SAP Deutschland-Chef Daniel Holz

"Der HANA-Umstieg macht keine Schwierigkeiten"

22.03.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Daniel Holz, der neue Managing Director der SAP Deutschland SE & Co KG, erläutert im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE die Besonderheiten des deutschen Marktes und wie die Kunden die neuen SAP-Lösungen einsetzen.
Mit Daniel Holz,, Managing Director der SAP Deutschland SE & Co KG, diskutierte CW-Redakteur Martin Bayer.
Mit Daniel Holz,, Managing Director der SAP Deutschland SE & Co KG, diskutierte CW-Redakteur Martin Bayer.
Foto: SAP SE / Wolfram Scheible

CW: Die deutschen Kunden sind offenbar zögerlicher, wenn es um den Einsatz neuer Technologien wie beispielsweise Cloud Computing geht, während Unternehmen im angloamerikanischen Raum deutlich aufgeschlossener sind. Wie stellen Sie sich auf diese Märkte der unterschiedlichen Geschwindigkeiten ein?

Holz: Sie haben insofern Recht, als der deutsche Markt dem angloamerikanischen Raum etwas hinterherhinkt. Als es vor drei bis vier Jahren mit den Cloud-Infrastrukturen losging, war die Nachfrage in den USA schon relativ groß - in Deutschland dagegen praktisch null. Dann zeigten aber auch DAX-Unternehmen sehr schnell großes Interesse an Cloud-Themen. Auch in Deutschland beobachten wir inzwischen eine starke Nachfrage nach Cloud-Lösungen.

CW: Die Ergebnisse der DSAG-Investitionsumfragen sprechen aber eine andere Sprache?

Holz: Die Aussagen der DSAG-Umfrage zeichnen ein Bild, das nicht so recht zu unserer Geschäftsentwicklung passt. 2016 war ein Rekordjahr für SAP Deutschland, sowohl in Sachen On-Premise, als auch im Bereich Cloud-Software. Die Realität stellt sich für uns in Summe positiver dar, als in den Umfrageergebnissen der DSAG den Anschein hat.

Deutsche Unternehmen erkennen die Cloud-Chancen

Deutsche Unternehmen waren vielleicht nicht die frühen Cloud-Adaptoren, erkennen aber jetzt ihre Chance. Schließlich wächst auch der Druck, die Digitalisierung zur Chefsache zu machen, um nicht die entscheidenden Weichenstellungen zu verpassen. Aber unsere Kunden erwarten von uns auch, dass wir hybride Architekturen unterstützen. Schließlich entwickeln wir in der On-Premise-Welt bis mindestens 2025 weiter. Die Kunden möchten in bestimmten Bereichen in die Cloud gehen, aber in anderen Bereichen weiter in der klassischen On-Premise-Welt bleiben.

CW: Setzen die Unternehmen zuerst eher auf Cloud-Satelliten wie Concur und SuccessFactors oder beginnen sie wirklich, ihre Kern-IT in Richtung Cloud umzubauen?

Holz: Der Einstieg funktioniert in der Tat bei Kunden oft so, dass sie HR oder CRM aus der Cloud nehmen oder sie machen Reisekostenabrechnungen mit Concur. Seit wir SAP S/4HANA in der Cloud angekündigt haben, beschäftigen sich nach unserer Erfahrung immer mehr Unternehmen mit dem Thema. Viele Kunden starten mit Systemen für Niederlassungen und Firmentöchter, aber es gibt auch immer mehr Überlegungen, das Zentralsystem in die Cloud zu verlagern.

CW: Was treibt die Unternehmen an dieser Stelle an?

Die Digitalisierung wird in vielen deutschen Unternehmen zur Chefsache.
Die Digitalisierung wird in vielen deutschen Unternehmen zur Chefsache.
Foto: SAP SE / Wolfram Scheible

Holz: Der Aspekt Sicherheit gewinnt an Bedeutung. Die SAP unterhält Datenzentren in Deutschland, die den strengen Regelungen für Datensicherheit unterliegen. Ich denke, das Thema Datenschutz war ein wichtiges psychologisches Hindernis, das überwunden werden musste. Zudem steigt der Kostendruck in den Unternehmen. Fachabteilungen verlangen von den IT-Abteilungen, Services möglichst kostengünstig aus der Cloud anzubieten. Wenn dann bereits erste positive Erfahrungen in den Niederlassungen vorliegen, ist der endgültige Schritt zu einer ganzheitlichen Cloud-Lösung gar nicht mehr so weit. Dann gibt es durchaus Überlegungen, auch Kernfunktionen wie das Finanzwesen in die Cloud auszulagern.

CW: Ist zu erwarten, dass SAP in nächster Zeit selbst große Cloud-Kapazitäten aufbauen wird - wie die Telekom in Magdeburg?

