Schnelldrucker sorgt für Hauptgewinn

Der große Coup bei der 40 000- Dollar-Verlosung

13.06.1975

PASSADENA - Mit Hilfe eines Computers ihrer Uni haben 25 amerikanische Studenten nicht nur das Preisausschreiben-Unwesen ad absurdum geführt, sondern gleich auch noch eine große Diskussion über die amerikanischen Ideale von "Fair Play" und "Cleverness" entfesselt. Sie druckten 1,2 Millionen Teilnahme-Karten für eine Sweepstake-Verlosung und legten damit die Werber der Gastronomie-Kette Mc Donald's aufs Kreuz.

Mc Donald's, in den USA bekannter als der Weihnachtsmann und mit seinen "Hamburgers" geradezu Bestandteil des "american way of life", hatte im März in Südkalifomien ein großes "Sweepstake" veranstaltet. An der Verlosung konnte jeder Einwohner teilnehmen - er mußte nur einen Zettel mit Namen und Anschrift in einen Behälter bei einem der 187 beteiligten Schnellimbiß-Hamburger-Restaurants einwerfen -; eine Begrenzung der Loszahl war nicht genannt.

Der Mc Donald Caper

Darin sah John Denker, 7. Semester am California Institute of Technology, eine legale Chance. 25 Studenten seines Wohnheims schlossen sich zusammen, um ein Ding zu drehen, das sie selbst im Ganoven-Jargon den "Mc Donald Caper" nannten. Denker schrieb ein vierzeiliges Fortran-Programm, schon spuckte der Drucker der 370/158 im Uni-Rechenzentrum 1,2 Millionen mal Namen und Anschriften der 25 Studenten aus, - eine Papierfläche zweieinhalb mal so groß wie ein Fußballfeld. Das Papier wurde aus eigenen Geldern bezahlt.

Zum letzten möglichen Termin fuhren die Jungakademiker 90 Mc Donald's an und stopften die bereitstehenden Kästen mit ihren Teilnehmerkarten voll.

Zahllose Preise

Ihre Rechnung ging auf: sie stellten ein Drittel der "Teilnehmer" und gewannen von den Preisen für Insgesamt 40 000 Dollar den Hauptgewinn, einen Datsun-Sportwagen, ferner eine einjährige kostenlose Belieferung mit Lebensmitteln, verschiedene mittlere Preise und eine kaum noch zählbare Menge von 5-Dollar Gutscheinen für Mc Donald's-Hamburger.

Eine Welle des Protestes erhob sich. Die Studenten hätten gegen alle Gesetze von "Fair Play" und "Sportmanship" verstoßen. Mc Donald's President Ron Lopaty mußte zwar die Teilnahme-Scheine der Studenten als gültig akzeptieren - loste aber grimmig unter den übrigen Teilnehmern die selben Preise noch einmal aus, die die Studenten gewonnen hatten.

Free Enterprise

Zwei Dutzend kalifornische Bürger wandten sich schließlich gar in einer Petition an den Gouverneur, um gegen den Mißbrauch des Computers zu protestieren. Die Studenten konterten, nichts sei amerikanischer, als im Free Enterprise eine legale Chance zu nutzen. Sie wollen einen Teil ihrer Gewinne für Verbesserungen ihres Studentenwohnheims verwenden und den Rest für wohltätige Zwecke stiften.

Mc Donald's Erzrivale im Hamburger-Geschäft, die Burger-King-Kette, ließ sich die Chance nicht entgehen, den Konkurrenten zu ärgern: Sie stiftete prompt ein "John Denker Scholarship". Das 3000-Dollar-Stipendium soll an den Studenten erinnern, der den phänomenalen Coup ausbaldowerte.