorgängermodell ähnlicher Leistung teilweise auf mehr als 50 Prozent.

Supercomputer für Kommerz-Anwendungen

Ein Rechnertyp, der bald außerhalb der technisch-wissenschaftlichen Anwenderschaft Beachtung finden wird, sind die Supercomputer aus der Parallelrechner-Entwicklung. Einer der Hauptmärkte ist inzwischen die Industrie, und erstes Echo finden die Anbieter bei kommerziellen Anwendern, die auf hochbelastbare und schnelle Systeme angewiesen sind. Vor allem auf diesen Zukunftsmarkt richten sich derzeit Hersteller aus der klassischen Computerindustrie aus, die ihre Aktivitäten im Supercomputer-Markt durch Kooperationsvereinbarungen mit fahrenden Spezialunternehmen ausbauen. In Hannover werden Rechner mit Durchsatzleistungen im Mega und Gigaflop-Bereich vorgeführt. Erste Projekte kamen für Teraflop-Systeme in Gang. Im übrigen unterscheiden sich die Supercomputer im wesentlichen durch ihre besondere Systemarchitektur von anderem Rechnertypen (Vector-Technik). Zunehmend deckungsgleich sind hingegen die Basis-Bauelemente und Betriebssysteme. Die jüngsten Marktpremieren gelten Supercomputern mit RISC-Prozessoren, Unix und den Grundlösungen für Datenbanken, die unter diesem Standard das Rennen machen.

Bindeglieder zwischen den Rechnerweiten

Fast alle Anbieter stellen sich nunmehr auf die dominante Rolle der offenen Systeme für die verteilte Datenverarbeitung ein. Dieser Trend macht insbesondere Unix, die Client-Server-Konzepte und die Standard-Schnittstellen für den freizügigen Datenaustausch zwischen verbundenen Sytemkomponenten unterschiedlicher Herkunft zur Drehscheibe vieler Neuentwicklungen. In Hannover werden neben Unix-Bereichsrechnern und Workstations, die mit ihrem RISC- und Multiprozessor-Konzept hohe Mehrleistungen mobilisieren, zahlreiche Migrationen für das Zusammenspiel von Unix-Anwendungen mit Systemen vorgestellt, die unter MS-DOS, OS/2, MVS, VMS beziehungsweise BS2000 arbeiten oder anderen Rechnerwelten angehören.

Dabei stehen zwei Hauptziele im Mittelpunkt. Ein Teil der Anbieter will die Anwender bei der Umstellung von herstellerspezifischen auf standardisierte Systeme unterstützen. Noch häufiger geht es jedoch um freizügige integrationsmöglichkeiten für die vielen Anwendungsbetriebe, die zentral, in den Abteilungen und an den Arbeitsplätzen Systeme unterschiedlicher Herkunft einsetzen. Darüber hinaus wird der Trend zur Integration besonders stark durch Vereinbarungen mit System- und Softwarehäusern belebt, deren Lösungen sich im Unix-Markt zum Standard entwickelt haben. Dabei geht es nicht allein um die Grundsysteme für die Datenbankverwaltung, sondern auch um Softwaretechniken für die Verbesserung der Sicherheitseigenschaften und um die Programmierer-Unterstützung. Ein großer Teil der Werkzeuge für die Entwicklung von Programmen, die auf komplexen Systemen ablaufen sollen, kann nunmehr auf PCs oder Workstations eingesetzt werden.

Das Messeangebot rückt Werkzeuge ins Blickfeld, welche nach den CASE-Prinzipien (Computer Aided Software Engineering) eine methodische Umgebung für die gesamte Systementwicklung schaffen. Nach jüngsten Schätzungen aus der Fachwelt machen von dieser Technik derzeit weltweit erst zehn Prozent der Großanwender Gebrauch. Darüber hinaus werden auch zeitsparende Umstellungshilfen, deren Kernstück leistungsfähige Compiler sind, an Anwendungsbetriebe herangetragen, die Cobol-Programmbestände unter Unix zum Einsatz bringen wollen.

Die Marktinitiativen im PC-Geschäft

Die PC-Industrie sieht die CeBIT '92 vornehmlich als Veranstaltung für die Marktbelebung an. Seit dem vergangenen Jahr werden hierzulande im PC-Geschäft wertmäßig rückläufige Wachstumsraten verzeichnet. Dazu hat der kräftige Preisverfall, aber auch das Verhalten der kommerziellen Anwender beigetragen.

