Humanisierung der Arbeitswelt:

Der "Kampf um menschengerechtere Arbeitsbedingungen"

20.05.1977

OSNABRÜCK (hz) - Im Rahmen des bundesweiten Forschungsprogramms "Humanisierung der Arbeitswelt" untersucht ein Forschungsteam an der Universität Osnabrück, wie sich die Einführung der EDV auf Arbeitsorganisation, -qualifikation und -bewertung bei Angestellten auswirkt. Wie die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete, plant das Team in vier Großbetrieben insgesamt 200 Arbeitsplätze zu untersuchen und für einen Betrieb ein alternatives Organisationsmodell zu erarbeiten. Vorgesehen sind die Stadtwerke, die Stadtsparkasse, Klöckner Osnabrück und Kämmerer.

Die Betriebe sollen repräsentativ für den Osnabrücker Raum sein und die EDV in Teilbereichen schon eingeführt haben. Darüber hinaus sollten sie verschiedene Bereiche (Regiebetrieb, Geldinstitut, Metallunternehmen, Paper/Chemie-Unternehmen) abdecken.

Die vom Auftraggeber, dem Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT), verlangte Zustimmung der Betriebsräte zu der Untersuchung liegt bereits vor. Dagegen seien die Betriebsleitungen von Klöckner und Kämmerer noch "sehr zurückhaltend". Für das Forschungsprojekt in Osnabrück sind rund 1,5 Millionen Mark beantragt worden. Die Untersuchung läuft bis 1980.

Bundesforschungsminister Hans Matthöfer hat das 1974 beschlossene Programm "Humanisierung der Arbeitswelt" als Teil des "Kampfes um menschengerechtere Arbeitsbedingungen" bezeichnet. Zahlreiche Betriebe haben aus dem Programm Mittel erhalten, um neue Arbeitsmodelle erproben zu können. Außerdem sind Forschungsprojekte besonders an technischen Hochschulen unterstützt worden.

Der Osnabrücker Auftrag sieht drei Arbeitsschritte vor:

- Es soll untersucht werden, inwiefern die ausgewählten Betriebe - verglichen mit dem nationalen und internationalen Stand - schon mit EDV arbeiten;

- Insgesamt 200 Arbeitsplätze sollen in der jetzigen Situation und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sie noch EDV-abhängiger sind, analysiert werden;

- Für einen der Betriebe soll ein alternatives Organisationsmodell erarbeitet und realisiert werden. Bei diesem dritten Arbeitsschritt geht das Forschungsteam davon aus, daß solche Alternativen teilautonome Arbeitsgruppen vorsehen werden. Die demokratische Strukturierung eines Betriebes könne zwar auch zur Kostenfrage werden, keineswegs müsse aber ein so organisierter Betrieb kostenspieliger arbeiten. An diesem Punkt zeige sich - so das Forschungsteam welchen Stellenwert das Programm für die Demokratisierung und Humanisierung der Arbeitswelt habe: Die EDV mit der durch sie ermöglichten Arbeitszeitverkürzung und den anderen von ihr verursachten Veränderungen der Arbeit sei als technisches Hilfsmittel zu nutzen, um die Vorteile möglichst vielen vermitteln zu können.