Der IT-Dienstleister T-Systems schwächelt

01.08.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Lange hat sich T-Systems diesem VoIP-Geschäft verschlossen - vermutlich auf Druck der Konzernleitung, um die Einnahmen der Festnetztochter T-Com nicht zu gefährden. VoIP-Projekte (Voice over IP) wurden lange Zeit nur auf Anfrage betrieben und nicht aktiv vermarktet. "Mittlerweile wechseln derart viele Unternehmen von klassischen Managed Networks zu VoIP, dass T-Systems den damit einhergehenden sukzessiven Umsatzverlust nicht durch Mengensteigerungen ausgleichen kann", beschreibt Rothauge. "Das wird sich auch noch eine Weile fortsetzen."

Frank Rothauge, Sal. Oppenheim: "T-Systems könnte die Organisation etwas schlanker und effizienter machen."
Frank Rothauge, Sal. Oppenheim: "T-Systems könnte die Organisation etwas schlanker und effizienter machen."

Für das Zögern, in den VoIP-Markt einzusteigen, bringen die Beobachter durchaus Verständnis auf. "Es wäre gefährlich gewesen, das Geschäft früher voranzutreiben", räumt Chalons ein. "Jetzt müssen sich die T-Systems-Verantwortlichen allerdings sputen, wenn sie die Konkurrenz nicht davonziehen lassen wollen. Es ist aber noch nicht zu spät." Mit dem Amtsantritt von Lothar Pauly hatte das Taktieren auf jeden Fall ein Ende. Er trieb den Ausbau des VoIP-Geschäfts voran.

Das war eine der wenigen Richtungsänderungen, die der neue Chef herbeiführte. Ansonsten blieb er auf dem Kurs, den Reiss zuvor eingeschlagen hatte. Unbeeindruckt von der mangelnden internationalen Präsenz, zog sich der IT-Anbieter aus Ländern zurück (zuletzt etwa aus Dänemark und Schweden), in denen er zu schwach vertreten war und deren Niederlassungen noch auf die ungehemmte Expansion des 2000 übernommenen Debis Systemhauses zurückgehen. Stattdessen baut das Management mit der Gedas-Übernahme nun Standbeine in Ländern wie Spanien, Mexiko, Brasilien und China auf. Von einer internationalen Aufstellung, wie sie die Wettbewerber IBM, Accenture, Capgemini, Atos Origin, EDS und CSC vorweisen, ist T-Systems indes weit entfernt. "Man muss nicht überall selbst präsent sein", beruhigt Chalons, "man darf auch Partner ins Liefernetz einbinden."

Eine Akquisition ist denkbar

Dennoch besteht Nachholbedarf, die Gedas-Übernahme dürfte nicht das Ende der Expansionspläne im Ausland gewesen sein. "International hat T-Systems derzeit keine Relevanz", räumt Rothauge ein. "Die Schwäche ist kaum zu beheben, es sei denn, T-Systems würde groß akquirieren."