Tiefpunkt des Kundenfangs

Der Kampf um den österreichischen Mobilfunkmarkt eskaliert

21.07.2008
Von pte pte
Österreichs Mobilfunkmarkt ist ein Haifischbecken. Die Anbieter beharken sich inzwischen vor Gericht, Kunden profitieren von niedrigen Preisen.

Der Wettbewerb um Kunden am österreichischen Telekommunikationsmarkt spitzt sich zu. Nachdem One-Kunden in den vergangenen Tagen persönlich adressierte Werbesendungen des Mitbewerbers Tele.ring erhalten hatten, hat One nun rechtliche Schritte gegen das Vorgehen des Konkurrenten eingeleitet. Am Freitag brachte der Mobilfunkanbieter eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs beim Handelsgericht Wien ein. "Diese Vorgangsweise ist in der Mobilfunkgeschichte des Landes einzigartig und markiert ein neues, tiefes Niveau des Kundenfangs", sagt One-CEO Michael Krammer, früher Geschäftsführer von Tele.ring und E-Plus. Tele.ring, die Discounttochter von T-Mobile, machte die Kunden auf angebliche Preisvorteile des eigenen Tarifs "Basta" aufmerksam und forderte zu einem Anbieterwechsel auf. "Wir sehen dieser Klage gelassen entgegen, da dies eine ganz normale Direct-Mailing-Aktion war", sagt T-Mobile-Sprecherin Andrea Karner gegenüber pressetext.

Man habe nichts Falsches gemacht, auch die Datensicherheit sei nicht verletzt worden. Anders als noch vor wenigen Tagen berichtet wurde, wird nun davon Abstand genommen, dass One selbst die Kundendaten herausgegeben habe, sagt Karner. Man habe mit einem professionellen Adressverlag zusammengearbeitet, von dem man Kundendaten nach bestimmten Kriterien gekauft hat. "Diese Kunden haben zuvor ihr Einverständnis über den Empfang von Werbesendungen von Drittanbietern gegeben. Das heißt nicht, dass One Kundendaten weitergegeben hat", so Karner und verweist auf Gewinnspiele oder Registrierungen, die im Internet vorgenommen werden, bei denen Kunden unter anderem ihre Telefondaten angeben. In diesem Rahmen werde auch das Einverständnis für Werbezusendungen Dritter gegeben. Man habe die Zusendung zwar etwas frech formuliert, dies entspreche aber auch der Marke Tele.ring, sagt Karner. Direct-Mailing-Kampagnen seien zudem nicht nur in der Telekommunikationsbranche ein üblicher Vorgang.

One bekräftigte nochmals, keine Daten seiner Kunden an Dritte weiterzugeben, wie zuvor von T-Mobile/Tele.ring angedeutet wurde. Tele.ring habe versucht, "in einer den Mitbewerber herabsetzenden Art und unter offensichtlich missbräuchlicher Verwendung von Kundendaten, One-Kunden zu keilen", begründet One den Schritt zum Handelsgericht. Der Mobilfunkanbieter hat deshalb eine Klage auf Unterlassung mit Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingeleitet und spricht von "beispielloser Kundenbelästigung" und einzigartiger Vorgehensweise beim Kundenfang. Man wolle die Kunden vor Datenmissbrauch und unerwünschten Keilermethoden schützen. Weitere Untersuchungen sollen laut One aufzeigen, wie Tele.ring an die Kundendaten des Mitbewerbers gelangt ist. Hunderte Kunden hätten sich aus Sorge um die Weitergabe ihrer Daten bereits bei One beschwert. Ob One auch eine Prüfung durch die Datenschutzkommission beantragt, ist derzeit noch offen.

Anfang vergangener Woche hatte das "Wirtschaftblatt" über die Tele.ring-Werbeaktion berichtet. Diese habe damit geworben, dass der Basta-Tarif um sechs Euro günstiger sei und zugleich 30 Euro Wechselbonus in Aussicht gestellt. Schon im Rahmen dieser Berichterstattung hat T-Mobile angegeben, die Daten von einem Adress-Verlag gekauft zu haben. Zugleich erklärte man, dass One-Kunden bei Vertragsabschluss der Weitergabe ihrer Daten für Werbezwecke an Dritte zugestimmt hätten, was von One dementiert wird. "Daten werden prinzipiell nicht an Dritte weitergegeben", sagt One-Sprecherin Petra Jakob. (pte)