Der Markt für Anwendungs-Software in der Bundesrepublik Deutschland

Der Markt für Anwendungs-Software in der Bundesrepublik Deutschland Teil 2

22.02.1980

2. 2 Struktur der Software-Nachfrage

Das Marktvolumen des Anwendungssoftware-Marktes 1979 kommt im Vergleich zu 1975 durch eine wesentlich größere Zahl von Nachfragern bei durchschnittlich niedrigeren Aufwendungen zustande.

Die Nachfrage richtet sich auf Programmierunterstützung durch externe Mitarbeiter im eigenen Projektteam oder externe Anwendungsentwicklung, Standard-Anwendungssoftware und Dienstleistungen zur Verbesserung der internen Programmierkapazität und -qualität (DV-Schulung, DV-Organisationsberatung und anderes).

Im einzelnen haben die DV-Anwender für Software-Produkte und Dienstleistungen im Jahr 1978 folgende Beträge ausgegeben:

Zwei Drittel der Ausgaben für Standard-Anwendungssoftware und die Hälfte der Ausgaben für individuelle Anwendungssoftware lagen unter 5000 Mark.

2. 3 Versorgungslage der DV-Anwender

Die DV-Anwender sind mit ihrer Versorgungslage nicht voll zufrieden. Es fehlt ihrer Ansicht nach ein ausreichend qualifiziertes Angebot insbesondere an Standard-Anwendungssoftware, "fertigen" Systemen und Anwendungssoftware-Entwicklungskapazitäten sowie Anwendungsunterstützung im laufenden DV-Betrieb.

Unter den verschiedenen Anbietern am Software-Markt fühlen sich die meisten Anwender am besten durch ihren Hardware-Hersteller betreut. Es besteht also eine Herstellerbindung der DV-Anwender.

Dabei denken die Anwender allerdings in erster Linie an die Hardware-Unterstützung durch den technischen Außendienst des Herstellers. Das Anwendungssoftware-Angebot wird als nicht ausreichend bezeichnet.

Ein Drittel der Anwender arbeitet daher bereits mit Software-Herstellern zusammen und fühlt sich durch diese am besten betreut.

Das bedeutet jedoch nicht, daß die Anwender mit der Qualität der Unterstützung durch diese Software-Anbieter in vollem Umfang zufrieden sind. Wichtige Kritikpunkte sind mangelnde Stabilität des Unternehmens, mangelndes technologisches Know-how und fehlende Branchen- und Anwendungskenntnisse.

Für viele Anwender, die mit Software-Herstellern zusammenarbeiten, ist dies daher nur eine Ausweichlösung aufgrund des unzureichenden Angebots des Hardware-Herstellers. Der Wunsch nach "Unterstützung aus einer Hand" ist sehr ausgeprägt.

2. 4 Nachfrageentwicklung

Alle derzeitigen DV-Anwender planen neue Anwendungen oder wesentliche Umstellungen auf mindestens einem Gebiet:

Zur Realisierung ihrer Anwendungsplanungen werden die DV-Anwender nach ihren derzeitigen Planungen aber keine neuen Mitarbeiter im DV-Bereich einstellen. Dies liegt vor allem auch daran, weil die DV-Anwender ihre Chance, am Arbeitsmarkt qualifizierte DV-Fachkräfte anwerben zu können, relativ ungünstig einschätzen.

Die Möglichkeit, den Anwendungsbedarf "aus eigenen Kräften" weitgehend zu decken, ist also gering und es ist deshalb damit zu rechnen, daß der Anteil der DV-Anwender, der als Software-Nach-frager am Markt auftritt, weiter steigen wird.

Entsprechend ist mit einem Rückgang des Anteils eigenerstellter Anwendungssoftware bis 1982 zu rechnen. Insbesondere werden auch die kleinen und mittleren Anwender, die früher eher an einen Ausbau der internen Kapazität gedacht haben, verstärkt in noch größerem Umfang Software nachfragen.

Die beschriebene Situation auf dem Software-Markt wird sich dadurch weiter anspannen, daß eine große Zahl sehr kleiner Neuanwender auf den Markt kommen und mit geringen Budgets, ohne eigene DV-Erfahrung Problemlösungskompetenz auf dem Markt suchen wird. Neuere, noch nicht abgeschlossene Untersuchungen haben nachgewiesen, daß gerade Datentechnik-lnvestitionen für Klein- und Mittelbetriebe ein entscheidender Faktor ihres Wachstums und des Erhalts ihrer Wettbewerbsfähigkeit sind. Für diese Unternehmen ist also ein adäquates Produkt- und Dienstleistungs-Angebot auf dem DV-Markt besonders wichtig.

Insgesamt erwägen acht Prozent der Nicht-Anwender, die Installation eines eigenen Systems in den nächsten zwei Jahren. Vier Prozent dieses Potentials entfallen auf Betriebe, die heute ohne DV-Unterstützung arbeiten, ein Prozent auf Betriebe, die durch andere Betriebe ihres Unternehmens DV-Unterstützung erhalten und drei Prozent auf Betriebe, die mit externen Rechenzentren zusammenarbeiten.

Von den "Erwägern" wird vor allem ein DV-Konzept bevorzugt, bei dem die Anwendungssoftware durch ein externes Programmierbüro oder Software-Haus entwickelt, gewartet und erweitert werden kann.

Das weitgehende Fehlen eigener DV-erfahrener Mitarbeiter führt dazu, daß die kleinen Neu-Anwender auch für den laufenden Betrieb ihres Systems auf externe Unterstützung setzen.

Die Analyse der Nachfrageentwicklung zeigt, daß der Anwendungssoftware-Markt weiter wachsen wird. Die Struktur der Nachfrage wird sich verändern: die Zahl der kleinen Anwender wird steigen und damit die Nachfrage nach Anwendungssoftware für "kleine Budgets". Die Fachabteilungen und Zweigbetriebe von Großunternehmen werden immer häufiger als selbständiger Nachfrager auf dem DV-Markt auftreten.

Die größeren Anwender sind vor allem an Standard-Anwendungssoftware für bestimmte Anwendungsteilbereiche interessiert, weil diese zeitlich sofort verfügbar und kostengünstiger als die Eigenentwicklung ist. Die kleinen und mittleren Anwender sehen vor allem Qualifikationsmängel bei ihren eigenen Software-Entwicklern, die sie zwingen, Leistungen, insbesondere Beratungsleistungen, extern nachzufragen.

Alle Nachfragegruppen empfinden ein Defizit an bedarfsgerechten Angeboten. Zum Teil werden daher "substitutiv" besonders individuelle Anwendungssoftware oder Programmierunterstützung kleiner, flexibler Anbieter nachgefragt. Dabei ist zwar eine große Zahl von individuell guten Erfahrungen zu beobachten, jedoch konnte ein generelles "Vertrauen" in die Software-Branche bislang nicht entwickelt werden. Die Untersuchung der Anbieterstruktur wird zeigen, ob die Einwände der DV-Anwender

- unzureichende Produktionsqualität und Produktivität,

- geringe wirtschaftliche Stabilität,

- unzureichende Berücksichtigung der Anwenderanforderungen, gerechtfertigt sind und welche Ansatzpunkte es für eine Verbesserung der Marktsituation gibt.

Wird fortgesetzt