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"Der helle Wahnsinn" - Intershop-Aktionärstreffen nach Palastrevolte

08.05.2007
Krisenstimmung bei den Aktionären der Jenaer Software-Schmiede Intershop: "Das Unternehmen ist eine Katastrophe. Intershop ist der helle Wahnsinn", findet Stefan Arnold von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen, in denen zwei Aufsichtsratsmitglieder und Vorstandschef Jürgen Schöttler ihre Stühle räumten, sieht Arnold der Hauptversammlung der Intershop Communications AG an diesem Mittwoch im thüringischen Apolda mit Spannung entgegen. "Ich habe sehr, sehr viele Fragen", sagt der Wirtschaftsjurist. Die Geduld vieler Kapitalanleger, die mit Aktien des einstigen Internet-Pioniers viel Geld verloren haben, schwinde.

Seit 2001 gilt das Jenaer Unternehmen, das mit seinen Programmen für virtuelle Kaufhäuser Furore machte, als Sanierungsfall. Von bis zu 1000 Angestellten in besten Zeiten sind weniger als 250 übrig geblieben, der Börsenwert stürzte von mehreren Milliarden Euro auf unter 45 Millionen Euro ab. Schon vor dem endgültigen Abgang von Firmengründer Stephan Schambach Anfang 2004, der von US-Medien als "Germany's Hot Star" gefeiert worden war, ging es in der Intershop-Zentrale in Jena vor allem um Krisenmanagement und Gesundschrumpfen.

Der Ökonom Schöttler, der 2002 als Finanzvorstand kam und 2003 den Vorstandsvorsitz von Schambach übernahm, musste vor allem dafür sorgen, dass Intershop finanziell nicht die Puste ausging. Immerhin hat es das Unternehmen geschafft, seit seiner Gründung 1992 zu überleben, ohne in einem einzigen Jahr aus den roten Zahlen zu kommen. Bei Aktionärsvereinigungen steht Intershop auch deshalb weit oben auf der Liste der "Kapitalvernichter" unter den börsennotierten Unternehmen.

Als neuer Vorstandschef will der Unternehmensberater Friedhelm Bischofs sein Konzept zur Hauptversammlung vorlegen. Sparaktionen im Softwarevertrieb hat er bereits angekündigt. Bischofs sieht den Ernst der Lage: "Wir müssen beweisen, dass wir das neue Geschäft können. Das wird eine der letzten Chancen sein, die wir bekommen." (dpa/tc)