Im Markt für Arbeitsplatzrechner läßt sich nach jahrelangem Verkaufsboom eine gewisse Sättigung beobachten. Die PC-Anbieter reagieren auf diese Konjunkturschwäche mit unterschiedlichen Aktivitäten. Sie wenden sich verstärkt dem Markt für Hochleistungs-Modelle zu, den vor allem der Übergang auf grafische Benutzeroberflächen beflügelt. Der Hauptanteil der Nachfrage und des Modellangebots entfällt jetzt auf 386er PCs mit Prozessoren, deren Taktrate oberhalb von 20 Megahertz liegt. Weitere Marktimpulse werden von Rücknahme-Aktionen für ältere Computer erwartet. Die Hauptrolle fällt jedoch technischen Konzepten zu, die dem Benutzer anforderungsgerechte Computer zugänglich machen sollen. Mit Hilfe des Upgrade-Konzepts, können die PCs auf längere Sicht jederzeit dem aktuellen Entwicklungsstand angepaßt werden. Das Modular-Konzept läßt die Rechner mitwachsen und bringt sie mit wechselnden Benutzeranforderungen in Einklang. Darüber hinaus wenden sich die PC-Anbieter verstärkt den von Anwendungsgebieten oder dem Rechnertyp abhängigen Wachstumsmärkten zu.

Die Marktpremieren von Arbeitsplatz-Rechnern gelten vor allem Modellen mit 486-Prozessor, die Taktraten zwischen 33 und 50 Megahertz aufweisen. Fast alle PCs sind jetzt mit VGA-Controllern und -Bildschirmen ausgerüstet. Außerdem werden Arbeitsplatz-PCs vorgeführt, die speziell für die hohen Anforderungen in der grafischen Datenverarbeitung und bei Multimedia-Anwendungen konzipiert sind. Diese Modelle unterscheiden sich in der Funktionsbreite, Bildwiedergabe und Leistung kaum noch von den Workstations, wohl aber durch ihr niedriges Preisniveau.

Erfolgskurs bei den mobilen Computern

Den Löwenanteil unter den Neuheiten stellen die tragbaren PCs. Die Spitze halten allerdings nicht mehr die Laptop-Rechner, sondern die Notebook-Computer. Zur CeBIT '92 Hannover sind sehr leicht gebaute Modelle mit 386-Prozessor, hoher Taktfrequenz und Speicherkapazität zu erwarten, deren Hauptmerkmal der flache LC-Bildschirm im Schreibblatt-Format ist. Erstmals wird man auch Notebooks mit Farbbildschirm sehen.

Zu den Hauptanziehungspunkten gehören die stiftgetriebenen Computer, bei denen die Weltpremieren erst vor wenigen Monaten stattfanden. Der Bildschirm dieses neuartigen Rechnertyps dient nicht allein der Darstellung von Programmen und Ergebnissen, sondern auch als Schreibfläche für die handschriftliche Eingabe von Texten und Daten mit Hilfe eines elektronischen Stifts.

Intensive Entwicklung von Software

Mit besonders umfangreichen Entwicklungsarbeiten machen zur Zeit die dem PC-Markt nahestehenden System- und Softwarehäuser die Eigenschaften der 1991 bekanntgegebenen neuen Betriebssystem-Versionen MS-DOS 5.0, Macintosh System 7 und alternativen Grundsysteme in ihren Programmpaketen verfügbar. Gleichzeitig werden weitere Pakete unter Windows 3.0 und an, deren Basislösungen von zeichenorientierter auf grafische Benutzerunterstützungen umgestellt. Eine Marktstudie von IDC vom letzten Herbst geht davon aus, daß, 1992 rund 70 Prozent aller Anwendungsprogrammpakete mit grafischen Oberflächen ausgestattet sein werden.

Ein weiteres Messethema der Software-Industrie sind erneut die Datenbankpakete. Nunmehr lassen sich weitere international verbreitete Datenbank-Verwaltungssysteme im Rahmen von Client-Server-Architekturen auch unter MS-DOS einsetzen. Den Trend zur Einbindung von PCs in die Softwarewelt der Groß- und Bereichsrechner verdeutlichen in jüngster Zeit diverse Kooperationsvereinbarungen zwischen Systemanbietern für gesamtbetriebliche Anwendungen und PC-Spezialisten. Ihre Programmprodukte bilden die Plattform für Integationen.

