Lernschritte für Führungskräfte der Informationstechnik (3)

Der DV-Leiter auf dem Weg zum Informations-Manager

27.07.1990

Technisches Know-how und fachliche Erfahrung zeichnen den DV-Leiter aus. Mit dem Wandel der Datenverarbeitung zur Informationsverarbeitung indes erwartet die Unternehmensführung vom DV-Chef künftig, als Informations-Manager den unternehmerischen Nutzwert von "Information" zu erhöhen. Dazu benötigen DV-Verantwortliche ein hochqualifiziertes, multifunktionales Profil. Wie sich der DV-Chef bereits heute darauf vorbereitet, zeigt Frank Peschanel * auf.

Was muß nun der Informations-Manager können und tun, um den genannten extrem vielfältigen Anforderungen zu genügen? Vielleicht hätte er es leichter, wenn er ein Doppelstudium als Wirtschaftsinformatiker und Sozialpsychologe oder Erwachsenenpädagoge hinter sich hätte? Wer aber wollte bei Full-time-Job und Familie damit im Alter von 45 Jahren noch beginnen? Es müssen also andere Lösungen gefunden werden. Der zukünftige Informations-Manager kann sich eine persönliche Richtschnur erarbeiten.

Auch seine Führungskollegen aus anderen Unternehmensbereichen, mit denen er zusammenarbeitet, müssen vor allem eine klare Vorstellung von Berufsbild und Anforderungsspektrum des Informations-Managers gewinnen, die nicht durch die meist umfangreiche DV-Vorerfahrung verstellt oder übermäßig vorgeprägt ist. Die DV/Org.-Leiter, die sich auf den Weg zum Informations-Manager machen wollen, sollten ihr eigenes aktuelles Kenntnis- und Fähigkeitsprofil ungeschminkt mit den zu erwartenden Anforderungen vergleichen, die eigenen Defizite klarlegen und aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen eine Strategie für das eigene Lernen, die Persönlichkeitsentwicklung und die Gestaltung des Arbeitsfeldes nach zukunftsorientierten Gesichtspunkten entwickeln.

Ich habe im folgenden einen Ausschnitt aus einer langen Liste von "wünschenswerten Fähigkeiten und Kenntnissen" eines zukunftsorientierten Informations-Managers zusammengestellt. Diese Liste weist auf das umfangreiche Ausbildungs- und Fortbildungsprogramm hin, das vielen DV-Org.-Leitern in zukunftsorientierten Unternehmen sicher helfen würde, mit mehr Erfolgsaussichten den Weg zum Informations-Manager zu beschreiten.

Kommunikationsfähigkeit:

- Arbeiten als, beziehungsweise mit Moderator,

- Präsentation, auch für Spitzengremien,

- Mitarbeiten in interdisziplinären, fachübergreifenden und auch internationalen Task Forces und Teams,

- Verhandeln nach der Methode Win-Win (Gewinnen statt Siegen),

- bewußte Selbstdarstellung, Team-Management.

Soziale Kompetenz:

- Verständnis dafür, daß neue Lösungen von Informations- und Kommunikationsvorgängen die Arbeitsplätze und damit das Selbstverständnis der Mitarbeiter verändern,

- Einsicht, daß verfügbare Information alte Hierarchieprinzipien und Führungsformen angreift,

- Umsetzen dieser Einsicht in Mitwirkung bei Umorganisation und Organisationsentwicklung, etwa durch Voraussehen und Vorbereiten von Outplacements,

- Einsicht, daß die strategische Dimension des Informations-Management andere Typen von Mitarbeitern mit anderen Denk- und Verhaltensformen erfordert als der klassische DV-Bereich,

- Technikfolgen vorhersehen und an Maßnahmen mitwirken,

- Durchsetzungsvermögen beim Eintreten für innovative und unbequeme Lösungen, auch gegenüber Vorständen,

- menschenbezogenes Denken, das mindestens genauso intensiv auf Menschliches, Zwischenmenschliches und Allzumenschliches schaut wie auf Fakten, Zahlen und Verfahrensweisen,

- Einflußnahme auf die Personalpolitik und Personalentwicklung für informationsstrategisch wichtige Positionen,

- horizontale Kommunikation beim direkten Gespräch mit beteiligten Personen aus Fachabteilungen, anderen Betriebsteilen etc.,

- Mehrsprachigkeit,

- strategisches Denken in Horizonten von drei bis zehn Jahren,

- Beschäftigung mit Prognosen für IuK-Technologien,

- Auseinandersetzung mit neuartigen Technologien, die in einigen Jahren großen Einfluß haben können,

- Projekt-Management zunehmend unter Berücksichtigung der Anforderung schnell und aktiv, nicht reaktiv durchzuführen.

"Was soll ich tun, um mich auf die Zukunft einzustellen?" Ich möchte Ihnen eine Antwort wiedergeben, die John Diebold auf einem Kongreß in Berlin Anfang dieses Jahres einem Software-Unternehmer auf diese Frage gab. Die Antwort lautete: "Abbonnieren Sie unter anderem zwei Zeitschriften über Hirnforschung und Neuro-Biologie - da werden Sie vieles finden, was in einigen Jahren für Sie hochaktuell sein wird. Lesen Sie es heute."

Durch Eigeninitiative die Zukunft sichern

Das ist sicher kein bequemer Ratschlag - das Publikum schien über diese Art der Antwort auch nicht glücklich zu sein. Ein Rezept wäre schöner gewesen. Aber sollten wir es nicht mit John Diebold halten und uns die Zukunft mehr durch voraussichtigen Einsatz erarbeiten, also mit Eigeninitiative?

Vielleicht ist es mir mit diesen Artikeln gelungen, viele DV/Org.-Leiter und Nachwuchs- Führungskräfte dazu anzuregen, sich wacher auf die sich abzeichnenden Veränderungen einzustellen und kritisch darüber nachzudenken, wo auf dem eigenen Berufsweg die nächsten Lernschritte liegen.