Der Handel räumt seine IT auf

10.02.2009
Vor allem in Warenwirtschaft und Hardwarekonsolidierung wird investiert. Standardlösungen kommen gut an, so eine Studie des EHI.

Neben Warenwirtschaftsprojekten dominieren vor allem Konsolidierungsvorhaben in Sachen Hardware das Investitionsverhalten der Handelsunternehmen im deutschsprachigen Raum. Zu diesem Ergebnis führte eine Studie, für die das EHI Retail Institute IT-Entscheider aus insgesamt 72 in Deutschland, Österreich oder der Schweiz beheimateten Handelsunternehmen zu ihren Projekten und Investitionsprioritäten befragte.

Die Budgets bleiben etwa unverändert

Der Handel in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt jährlich rund 4,2 Milliarden Euro für Informationstechnik aus, so das EHI. Die IT-Budgets bleiben der Umfrage zufolge unverändert, machen also nach wie vor etwa ein Prozent des Bruttoumsatzes aus. Hier ein paar Einzelergebnisse der Studie:

Themen rund um die Warenwirtschaft stehen nach wie vor im Blickpunkt der IT-Verantwortlichen. Allerdings unterscheiden sich die Unternehmen hinsichtlich ihrer Projekte zum Teil erheblich: Im Lebensmittelhandel und ähnlich strukturierten Branchenbereichen sind die Systementscheidungen für die mittelfristige Zukunft häufig schon getroffen. In Unternehmen der Kategorie "Slow Moving Consumer Goods", also vor allem im Textilhandel, steht die Ablösung veralteter Systeme in mindestens zwei von fünf Betrieben noch bevor. Als "bemerkenswert" bezeichnet das EHI die "Aufgeschlossenheit" der Unternehmen gegenüber Standardlösungen. Mehr als 70 Prozent der Befragten wollten künftig darauf setzen.

RFID-Anbindung der Lieferanten

Die Kommunikationsabwicklung mit den Lieferanten über ein Web-Portal ist offenbar in jedem zweiten Handelsunternehmen in der Pipeline. Eine wichtige Rolle bei der Anbindung der Zulieferer spielt in dieser Branche die Radiofrequenz-Identifikation (RFID).

Bislang wird diese Technik hauptsächlich auf Transport- beziehungsweise Verpackungsebene eingesetzt, so hat das EHI herausgefunden. Der von den Umfrageteilnehmern als "wünschenswert" bezeichnete Einsatz auf Artikelebene ("Item Level Tagging") sei dagegen noch eine Seltenheit. Das deckt sich mit den Beobachtungen vieler Analysten.

Portallösungen für die Filialen

Auf der Filialseite stehe nach wie vor das Thema Kassensoftware ganz oben auf der Prioritätenliste, vermerkt die Studie. Ältere Softwarelösungen stießen angesichts immer komplexer werdender Anforderungen häufig an ihre Grenzen und müssen deshalb ersetzt werden.

Ein "größerer Teil" der IT-Budgets werde in den kommenden Jahren allerdings auch auf Seiten der Filialen in Web-basierende Informationsportale fließen, so das EHI. Die technischen Voraussetzungen (beispielsweise DSL-Installationen) seien größtenteils schon geschaffen. Die Portalvorhaben hätten vorrangig drei Ziele: die Unterstützung des Verkaufspersonals bei der täglichen Arbeit, die Schulung der Mitarbeiter und die Personaleinsatzplanung.

Self-Checkout für die Kunden

Knapp 20 Prozent der befragten Unternehmen planen, Self-Checkout-Systeme einzusetzen, weitere zehn Prozent wollen sie zumindest testen. Die Installation dieser Technologie beschränkt sich allerdings weitestgehend auf Unternehmen der Kategorie "Fast Moving Consumer Goods". In welcher Form sie sich auch im Textilhandel und verwandten Bereichen durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Neue Zahlungsmethoden brauchen noch Zeit

Über die Chancen innovativer Zahlungsmethoden wie kontaktloses Bezahlen mit Karte oder Mobiltelefon beziehungsweise Bezahlen mit Fingerabdruck gehen die Meinungen auseinander. Am wahrscheinlichsten gilt den Befragten, dass sich mittelfristig das Mobile Payment per Handy und das kontaktlose Zahlen per Karte durchsetzen werden.

Die Studie "IT-Investitionen im Handel 2009" ist ab Ende März beim EHI Retail Institute (www.ehi.org) zu beziehen.