Krypto-Chip-Auftrag an Siemens

Der große Lauschangriff reicht Manfred Kanther noch nicht

20.02.1998

Damit ist es natürlich nicht getan: Kanther hofft, daß sich der Spezialchip allgemein durchsetzt. Problem dabei ist, daß entsprechend autorisierte staatliche Stellen einen "Generalschlüssel" zu solcherart chiffrierten Botschaften bekommen sollen und damit theoretisch den gesamten elektronischen Postverkehr kontrollieren könnten.

Mit einem ähnlichen Krypto-Projekt, dem "Clipper"-Chip, war die US-Regierung bereits vor Jahren kläglich an ihren mündigen Bürgern gescheitert. Zudem haben sich zahlreiche Softwarelösungen - allen voran der internationale Quasi-Standard "Pretty Good Privacy" (PGP) - etabliert.

Politiker aus verschiedenen Lagern haben sich bereits gegen die Pläne des Innenministers und seines ausführenden Organs, des laut "Spiegel" geheimdienstnahen Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI, www. bsi. bund.de), ausgesprochen. Im Vordergrund der Argumentation steht dabei der Schutz der Grundrechte, speziell des Postgeheimnisses.

Ein zusätzliches interessantes Argument fand in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" der FDP-Altvordere Otto Graf Lambsdorff. Er sieht vor allem den Mittelstand und die eigentlich gesetzestreuen Nutzer als Opfer der Kantherschen Bestrebungen: "Damit würden elektronische Vertriebswege für viele kleine Unternehmen zunächst unerschwinglich, finanzstarke Unternehmen wären bei der Einführung elektronischer Handelssysteme bevorzugt." Kriminelle könnten die von den Krypto-Regulierern vorgeschlagenen Methoden der Schlüsselhinterlegung zudem jederzeit unterlaufen, so der Graf, der sich auf die liberalen Wurzeln der FDP besinnt.