Ähnliches läßt sich auch bei den PC-orientierten Datenbanklösungen für die Bilddaten- und Volltext-Verwaltung sowie bei den Branchenlösungen beobachten.

Wachsender Einfluß der Komponenten-Industrie

Das schnelle Wachstum ihrer Branche verkörpern in Hannover die Komponentenhersteller, die weiterhin der Entwicklung der Rechnersysteme maßgebliche Impulse verleihen. Das gleiche gilt auch für die Preisgestaltung im Markt. Schon immer haben sie auf diese Marktfaktoren als Fertigungspartner der Computerindustrie Einfluß genommen.

Jetzt verstärkt sich diese Rolle durch die direkte Zusammenarbeit mit Vertriebs- und Servicebetrieben, die kundenspezifisch aus Standardkomponenten kostengünstige Rechner verwirklichen.

Das CeBIT-Angebot deckt auch die gesamte Peripherietechnik ab. Einer der Schwerpunkte sind die Speicherelemente und -einheiten. Bei den Speicher-Chips für RAM- und ROM-Anwendungen konnte in letzter Zeit die Packungsdichte sprunghaft verbessert werden. Damit stiegen auch die Speicherkapazität und Zugriffsgeschwindigkeit. Für Groß- und Bereichsrechner werden Plattenstationen mit Kapazitäten bis zu mehr als 30 Gigabyte und kurzen Zugriffszeiten gezeigt. Bei den 31/2- und 51/4-Zill-Standardlaufwerken für Workstations und PCs findet man Kapazitäten von über 100 Megabytes und Zugriffszeiten um 10 Millisekunden.

Optische Speichersysteme sind auf dem Vormarsch

Durch neuartige Schreib-/Leseköpfe werden jetzt auch bei den optischen Speichern der WORM-Technik (Write Once Read Many) für die Dokumenten- und Bildverwaltung sprunghaft höhere Kapazitäten im Online-Zugriff geboten. Bisher konnte mit den Systemen auf 1 Gigabyte direkt zugegriffen werden, nun auf mehr als 5 Gigabyte.

Einen Schwerpunkt auf der diesjährigen CeBIT bilden die

magneto-optischen Systeme, lösch- und wiederbeschreibbare Speichermedien, die hauptsächlich für die Bildverarbeitung mit Personal Computer und anderen Rechnerarten ausgelegt sind.

Diese preisgünstigen Speicher bieten beim Plattenformat von 31/2- und 51/4-Zoll den schnellen Zugriff auf Kapazitäten von bis zu mehr als 600 Megabyte.

Außerdem erwartet die Besucher in Hannover ein vergrößertes Angebot von CD-ROM-Laufwerken, denen die Fachwelt eine große Zukunft als Medien für die Verteilung, Verbreitung und Wiedergewinnung bildhafter und textlicher Dokumente voraussagt.

Tintenstrahl-Drucker als günstige Alternative

Die Hersteller von Druckeinheiten knüpfen mit ihren Gerätepremieren diesmal hauptsächlich an Vorentwicklungen früherer Jahre an, ausgenommen im Gebiet des Farbdrucks. Während Entwicklung und Markteinführung der Nadeldrucker deutlich gegenüber der Laserdrucktechnik zurücktreten, setzt sich der Erfolgskurs der Tintenstrahl-Drucker bei sehr preisgünstigen Modellen fort.

Marktresonanz und Modellkreation bei den Arbeitsplatz-Laserdruckern werden gleich mehrfach belebt: von den rückläufigen Gerätepreisen, vom wachsenden Gebrauch der grafischen Anwendungspakete und vom Trend zur Mehrfunktionalität. Das Messeangebot laßt erkennen, daß diese Drucktechnik jetzt unmittelbar am mittleren Preisniveau der Nadeldrucker anschließt. Deutlich tritt aber auch hervor, daß nunmehr aus der elektrostatischen Reproduktionstechnik Mehrzweckgeräte hervorgehen. Künftig wird oft ein einziges Gerät mit digitaler Technik als Ausdruckeinheit für Computer, als Kopiergerät mit Bildbearbeitungsfunktionen und als Fax-Gerät dienen können.

