TK- und Automotive-Branche fragen verstärkt Freiberufler nach

Der IT-Projektmarkt formiert sich neu

16.04.2004
MÜNCHEN (ka) - Für die IT-Freiberufler bleibt die Bankenbranche auf absehbare Zeit zwar Aufftraggeber Nummer eins. Große Projektimpulse gehen aber zunehmend von den Bereichen Telekommunikation, Elektronik, IT und Automotive aus.

Der IT-Projektmarkt war bisher eng an die Bankenbranche gekoppelt: Ging es den Banken gut, gab es auch für IT-Freiberufler reichlich Aufträge. Hatten die Finanzhäuser Probleme, bekamen dies vor allem die externen IT-Profis durch weniger werdende Projekte zu spüren. "Diesen Zustand, auf Gedeih und Verderb einer Branche ausgeliefert zu sein, wird es schon bald nicht mehr geben", prognostiziert Karl Trageiser vom Projektportal Gulp Information Services. Der Grund liegt laut Gulp darin, dass sich die Verteilung der IT-Projektaufträge gerade nachhaltig verändere.

Das Münchner Projektportal, in dem über 48000 IT-Freiberufler im deutschsprachigen Raum (inklusive Österreich und Schweiz) mit ihren Profilen eingetragen sind, beobachtet seit einiger Zeit, dass die Banken zwar nach absoluten Zahlen weiterhin den Löwenanteil an Projekten in die Freiberuflerszene vergeben, ihr prozentuales Gewicht jedoch abnimmt: Im Jahr 2001 entfielen noch 34 Prozent der über Gulp abgewickelten Projektanfragen auf die Finanzinstitute, in den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres waren es nur noch 18,6 Prozent. Auf Rang zwei hinter den Banken befindet sich derzeit die Telekommunikation: 13,5 Prozent aller Anfragen zwischen Januar und Februar 2004 gingen auf das Konto dieser Branche. Im Jahr 2001 lag der Prozentsatz nur bei 11,5. Im gleichen Zeitraum holten auch andere Wirtschaftszweige kontinuierlich auf: der Elektroniksektor von 9,2 auf 12,6, IT von neun auf 10,8 und Versicherungen von 6,6 auf 7,1 Prozent.

"Mehr als ein Geheimfavorit für die nahe Zukunft des IT-Projektmarkts ist die Automotive-Branche", kommentiert Trageiser die jüngsten Ergebnisse der Gulp-Analyse. Lediglich 2,5 Prozent aller 2001 über Gulp geschalteten Anfragen stammten von Automotive-Unternehmen, im Januar und Februar 2004 lag der Prozentsatz bereits bei 7,5.

Die Entwicklung, dass zusätzlich zu den Banken auch andere Branchen zunehmend IT-Freiberufler nachfragen, begrüßt Gulp-Geschäftsführer Trageiser. Der tiefe Sturz nach dem Inter-net, Euro- und Jahrtausendwende-Boom habe die Risiken deutlich gemacht, wenn selbständige IT-Spezialisten nur von einer Branche abhängig seien. "Wenn in Zukunft die Projektmacher auf mehrere Branchen gleichwertig verteilt sind, dann bedeutet dies vor allem ein großes Stück mehr Stabilität für die kommenden Jahre."

Generell setzt sich der seit einigen Monaten anhaltende Aufwärtstrend im IT-Freiberuflermarkt auch im März 2004 fort: Gulp zählte insgesamt 4920 Projektanfragen, was noch einmal ein Plus von 16,3 Prozent gegenüber dem Rekordmonat Februar bedeutet. Auffällig war im vergangenen Monat zudem die verstärkte Nachfrage der Firmen nach Spezialisten mit Programmierkenntnissen in C/C++ und SQL: 13,7 beziehungsweise 12,7 Prozent aller Anfragen suchten diese Skills. Im Februar hatten sich nur 11,4 beziehungsweise 10,2 Prozent der Anfragen auf diese Sprachen bezogen. Erstmals abgeschlagen auf Rang drei lag im März Java, der frühere Langzeitspitzenreiter unter den Programmiersprachen: Hier fiel die Nachfrage von 11,4 Prozent im Februar auf 10,8 Prozent.

Die meisten C/C++-Spezialisten suchte im März Deutschlands Süden: 28,7 Prozent aller Anfragen an diese Profis entfielen auf den Münchner Raum. Frankfurt am Main lag mit 18 Prozent an zweiter Stelle. In Hinsicht auf SQL-Fachleute war wiederum der Frankfurter Raum mit 22,7 Prozent aller SQL-Anfragen vorn, die Münchner befanden sich mit 20,9 Prozent knapp dahinter. In München war zu 21,9 Prozent, Frankfurt zu 20,3 Prozent Java gefragt.

Abb: Banken sind die wichtigsten Auftraggeber - Tendenz fallend

Die Banken bleiben der größte Arbeitgeber für IT-Freiberufler, aber der Anteil anderer Branchen, vor allem der Telekommunikation und des Automotive-Bereichs, am IT-Projektmarkt wächst. Quelle: Gulp