Neues von der Microsoft Ignite 2016

Der Kompass durch die Microsoft-Welt

02.12.2016
Von 


Eric Berg ist Global Subject Lead für Cloud Plattformen bei SoftwareONE. Er besitzt eine starke Affinität zu Cloud-Technologien, besonders zu Themen wie Public Cloud, Cloud Governance, Cloud-Migrationen, Hybrid Cloud und Cloud Management. Seit 2015 erhielt er jährlich die Auszeichnung zum Microsoft Most Valuable Professional (MVP). Aktuell ist er MVP für Microsoft Azure sowie für Cloud and Datacenter Management.
Durch die Wandlung von Microsoft zur Service Company verändert sich auch der Charakter der großen Konferenzen des Softwarekonzerns. Die Microsoft Ignite ist wichtiger denn je. Angesichts der immensen Produktvielfalt bringt sie IT-Anwender auf den aktuellen Stand und bereitet sie auf Trends wie Software Defined oder Hybrid Cloud vor.

Auf der Microsoft Ignite blieb der große Knall – das bekannte „One more thing“ – aus. Das erwarteten wohl auch die wenigsten der 23.000 IT-Professionals und Entwickler, die Ende September nach Atlanta zur Konferenz anreisten. Denn jede Software steht vorab in Betas, Technical Previews oder sonstigen Mitmachprogrammen zum Testen zur Verfügung. Über einen Cloud-Dienst wie Azure oder die Online-Anwendung Office 365 braucht man also – zugespitzt formuliert – nicht mehr reden, weil diese eine kontinuierliche Aktualisierung erfahren. In den vielen, kleinen Neuerungen, die übers Jahr aus Redmond kommen, drückt sich Microsofts Wandel zur Service Company aus. Dazu passt, dass in der Keynote zur Ignite eher so nebenbei die Ankündigungen für die wichtigen Windows Server 2016 und System Center 2016 fielen.

Software-definierte Netzwerke für weniger Last

Auch viele andere Neuheiten, die Microsoft auf seiner Anwenderkonferenz vorstellte, setzen eine Entwicklung fort – und unterstreichen zunächst die übergeordnete Konzernstrategie „Mobile first, Cloud first“. Die Microsoft Ignite ist jedoch keine reine News-Verkündigungsveranstaltung. Sie hat sich zur Plattform entwickelt, um Anwender und Partner auf das aktuelle technische IT-Level zu bringen. Bei der Fülle an Informationen, Produkten, Services und Features, welche der Software-Riese übers Jahr produziert, ist es umso wichtiger für Unternehmen, Wissenslücken zu schließen.

Seitdem VMware das „Software Defined Data Center“ (SDDC) ausgerufen hatte, bewegt sich vieles in Richtung Programmierung, Scripting oder Ansprechen von APIs (Application Programming Interface). Darüber soll das Bereitstellen von Systemen und das Ansprechen von Managementlösungen erfolgen. Das klassische Konsolenklicken wird so weniger. Den Trend „Software Defined“ greift Microsoft unter anderem im Windows Server 2016 auf – mit speziellen Funktionen für Software-definierte Netzwerke. Das Serverbetriebssystem versetzt die IT zudem in die Lage, hochverfügbare und skalierbare Software-definierte Speicher zu erstellen und zu verwenden – ohne ein Enterprise-Storage-System nutzen zu müssen. Das soll die bisherige Speicherwelt auf den Kopf stellen.

Hybrid Cloud, Nano Server und Security

Mit dem Windows Server 2016 verbindet sich auch das angesagte Schlagwort: Hybrid Cloud. Microsoft geht davon aus, dass Firmen nicht eins zu eins in die Cloud wandern. Sein Serverbetriebssystem beherrscht deshalb das Managen von Cloud-Welt und On-Premises. Bei diesem Ansatz geraten jedoch solche Anwenderfirmen aus dem Microsoft-Focus, die auch künftig nicht in die Cloud wollen.

In der Server-Welt passiert noch mehr Spannendes – etwa der Nano Server. Diese schmalere, kleine Plattform bringt interessante neue Möglichkeiten für Serverbereitstellung und -verwaltung mit. Oder Terminal-Server, mit denen sich eine Virtual Desktop Infrastructure (VDI) auf Serverbasis aufbauen lässt. Das fällt lizenzrechtlich deutlich schlanker aus und eignet sich auch dank großer Grafikunterstützung für CAD-Anwendungen.

Sicherheit spielt bei Cloud-Services und Server-Systemen naturgemäß eine wichtige Rolle. Auf der Microsoft Ignite blitzte der Sicherheitsgedanke unter anderem im „Windows Defender Application Guard“ (WDAG) auf. Diese Virtualisierungstechnik kapselt den Microsoft-Browser Edge so ab, dass er nach unten zum Betriebssystem keine Angriffsfläche mehr bietet. Beim Surfen mit dem Browser, kann man sich durch diesen Schutz keine Schadsoftware mehr einfangen, die auf das Betriebssystem zugreift, so Microsoft.

Seit Juli liefert die „Windows Defender Advanced Threat Protection“ (WDATP) eine Art forensische Analyse von Vorfällen auf Windows-10-Systemen, mit der sich Angriffsszenarien detailliert nachvollziehen lassen. Damit wird klar, wer wann wie den Trojaner oder Virus ins System gebracht hat. WDATP und WDAG gehören zum neuen Lizenz-Bundle Secure Productive Enterprise, das seit Oktober die Sicherheits- und Produktivitätsfunktionen von Office 365, Windows 10 Enterprise und der neuen Enterprise Mobility plus Security (früher: Enterprise Mobility Suite) zusammenfasst.

Forum für Wissbegierige

Der Produktivbetrieb ist für die Firmenanwender entscheidend. Nur hält sie der normale Alltag in Atem und davon ab, sich mit Neuerungen zu beschäftigen. Umso wichtiger werden solche Veranstaltungen wie die Microsoft Ignite, um sich updaten zu lassen. Die Konferenz macht zudem klar, dass die IT-Beratung immer mehr an Bedeutung gewinnt. Denn die technische Lösung selbst ist nicht mehr die Herausforderung. Windows Server oder Azure einzurichten, beherrschen viele IT-Dienstleister. Nun kommt es noch mehr darauf an, die immense Produktvielfalt in ein logisches Konzept zu gießen – und dabei Abhängigkeiten zu erkennen und zu beachten.

Die Ignite bietet auch dafür im nächsten Jahr ein Forum, sich auszutauschen und zu bilden. Wer weiß, wie viele sich dann auf Cortana verlassen, um zur Veranstaltung zu kommen. Die Windows-Assistentin analysiert seit neuestem Notizen und erkennt beispielsweise vermerkte Flugnummern, für die sie den Flugstatus prüfen kann. (hal)