Pilotprojekt: Komfortabler Shoppen im Internet

Der Internet-Zugang als Küchengehilfe

16.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Online-Shopping ist zwar in aller Munde, aber Lebensmittel per Internet zu bestellen, hat sich noch nicht im Alltag durchgesetzt. Ein Pilotprojekt in der Schweiz könnte Schule machen.

Online-Lebensmitteleinkauf ist für Kunde und Händler noch Gewöhnungssache: Der PC gehört in die Küche - dahin, wo Online-Shopping eigentlich stattfindet. Und der Einkauf sollte schneller gehen als im realen Supermarkt und ohne Terminkalender, in dem vermerkt werden muss, wer am Liefertermin zu Hause ist.

Damit gibt es beim Online-Einkauf von Lebensmitteln gegenüber dem Shopping im realen Supermarkt kaum Vorteile - auch in Sachen Zeitersparnis. Das soll sich mit der Anwendung Homestore des Hamburger Unternehmens Xnet ändern. Im Schweizer "Futurelife"-Haus in Hünenberg stellt sich das System als Pilotprojekt der Realität des Familienalltags.

Der Computer steht dabei wie ein Küchengerät zwischen Kaffeemaschine und Kühlschrank. Tür auf, ein Blick auf die Vorräte: Milch fehlt, ein Touch mit dem Finger auf den Bildschirm oder mit dem Strichcode über den Scanner - und die Milch ist bestellt.

Tastatur und Einwählen ins Internet sind überflüssig. Das System wird per Touchscreen bedient. Die Produkte erscheinen in Fotoqualität auf dem Bildschirm. Standards wie Mineralwasser lassen sich auf einen Einkaufszettel listen und werden auf diese Weise immer mitbestellt.

Letzter Schritt: die Lieferung. In die Skybox, eine Art Briefkasten mit Kühlfach, werden vom Lieferanten die Waren gelegt - ohne dass jemand zu Hause sein muss.

Der Homestore besteht aus zwei Basis-Komponenten: dem "Küchen-PC" und der Java-basierten Software "Homestore". Das Gerät in der Küche ist per Internet direkt mit dem Lebensmittelhändler verbunden. Beim Prototyp ist es das Schweizer Handelsunternehmen Migros.

Damit die Übertragung schnell vonstatten geht, sind die Daten des Anbieters direkt im Gerät gespeichert. Dabei werden die Produktinformationen über Nacht per Internet vom Händler aktualisiert, beispielsweise um Sonderangebote ergänzt.

Das Programm arbeitet bildorientiert: Zu jedem Artikel erscheint ein Bild der Verpackung. Zunächst erstellt der Anwender eine Einkaufsliste. Dafür wählt er einzelne Artikel direkt am Terminal via Touchscreen aus und bestimmt die Liefermenge. Mit Hilfe des integrierten Scanners lassen sich zudem noch vorhandene Artikel oder deren leere Verpackungen am Terminal direkt einlesen. Dies erleichtert die Produktsuche in der Datenbank. Nachdem der gescannte Artikel gefunden wurde, erscheint sein Bild mit der Beschreibung auf der Bildschirmoberfläche. Nun werden die Waren auf Knopfdruck in den Warenkorb gelegt. Die Einkaufsliste wird dann per E-Mail an den Lieferservice übertragen. Erst jetzt wird eine Verbindung zum Internet notwendig. Der gesamte Vorgang des Zusammenstellens vom Warenkorb erfolgt offline. Die Bilder werden von der lokalen Festplatte geladen.

Das Schweizer Pilotprojekt ist auf drei Jahre angelegt. Derzeit werden die Abläufe für den Masseneinsatz angepasst und optimiert.

www.xdfnet.de