In mehreren Techniken für den Computer-Output werden Druckeinheiten herausgebracht, die mit hoher Qualität mehrfarbige oder bunte Darstellungen zu Papier bringen. In der elektrostatischen Transfertechnik werden Vollfarbdrucker und -kopierer präsentiert, die sich mit Postscript-Einrichtungen kombinieren lassen. Aus der Tintenstrahl-Technik gingen die Bubble-Jets hervor, die mit mehreren hundert heizbaren Düsen feinauflösende und brillante Bilder erzeugen. Mit weiteren Druckeinheiten für Farb- und Textdruck wartet die Thermo-Transfertechnik auf.

Kommunikation ist wieder ein Hauptthema

In den Schwerpunktbereichen mit Lösungen für die Kommunikation in innerbetrieblichen und öffentlichen Netzen halten die Aussteller an den Hauptthemen der Vorjahre fest. Weiterhin geht es um die Integration der bislang noch nebeneinander betriebenen Netzsysteme, und abermals wartet die Fachindustrie mit neuen Systemkonzepten und Komponenten für die Verwirklichung offener Kommunikationsnetze auf

Um die Freizügigkeit beim netz- und systemtechnischen Austausch von Daten und Dokumenten geht es in vielen Marktangeboten der Computerindustrie, bei den netztechnischen Systemintegratoren, den Komponentenanbietern und den Fachunternehmen, die dem Fernmeldewesen verbunden sind. Die Grundlage vieler Lösungsangebote sind OSI-Standards (Open Systems Interconnection). Bislang haben diese Protokolle allerdings erst in Anfängen praktische Bedeutung gewonnene Am weitesten vorangekommen ist die Nutzung der von OSI abgeleiteten CCITT-Norm X.400 für Electronic-Mail-Systeme. Massendaten werden zwischen unterschiedlichen Informationssystemen in zunehmendem Maß unter FTAM ausgetauscht (File Transfere Access and Management). Große Erwartungen gelten derzeit der Einführung des Edifact-Standards, der ebenfalls von OSI mitgeprägt ist (Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport).

System- und Netzintegratoren

In Hannover werden die im letzten Herbst bekanntgegebenen Konzepte für das unternehmensweite Zusammenwirken und die Verbindung von Informationssystemen unterschiedlicher Herkunft zur Diskussion stehen. Viele Fachunternehmen, die bei den Marktaktivitäten für die Verwirklichung offener Systeme bislang nur mit Teillösungen aufwarteten, können jetzt in Zusammenarbeit Mit Kooperationspartnern Gesamtlösungen anbieten. Die Umrüstung bislang isolierter Systeme auf offene Systeme ist nunmehr auch ein Thema der Branchen geworden. Die gleiche Problematik hat außerdem eine neue Spezies ins Leben gerufen, die Connectivity-Häuser, die bei der Verwirklichung von Kundenprojekten für die Netzintegration Hardware und Software unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen.

Auf die integrierte Nutzung der systemtechnischen Ressourcen stellen sich weiterhin auch die System- und softwarehäuser ein, insbesondere und Client-Server-Konzepten und -Produkten. Ein weiterer integrationsfaktor sind die vernetzbaren Benutzereinheiten. Mit Emulationen sorgen die Terminal-Anbieter dafür, daß die Benutzer mit dem gleichen Endgerät auf die Datenbestände unterschiedlicher Systeme zugreifen können. Funktionelle und preisliche Aspekte bringen allerdings im gleichen Gebiet immer häufiger Endgeräte aus der PC-Welt ins Spiel, die mit einer Fülle unterschiedlicher Funktions- und Anpassungselemente ausgerüstet werden können.

Trends im LAN-Geschäft

Die herstellerunabhängige Systemintegration hat ganz besonders im LAN-Markt neue Geschäftsfelder eröffnet, die auch im Messegeschehen eine große Rolle spielen. Die meisten Marktangebote gelten Dienstleistungen für die Verwirklichung von schlüsselfertigen Gesamtlösungen in komplexen Systemumgebungen.

Die Grundlage der weitaus meisten Betriebsysternen Netzsysteme ist der Ethernet-Standard, und zur fahrenden Erscheinungsform entwickeln sich die PC-Netze.

Das Dienstleistungsangebot wird in Hannover durch eine Fülle von Netzkomponenten ergänzt, darunter vor allem Netzserver und Verkabelungssysteme aus der Koaxial- und Lichtwellenleiter-Technik und Gateway-Techniken für die Verbindung zwischen unterschiedlichen Übertragungs- und Rechnersystemen.

