ERP-Hersteller auf dem Vormarsch

Der EAI-Markt sortiert sich neu

11.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Die Analysten der Yankee Group erwarten, dass der Markt für Anwendungsintegration, neudeutsch: Enterprise Application Integration (EAI), künftig von ERP-Herstellern und Anbietern von Applikations-Servern dominiert wird. Bisherige EAI-Spezialisten müssen sich ihre Nische suchen.

Komplexe, unternehmensweite Integrationsprojekte, in denen die diversen Geschäftsprozesse über eine zentrale EAI-Plattform gekoppelt und verwaltet werden, sind derzeit nicht gefragt. Dies zumindest behaupten die Analysten der Yankee Group in einer Vorabveröffentlichung ihrer aktuellen Studie zum EAI-Markt. Laut ihrem Autor, Jon Derome, scheitern umfassende Integrationsprojekte in der Praxis oft an den internen Widerständen in den Unternehmensabteilungen, die ihre Abläufe und Systeme nicht anpassen wollen. Eine sich laufend durch Fusionen, Migrationsprojekte oder Übernahmen sowie den Einsatz neuer Technologiestandards verändernde IT-Landschaft mache es zudem schwer, die mit mächtigen EAI-Lösungen propagierte zentralistische Architektur aufzubauen und die Investitionskosten zu rechtfertigen.

Immer mehr Unternehmen suchen stattdessen Integrationswerkzeuge für spezifische Projekte mit überschaubaren Kosten und finden diese laut Untersuchung immer öfter bei Herstellern von Unternehmenssoftware wie SAP, Peoplesoft oder Siebel. Ebenso können nach diesen Prognosen Infrastrukturspezialisten wie Bea Systems, IBM, Microsoft oder Oracle auf mehr Anklang hoffen. Sie verfügen mittlerweile nicht nur über einen Applikations-und Web-Server für den Ablauf von Geschäftslogik, sondern bieten auch EAI-Technik für die prozessbasierende Anwendungsintegration. Zudem seien ihre Produkte oft preisgünstiger.

Bereits Ende 2004 sollen laut Studie rund 50 Prozent der Lizenzverkäufe mit Integrationssoftware auf das Konto der Hersteller von Standardsoftware fließen. Bis 2007 könnte sich der Anteil sogar auf 76 Prozent erhöhen. Das Nachsehen hätten EAI-Spezialisten wie Tibco, Webmethods, Seebeyond oder Vitria. Ihre Chance sieht Derome künftig vor allem in der Spezialisierung auf EAI-Lösungen für Finanzdienstleister, Gesundheitswesen, Telekommunikationsindustrie, Versorgungsunternehmen oder Behörden. Hier könnten die Anbieter nicht nur ein langjähriges Prozesswissen vorzeigen, sondern auch von der geringen Standardisierung der IT-Landschaft bei solchen Kunden profitieren. EAI-Spezialisten ohne eine derartige Ausrichtung werden es hingegen schwer haben. "Der Markt bietet Platz für höchstens zwei vertikale Anbieter", prognostiziert Derome. (as)