Analyse

Der Eucalyptus-Kauf wird HPs Cloud-Strategie kaum beeinflussen

16.09.2014
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die Übernahme des in Privatbesitz befindlichen Cloud-Anbieters Eucalyptus durch Hewlett-Packard war zwar bei weitem nicht so teuer und riskant, wie der Fehlkauf Autonomy. Trotzdem fragen sich Insider, was HP damit bezweckt.

Mitte September hat Hewlett-Packard angekündigt, den Cloud-Anbieter Eucalytpus zu kaufen und dessen Chef Marten Mickos zum Herrn über sein Cloud-Geschäft zu machen. HP wagt sich damit langsam wieder zurück in den Markt für Mergers & Acquisitions, nachdem man sich an der elf Milliarden Dollar teuren Übernahme von Autonomy kräftig die Finger verbrannt hatte. Eucalyptus kostete wohl nur einen Bruchteil dieses Betrags - weniger als 100 Millionen Dollar sollen den Besitzer gewechselt haben, besagen Branchengerüchte.

Mickos wird als Senior Vice President und Chef der Cloud-Sparte direkt an HP-Chefin Meg Whitman berichten. In der ITK-Branche ist er kein Unbekannter: Mickos war von 2001 bis 2008 CEO von MySQL, ehe Sun Microsystems das Unternehmen kaufte.

Mit seinen Cloud-Konzepten war Mickos zuletzt keineswegs auf einem HP-nahen Kurs. Öffentlich hatte er sich immer mal wieder gegen den Open-Source-Standard OpenStack geäußert - die Plattform, auf die Hewlett-Packard seine Zukunft verwettet. Eucalyptus hatte sich dagegen stets eng an den Amazon Web Services (AWS) mit den ihnen eignen Application Programming Interfaces (APIs) orientiert.

Eucalyptus bietet eine quelloffenen Implementierung vieler APIs an, die von Amazon Web Services (AWS) verwendet werden. Anwender können damit Workloads zwischen privaten Clouds und der öffentlichen Amazon-Wolke hin und herschieben. Das gibt Sinn, wenn beispielsweise Startups in einer AWS-Welt ihr Geschäftsmodell entwickelt haben und nun mit wenig Aufwand in die Private Cloud umziehen möchten, oder wenn Private Clouds ausgebaut werden sollen.

Doch HP verlässt sich jedoch auf das viel mächtigere OpenStack-Framework, das in der Branche inzwischen den Status eines Defacto-Standards erreicht hat. Hatte beispielsweise Ubuntu seine "Ubuntu Enterprise Cloud" (UEC) 2009 ursprünglich auf Basis der Eucalyptus-Technologie aufgebaut, so wechselte der Anbieter zwei Jahre später ins OpenStack-Lager. Eucalyptus konnte seine Marktposition mit dem starken AWS-Fokus nicht aufrecht erhalten und manövrierte sich zusehends ins Abseits. Inzwischen bietet sogar OpenStack selbst ein Set an AWS-kompatiblen APIs, was die Eucalyptus-Technologie überflüssig macht.

Drei Köche rühren im Cloud-Topf

Hewlett-Packard hatte im Mai dieses Jahres seine Cloud-Strategie komplett neu aufgesetzt und Investitionen von einer Milliarde Dollar in "Helion" angekündigt - das eigene OpenStack-basierende Cloud-Angebot, bestehend aus Private, Hybrid- und Public-Coud-Lösungen. Bill Hilf und Saar Gillai wurden hier als die Topmanager präsentiert. Jetzt kommt mit Eucalyptus-Chef Mickos ein dritter Cloud-Chef ins Boot - noch dazu jemand, der mit OpenStack bislang nichts zu tun haben wollte.

Marten Mickos, Ex-MySQL- und heutiger Eucalyptus-Chef, künftig nun der neue Cloud-Boss von HP
Marten Mickos, Ex-MySQL- und heutiger Eucalyptus-Chef, künftig nun der neue Cloud-Boss von HP
Foto: IDGNS

HP holt sich mit Eucalyptus also Know-how, Technologie - und vielleicht auch Probleme ins Haus. An der strategischen Ausrichtung dürfte sich aber nichts ändern. Nutznießer wird wohl die OpenStack-Community sein, die nun einen Wettbewerber weniger hat und mit Hilfe von Eucalyptus-Technologie den eigenen Amazon-Support noch einmal verbessern kann. Das wird davon abhängen, ob sich HP, dessen Unterstützung für OpenStack allenthalben gelobt wird, künftig noch stärker für den offenen Standard machen wird.