Frost & Sullivan gibt Studie heraus

Der Markt für geographische Informationssysteme wächst

18.09.1992

FRANKFURT (CW) - Außergewöhnlich hohe Umsatzchancen räumen die Marktforscher der Frost & Sullivan Ltd. DV-Anbietern ein, die ein Angebot im Bereich geographischer Informationssysteme (GIS) vorweisen können. Noch in diesem Jahr werde in Europa ein Marktvolumen von 656 Millionen Dollar erreicht. Bis 1996 dürften sich die Umsätze mehr als verdoppelt haben.

Als GIS bezeichnen die Marktforscher computergestützte Systeme, in die jede Art von Information mit einem räumlichen Bezug eingegeben, gespeichert, angezeigt und analysiert werden kann. Die dort verarbeiteten "realen Objekte" liegen nach der Frost & Sullivan-Definition in der Regel "nahe der Erdoberfläche" und sind räumlich lokalisierbar. Eine solche Beschreibung geben die Marktauguren in ihrer Studie "Der europäische Markt für geographische Informationssysteme, Karten und Datenbanken".

Demnach ist die Anwendungsbreite von GIS schier unbegrenzt: Informationen über bestimmte Landparzellen oder Immobilien lassen sich ebenso speichern und verarbeiten wie zum Beispiel die Stelle eines Autounfalls, das freie Krankenhausbett oder die seltene Vogelart. Die Begründung für den steigenden Bedarf ist so lapidar wie logisch: "Da unser Planet immer dichter bevölkert ist, wird es dringender, unsere Umwelt effektiv zu managen." Von einem besseren Wissen über die Erde und der "darauf befindlichen Objekte könnten von der Verwaltung bis zur Wirtschaft alle Bereiche profitieren.

GIS haben sich aus CAD. orientierten digitalen Abbildungssystmen entwickelt, die mit einem Datenbanksystem verknüpft wurden. Das Datenvolumen bei Informationssystemen dieser Art liegt allerdings deutlich höher als im CAD-Bereich.

Standardsysteme wird es nicht geben

Typischerweise sind drei Arten von Informationen vorhanden: die Kartenbasis, anwendungsbezogene grafische oder geometrische Daten und nichtgrafische Daten. Standardsysteme wird es nach Einschätzung der Marktexperten nicht geben - vielmehr dürften Anbieter ihren Kunden je nach deren individuellen Anforderungen verschiedene Werkzeuge zusammenstellen.

Dem durchschlagenden Erfolg solcher Systeme, die zunehmend auf PCs zum Einsatz kommen, steht allerdings noch ein gravierendes Problem entgegen: "Es gibt in den Organisationen, die von der Implementierung eines GIS profitieren könnten, niemanden der sich wie selbstverständlich dafür verantwortlich fühlen würde", heißt es in der Studie. Bei ihren Vertriebsbemühungen dürfte es den Anbietern daher schwerfallen, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Vor allem bei den Behörden, die zu den künftigen Hauptkunden zählen werden seien Probleme zu erwarten, denn die Mittelbeschaffung sei dort schwierig und der Entscheidungsprozeß komme nur langsam voran.

Als größten europäischen Markt nennt Frost & Sullivan Deutschland und die Alpenländer. Hier werde 1996 ein Markt von 430 Millionen Mark erreicht. Es folgen Großbritannien und Irland (306) sowie Frankreich (213). Am meisten Geld werde dabei mit den GIS-Services umgesetzt, einem Markt, dessen Volumen 1992 auf 225 Millionen Dollar geschätzt wird. Knapp dahinter liegt das Softwaregeschäft mit 206 Millionen Dollar.