IT im Wandel

Der klassische CIO steht vor dem Aus

21.09.2011
Von 
Gérard Richter ist Seniorpartner bei McKinsey & Company in Frankfurt und Leiter von McKinsey Digital in Deutschland.

Die IT-Story wurde zur Story über Blade-Server, Virtualisierung, Software-as-a-Service, mobile Technologien, Embedded Systems und Cloud Computing. Paradoxerweise machten genau diese Technologiesprünge die IT weniger sichtbar. Es interessiert heute fast niemanden mehr, was im Hintergrund eigentlich abläuft. Wir haben den klassischen Fall von "Back to the Basics" in der IT: Um welche Daten geht es, welche Erkenntnisse können wir daraus ziehen und was müssen wir als Nächstes tun? Letztlich sollte die IT wieder auf Informationen basieren und nicht auf Technologien.

CIOs werden Mitglieder einer Fachabteilung

Mit dieser grundlegenden Veränderung im Kopf müssen sich CIOs und IT-Manager die Frage stellen: Warum speichern wir all diese Informationen? Je nach Antwort wird es für sie grundsätzlich zwei Wege geben: Eine Möglichkeit ist, die IT als eine Plattform zur Unterstützung der Kernprozesse im Unternehmen zu nutzen. Aufgabe dieser CIOs wird es weniger sein, Informationen für Services wie E-Mail oder Datenserver bereitzustellen. Sie werden vermutlich vielmehr Mitglieder einer der Fachabteilungen werden, deren Geschäftsprozesse sie ohnehin bestens verstehen.

Die andere Möglichkeit ist, die Informationen als wirkliches Asset in das Unternehmen einzubeziehen und für die Verbesserung der Wettbewerbsposition nutzbar zu machen. CIOs, die sich für diesen Weg entscheiden, werden Transparenz in die bei Geschäftsprozessen entstehenden Informationen bringen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie Daten strukturieren, aufbereiten und sie für die Integration in neue und flexible Tools bereitstellen.

In etwa 3.000 Tagen wird es entweder Information Manager geben, die in die Fachabteilungen integriert sind. Oder Information Officer, die das "beste Verständnis" haben - sowohl für alle Prozesse innerhalb eines Geschäfts als auch für Informationen, die durch diese Prozesse generiert werden. Besser als andere im Unternehmen können diese Information Officer dann aufzeigen, wie ein Prozess optimiert werden kann und wie sich damit Kosten einsparen und mehr Umsatz generieren lassen. Egal in welcher Ausprägung: Das Berufsbild des CIOs wird in zehn Jahren mit dem heutigen nicht mehr vergleichbar sein. Ob der Titel fortbestehen wird, ist offen. Die Tätigkeit wird dann aber treffender als Chief Change Officer beschrieben.

Diskussionen über Sinn und Unsinn von Smart Grids vergessen

Vergessen werden sollten Diskussionen über Sinn und Unsinn von computergesteuerten Wäschetrocknern und Smart Grids. Das ist der ganz normale Fortschritt, der mit der Entwicklung neuer Geräte und leistungsfähiger technischer Infrastrukturen in unser Leben Einzug hält. Was uns vielmehr beschäftigt, ist die Wahrnehmung der IT: In den vergangenen 120 Jahren - 1890 wurden Lochkarten für die Volkszählung in den USA eingeführt - hat uns eigentlich nur interessiert, in welche Datenbank wir uns einloggen und welche Geräte und Software-Anwendungen wir nutzen.