Der feine Unterschied

15.07.1988

Wieder einmal scheint japanische Schlitzohrigkeit amerikanischer Hauruck-Mentalität überlegen. Nachdem die US-Industrie schon mit dem Halbleiter-Abkommen ein Eigentor geschossen hatte, kommt man auch in Sachen Supercomputer in Japan nicht weiter. Die im August 1987 getroffene "bilaterale Vereinbarung" über eine Absatzsteigerung von Supercomputern "Made in USA" bei den Söhnen Nippons entpuppt sich als Pleite. Zwar hatte die japanische Regierung versprochen, den Kauf amerikanischer Supercomputer zu unterstützen. Dennoch gingen die nächsten drei großen Staatsaufträge wieder an japanische Produzenten. Schließlich hatten die Japaner nur Unterstützung zugesichert, den US-Herstellern aber keinesfalls eine verstärkte Ordertätigkeit garantiert. Ein feiner Unterschied, der aber die Japaner immun macht gegen US-Vorwürfe, man hielte sich nicht an das Abkommen. Die Washingtoner Handelsstrategen jedoch scheinen diesen feinen Unterschied im Eifer des Gefechtes meist zu übersehen. Bestes Beispiel: der Halbleiterstreit. Verständlich, daß die erfolgsverwöhnten amerikanischen Supercomputeranbieter enttäuscht sind, im Nippon-Markt vorläufig eine - wenn überhaupt - unbedeutende Rolle zu spielen. Doch Marktanteile lassen sich nicht erpressen. Vielleicht aber ist man in den USA au darüber enttäuscht, daß die Japaner dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten doch immer wieder seine Grenzen zeigen. Langsam sollte die US-Industrie nun wirklich merken , daß solche Abkommen als Druckmittel bei den Japanern nicht ziehen. Im Gegenteil: So ein Schluß geht meist nach hinten los.