Holz: Wir arbeiten kontinuierlich an unseren Kapazitäten weltweit. Wir wollen zuverlässige und sichere Umgebungen anbieten. So können wir gewährleisten, unseren Kunden auch Innovationen in einer kontrollierten Umgebung zur Verfügung zu stellen.

CW: Auch aus anderen Rechenzentren wie von der Telekom oder AWS?

Holz: Wir werden den Ausbau so weit vorantreiben, wie es nötig ist, um unseren Kunden die passenden Lösungen zur Verfügung stellen zu können. Wie immer setzten wir hier auch auf Partnerschaften, die wir kontinuierlich entwickeln wollen.

CW: Von SAP kriegen die Kunden aber nur SAP-Lösungen, während es auf anderen Plattformen wie AWS eine wesentlich größere Bandbreite gibt. Um das zu bekommen, müsste man mit mehreren Cloud-Anbietern hantieren. Wird es für die Kunden damit nicht immer komplexer?

Holz: Wir sind mit unserer spezifischen SAP-Cloud gestartet und werden die natürlich auch weiter fortführen. Gleichzeitig sehen wir natürlich auch den Bedarf des Marktes, den Sie gerade beschrieben haben. Dafür nutzen wir auch Partnerschaften wie die kürzlich bekannt gegebene Kooperation mit Google.

"Wir brauchen Partnerschaften"

CW: Jetzt sind diese Cloud-Partner natürlich auch Konkurrenten, wenn es um Bereiche wie KI oder Machine Learning geht. Kommt man sich da nicht in Quere?

SAP-Manager Holz beim Standrundgang auf der CeBIT mit Stanislaw Tillich, Ministerpräsident von Sachsen.
SAP-Manager Holz beim Standrundgang auf der CeBIT mit Stanislaw Tillich, Ministerpräsident von Sachsen.
Foto: SAP SE / Wolfram Scheible

Holz: Wir bieten in der SAP-Cloud den API-Hub und entwickeln den auch beständig weiter. Wir haben erkannt, dass ein möglichst offenes System das Arbeiten mit einer SAP-Lösung attraktiv macht. In dieser Cloud-Welt wird es aber niemand alleine gelingen, sämtliche Technologien in der geforderten Qualität und Geschwindigkeit voranzutreiben. Wir brauchen Partnerschaften. Und die schließen eigentlich immer auch einen gewissen Aspekt der Coopetition ein. Hier die richtige Balance zu finden, ist aus meiner Sicht eines der wesentlichen Erfolgskriterien. Unser Ziel ist, den Kunden ein attraktives Angebot anzubieten und sie erfolgreich zu machen.

CW: Sie sprechen von Offenheit. Doch wenn die Kunden in die neue SAP-Welt wechseln wollen, sind sie gezwungen, sich von althergebrachten Datenbanken wie Oracle zu verabschieden und auf HANA umzusteigen. Das ist nicht ohne.

Holz: Wir sehen den Trend, dass mehr und mehr Kunden alle Vorteile aus ihrer SAP-Software herausholen wollen. Das geht am besten mit SAP HANA. Gleichzeitig haben sich Migrationstools deutlich weiterentwickelt. Der rein technische Umstieg auf die HANA-Datenbank funktioniert heute in kürzester Zeit und macht keine Schwierigkeiten.

CW: Schwierigkeiten spüren die Anwender derzeit jedoch hinsichtlich der indirekten Nutzung von SAP-Systemen. Viele Unternehmen haben Angst, dass ihnen plötzlich eine Rechnung seitens SAP ins Haus flattert. Seien diese Forderungen berechtigt oder nicht - es herrscht viel Unsicherheit im Markt. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation?

Holz: Ich selbst bin jetzt seit fünf Jahren im deutschen Markt tätig, und wir haben für unsere Kunden immer einvernehmliche Lösungen gefunden. SAP hat, und darauf legen wir auch großen Wert, ein wirklich positives Kunden-Image. Gerade die deutschen Kunden arbeiten teilweise schon seit den 70er Jahren vertrauensvoll mit uns zusammen. Deshalb ist es für uns sehr wichtig, eventuell entstandene Verunsicherung auszuräumen. Gleichzeitig müssen wir natürlich auch darauf achten, dass die Interessen des Lizenzgebers gewahrt bleiben.

SAP soll Spaß machen

CW: Das Thema Lizenzmetriken könnte allerdings im Zuge der Cloud und hybrider Landschaften noch komplizierter werden?

Holz: Unser Ziel ist, hier so viel wie möglich zu vereinfachen. Wir haben beispielsweise unsere AGBs für die Cloud-Lösungen schon weitestgehend harmonisiert. Wir haben hier gute Fortschritte erzielt. Es soll schließlich auch einfach sein und Spaß machen, SAP-Lösungen einzusetzen!