Der IT-Manager spielt beim E-Business eine Nebenrolle

15.05.2001
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nirgends ist das Motto des COMPUTERWOCHE-Kongresses "IT meets Business" aktueller als beim Trendthema E-Business. Die Vorträge und Diskussionen auf dem Kongress Ende letzten Jahres belegten: Technisch geprägte IT-Leiter sind höchstens Erfüllungsgehilfen. Wer mitgestalten will, braucht neue Qualifikationen.

Das Zukunftsszenario, das Thomas Malone, Professor an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology (MIT), zeichnete, jagte wohl manchem Zuhörer kalte Schauer den Rücken entlang: Der Hochschullehrer prognostierte eine zunehmende Zahl von Unternehmen, die beachtliche Umsätze mit einem Minimum an Belegschaft erzielen, indem sie sogar Kernfunktionen an externe Dienstleister auslagern. Für eine festangestellte IT-Mannschaft ist in einer solchen Organisation kein Platz. Damit führte der Wissenschaftler jedoch nur eine Entwicklung fort, die den IT-Managern in den Unternehmen schon seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet: Sie oder vielmehr ihre Abteilungen müssen gegen externe Serviceanbieter konkurrieren. Als Reaktion darauf geben sie sich alle erdenkliche Mühe, ihren Status als interner Dienstleister zu festigen. Sie haben sich durchgerungen, die Fachabteilungen als Kunden zu betrachten und ihre Arbeit objektiv messbaren Kriterien zu unterwerfen: detaillierten Pflichtenheften und Service-Level-Agreements. Im Hinblick auf das E-Business erweist sich dieser Kulturwandel als Bumerang. Mit ihrem Selbstverständnis als Dienstleister reduzieren sich die IT-Abteilungen auf die Funktion von Erfüllungsgehilfen. Die immer wieder geäußerte Forderung, das IT-Management müsse geschäftliche Mitverantwortung tragen, wird dadurch ad absurdum geführt. Diese harte Schlussfolgerung ergab sich aus den Gruppendiskussionen, an denen die Kongressteilnehmer engagiert mitwirkten. Bestätigt wurde diese These zudem in den Praxisberichten. So hat beispielsweise die Daimler-Chrysler AG mit Olaf Koch kürzlich einen Vice President Corporate E-Business ernannt. Er ist mitverantwortlich dafür, dass der in Stuttgart beheimatete seine eigene Wertschöpfungskette vernetzt und darüber hinaus fremde Unternehmen einbezieht. Die Lösung dieser Aufgabe traut Daimler-Chrysler seinem IT-Management augenscheinlich nicht zu. Immerhin räumte Koch ein, dass die Informationstechnik ein "Schlüssel zum Erfolg" für die neuen Geschäftsstrategien sei. Allerdings sprach der Daimler-Chrysler-Manager in diesem Zusammenhang ausdrücklich von "Umsetzungs-Knowhow", keineswegs von einer Einflussnahme auf die Strategie.