Perspektiven für die öffentlichen Netze

Mit einem breiten Themenspektrum treten auch die Anbieter von Vermittlungssystemen für die öffentlichen und privaten Netze und Dienste der Telekommunikation an die Besucher heran. Gemeinsam mit den Netzbetreibern vermittelt die Fachindustrie Eindrücke über die Projekte und Weiterentwicklungen.

Zu den Schwerpunkten gehören die Vorhaben im ISDN-Netz, für das im Bundesgebiet bislang zwischen 50 000 und 60 000 Basisanschlüsse installiert worden sind. Mit Pilotprojekten unter Beteiligung der Fernmeldeindustrie bereitet sich der Netzbetreiber gegenwärtig auf neuartige Dienste und Leistungsmerkmale vor, insbesondere auf flächendeckende Anwendungen der Breitband-Kommunikation.

Zur Zeit werden Pilotprojekte für den Aufbau von Glasfaser-Ortsnetzen durchgeführt. Ein weiteres Messethema ist die Anwendung von "Computerintelligenz" für maßgeschneiderte Dienstleistungen nach Kundenwunsch.

Darüber hinaus präsentiert die Fachindustrie auch neue Komponenten für den Markt der Gegenwart. Man sieht in Hannover erstmals ISDN-Kommunikationssysteme, die auch den Einsatz von Schnurlos-Telefonen ermöglichen.

Die PC-Benutzer finden dort Software und Funktionskarten für den Datenaustausch im ISDN-Netz sowie Teilnehmer- und Adreßbücher auf Disketten. Hinzu kommen zahlreiche neue digitale Telefone mit erweitertem Komfort und abhörsicherer Sprachverschlüsselung.

Schwerpunktthema Mobilkommunikation

Besonders starke Beachtung werden die Präsentationen der Netze, Dienste und Komponenten für die Mobilkommunikation finden. Wahrscheinlich beginnt noch kurz vor Eröffnung der CeBIT'92 Hannover der öffentliche Betrieb der beiden neuen digitalen Funkttelefon-Netze D1 und D2, die noch in diesem Jahrzehnt mehrere Millionen Teilnehmer europaweit von standortgebundenen Telefonen unabhängig machen werden. Das gleiche gilt für den Telefax-, Telex-, Btx-, Voicebox- und Mailbox-Verkehr. Die beteiligten Hersteller bereiten sich zur Zeit auf die Serienproduktion vor.

Darüber hinaus werden in Hannover auch weitere Systeme für die Mobilkommunikation präsentiert, unter anderem das im Aufbau befindliche deutsche Bündelfunknetz für den Betriebsfunk und das geplante öffentliche Datenfunknetz für mobile Teilnehmer.

Zu den Ausstellern gehören auch die amerikanischen Initiatoren eines globalen Mobilfunk-Projekts. Mit einer Konstellation intelligenter Satelliten auf polarer Umlaufbahn soll noch in diesem Jahrzehnt ein Funkttelefonnetz mit weltweiten Dimensionen für voraussichtlich 20 Millionen Teilnehmer verwirklicht werden.

Viele Neuheiten widmen die System- und Geräteanbieter erneut dem Telefax-Markt, dessen Basis mehrere hunderttausend Teilnehmer und weiterhin hohe Zuwachsraten sind. Ein zunehmender Teil des Marktes entfällt auf PC-Fax-Anwendungen. Hier verstärkt sich zur Zeit der Trend, den Empfang und Versand von Fax-Nachrichten in Terminal- und PC-Netze zu integrieren. Die gleiche Tendenz läßt sich auch bei Telex und Teletex beobachten.

Auf den Erfolgskurs des computergestützten Fernkopierens reagieren nunmehr die Hersteller von Fax-Geräten mit neuartigen Konzepten und Produkten. Im Messeangebot sieht man Laserfax-Geräte, die sich mit alleinstehenden oder vernetzten PCs verbinden lassen. Mit solchen Geräten können Fax-Nachrichten am Bildschirm erstellt, ohne Belastung der Rechner versandt oder empfangen werden.

Telefon und Fax in einem Gerät

Die gleiche Grundidee steht auch Fax-Geräten mit eigenen Computerfunktionen und großräumigen Textspeichern Pate. Darüber hinaus verstärken die Geräteanbieter mit preisgünstigen und mehrfunktionalen Fax-Modellen ihre Marktaktivitäten für Erstanwender aus kleinen Betrieben und freien Berufen. Diese Modelle vereinigen Telefon und Fax im gleichen Kompaktgerät.