Das war 2009

Der große IT-Jahresrückblick

15.12.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die neuen IT-Riesen

Wenn die Wirtschaft lahmt und Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, bieten sich für die starken Player Kaufgelegenheiten. Den ersten Aufreger gab es im März: IBM verhandelte über einen Kauf von Sun Microsystems. Als die Übernahmegespräche offenbar am Preis scheiterten, schlug völlig überraschend Oracle zu und schnappte sich Sun für 7,4 Milliarden Dollar. Das war der Auftakt für eine Reihe weiterer Deals. Im Juli erwarb EMC den Deduplizierungsspezialisten Data Domain für 2,1 Milliarden Dollar, und IBM schluckte die Statistik-Softwarefirma SPSS für rund 1,2 Milliarden Dollar. Das Akquisitionskarussell drehte sich im Herbst munter weiter. Mit Perot Systems, das sich Dell für 3,9 Milliarden Dollar einverleibte, und ACS, die von Xerox für 6,4 Milliarden Dollar übernommen wurden, verschwanden zwei renommierte Serviceanbieter von der IT-Bildfläche.

Außerdem übernahm Adobe den Web-Analyse-Spezialisten Omniture für 1,8 Milliarden Dollar, und Hewlett-Packard stieg mit dem Kauf von 3Com (2,7 Milliarden Dollar) zum weltweit zweitgrößten Netzwerkausrüster nach Cisco auf. Doch auch Cisco hat wieder tief in die Taschen gegriffen und im Markt für IT-Anbieter zugeschlagen. Der weltweit größte Netzausrüster legte 2,9 Milliarden Dollar für Starent Networks auf den Tisch, einen Anbieter von IP-Lösungen für Mobilfunknetze. Weitere drei Milliarden Dollar investiert der Konzern in den norwegischen Anbieter von Videokonferenz-Systemen Tandberg.

Allerdings verlief längst nicht jedes Geschäft reibungslos. Die Tandberg-Aktionäre verweigerten sich zunächst dem Werben des US-Konzerns. Cisco-Chef John Chambers sah sich gezwungen, sein Angebot deutlich aufzustocken. Der Übernahme von Data Domain ging ein wochenlanger Bieterstreit zwischen Netapp und EMC voraus. Zunächst schienen sich Netapp und Data Domain mit einem Preis von 1,5 Milliarden Dollar schon handelseinig. Dann funkte EMC zunächst mit einem Angebot von 1,8 Milliarden Dollar dazwischen und gewann den Deal schließlich mit 2,1 Milliarden Dollar. Böse Zungen behaupten indes, EMC habe lediglich den Preis in die Höhe treiben wollen, um dem Konkurrenten Netapp zu schaden, und habe gehofft, der Konkurrent toppe das letzte Angebot noch einmal.

Während die eben genannten Deals weitgehend abgeschlossen sind, muss Oracle noch um die Übernahme von Sun Microsystems bangen. Nachdem die Transaktion schon in trockenen Tüchern schien, beide Unternehmen sowie die US-amerikanischen Aufsichtsbehörden das Geschäft abgesegnet hatten, meldete im Herbst mit einem Mal die EU-Kommission Bedenken an. Die europäischen Kartellwächter wollen prüfen, welches Schicksal Suns quelloffene Datenbank MySQL bei Oracle erwartet und wie dies den Datenbankmarkt beeinflussen könnte. Eine Entscheidung soll erst Ende Januar 2010 fallen.

Das Comeback des Jahres

Apple-Chef Steve Jobs ist wieder zurück: Elf Monate nach seinem letzten öffentlichen Auftritt feierte der 54-Jährige im September in San Francisco unter dem Beifall der versammelten Apple-Fans sein Comeback. Jobs hatte sich Anfang 2009 wegen massiver Gesundheitsprobleme aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Zunächst hatte es geheißen, sein Gewichtsverlust sei auf Ernährungsprobleme zurückzuführen. Im Sommer sickerte durch, der Apple-Chef habe sich einer Lebertransplantation unterziehen müssen. Er verdanke sein Leben der Spenderleber eines jungen Mannes, der bei einem Autounfall ums Leben gekommen sei, sagte Jobs. Seine Gesundheitsprobleme bezeichnete er als gelöst.