Auf Deutschlands größter Jobmesse

Der erste Eindruck zählt

08.12.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Absolventen wollen herausfordernde Aufgaben

Ein paar Gespräche an den Ständen genügen auch den Studenten, um zwischen interessanten und weniger attraktiven Arbeitgebern unterscheiden zu können. " Es waren einige Firmen dabei, die sehr gut auf die möglichen Fragen von Absolventen und somit potenziellen Arbeitnehmern vorbereitet waren. Andere wiederum verwiesen einen durchgehend auf die eigene Internet-Präsenz. Das finde ich sehr schwach, denn dafür brauche ich mich nicht auf einer Jobmesse zu präsentieren", sagte Ralf Janßen. Er hat schon sieben Jahren in der IT-Branche gearbeitet, bevor er IT-Management an der Rheinischen Fachhochschule zu studieren begann. Mittlerweile im fünften Semester und kurz vor dem Bachelor-Abschluss weiß er ganz genau, was er will: "Einen abwechslungsreichen und herausfordernden Job, gern auch Projekte im Ausland, viel Kontakt mit Menschen und Kunden, Dienstreisen sind kein Problem."

Sein Kommilitone Sebastian Severin hat ähnliche Präferenzen: Consulting und Projekt-Management stehen auf seiner Wunschliste ganz oben, wichtiger als das Einstiegsgehalt sind ihm die Aufgaben. Dennoch verwundert es die Studenten, dass die wenigsten Unternehmen auf dem Absolventenkongress die Frage nach den Einstiegsgehältern beantworteten. Dazu Janßen: "Dabei müsste es doch für die Firmen nachvollziehbar sein, dass diese Frage zu einer der interessantesten für Absolventen zählt."

Begehrte Wirtschaftsinformatiker

(Wirtschafts-) Informatiker gehören neben Betriebswirten zu den begehrten Bewerbern auf dem Absolventenkongress. Das hat auch Katja Rzheutskaya gemerkt. Die 28-Jährige wird im Mai 2012 ihr BWL-Studium mit den Schwerpunkten Controlling und IT an der Universität Mainz abschließen und sieht ihrer beruflichen Zukunft nach dem Kongressbesuch positiv entgegen: " Es gibt sehr viele Stellen für Controlling und IT, gerade auch bei IT-Beratungen." Rzheutskaya hatte den Kölner Kongress schon im vergangenen Jahr besucht und damals ein Praktikum bei der Messe Frankfurt gefunden. Ein Jahr später hat sie den Eindruck, dass die Nachfrage nach IT-Absolventen stärker als das Angebot gestiegen ist. "Man muss nicht mehr anstehen. Es ist viel leichter, mit den Firmen in Kontakt zu treten", sagt die Bachelor-Studentin.

Das Jobangebot für IT-Absolventen ist eindeutig stärker geworden.
Das Jobangebot für IT-Absolventen ist eindeutig stärker geworden.
Foto: Staufenbiel Institut

Das Gefühl, wieder gefragt zu sein, gibt den Studenten neues Selbstbewusstsein. Allerdings ist der Absolventenkongress trotz der Fülle der ausstellenden Unternehmen kein Marktplatz der unbegrenzten Möglichkeiten, wie drei Beispiele zeigen. Zum einen finden sich unter den Ausstellern in Köln auch Unternehmen, die nur aus Imagegründen dabei sind und gar keine offenen Positionen zu besetzen haben. Diese Botschaft erfährt der Messebesucher aber nicht.

Zum anderen ist die Jobsuche auch in Zeiten des so genannten Fachkräftemangels nicht für jeden leicht. Wer schlechtere Noten hat, tut sich schwer. Vor allem große Unternehmen legen nach wie vor Wert auf formale Kriterien, die Metro Systems etwa nimmt selbst für IT-Ausbildungsberufe nur Bewerber mit Abitur und räumt Nachwuchsprobleme ein, weil die Bewerber nicht die gewünschten Qualifikationen mitbrächten. Mühsam ist der Berufseinstieg auch für Frauen, die schon während des Studiums ein Kind bekommen haben und zum Beispiel eine Teilzeitstelle suchen.

Zwar diskutierten auf dem Absolventenkongress erfolgreiche Frauen, wie sie sich nicht nur durch Leistung, sondern auch durch Marketing in eigener Sache und gezieltes Networking behaupteten. Doch für die Absolventin aus dem Publikum, die von den Unternehmen immer wieder gefragt wird, wie sie einen Job mit ihren drei kleinen Kindern vereinbaren wolle, hatten sie keine Patentlösung. Natürlich seien solche Fragen im Vorstellungsgespräch unzulässig, würden aber in der Realität immer wieder und fast ausschließlich Frauen gestellt. Ein Studium trotz Kinder erfolgreich abgeschlossen zu haben, sei auch ein Beweis dafür, dass man sich gut organisieren kann. Das müsse man im Vorstellungsgespräch ebenso wie die sichergestellte Betreuung hervorheben, empfahl etwa Petra Raspels, Partnerin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC.