Trotz fehlender Preistransparenz:

Der deutsche Markt für Frame Relay birgt noch Potential

29.10.1999
MÜNCHEN (ave) - Trotz vieler Vorteile bei der LAN-LAN-Kopplung krankt das Verfahren Frame Relay an undurchsichtigen Preisen der Anbieter. Das räumten Vertreter des Frame Relay Forums auf der Systems ''99 ein.

Das Frame Relay Forum (FRF) nutzte die Messe in der bayerischen Landeshauptstadt, um einer breiteren Öffentlichkeit die Vorteile und Perspektiven des Verfahrens aufzuzeigen. Deutschland stellt laut Jean-Charles Fahmy, Co-Chair European Marketing Development and Education Committee des FRF, neben Frankreich den größten potentiellen Markt für Frame Relay dar. Neue Applikationen, vor allem die Übertragung von Video und Sprache, aber auch der Transport von Systems-Network-Architecture-(SNA-)Daten über den Weitverkehrsbereich, trieben die Entwicklung voran.

Einer Untersuchung von Dataquest zufolge steigt das Volumen des FR-Marktes in Deutschland von derzeit 201,5 Millionen Dollar bis zum Jahr 2001 auf rund 260 Millionen Dollar an. Die Mehrzahl der Unternehmen setzt das Verfahren gegenwärtig vor allem als Ersatz für Techniken wie X.25 zur Kopplung einzelner Standorte ein.

Dabei versucht Frame Relay noch immer, der Konkurrenz aus dem ATM-Lager den Schneid abzukaufen. Im Vergleich zu dieser Technik bietet es keine vergleichbaren Mechanismen, um Dienstequalitäten für Übertragungen sicherzustellen. Zwar verfügen einzelne Hersteller von Frame Relay Access Devices (FRADs) über Lösungen, um mit ihren eigenen Geräten Quality of Service zu garantieren, doch einen übergreifenden Standard gibt es derzeit noch nicht, wie Fehmy zugibt: "Wir arbeiten an diesem Problem, aber wir brauchen noch etwas Zeit." Aus eben diesem Grund mußte das Forum in letzter Zeit heftige Kritik einstecken. Es brauche zu lange, um seine Implementation Agreements (IAs), eine Art Richtlinie zur Lösung bestimmter technischer Probleme unter Frame Relay, zu erarbeiten. "Alle Standardisierungsgremien arbeiten etwas zäh", wehrt Fehmy ab. Das FRF habe dieses Problem auf seiner letzten Versammlung diskutiert und arbeite an Wegen, die Arbeit effektiver zu gestalten. Abhilfe könnte die Einführung von Unterkomitees bringen: Bestimmte technische Details müßten dann nicht mehr wie bisher im Plenum diskutiert werden, sondern ließen sich schneller in Kleingruppen bearbeiten.

Als einen wesentlichen Hinderungsgrund für die Verbreitung von Frame Relay sieht Ronald Cornelisse, wie Fehmy Co-Chair, in der undurchsichtigen Preispolitik der Service-Anbieter: "Frame Relay wäre wesentlich attraktiver, wenn es feste Tarife gäbe." Dies sei ohne regulatorische Eingriffe von außen jedoch nicht durchzusetzen. Von seiten des Forums haben Anwender derweil keine Hilfe zu erwarten, denn neben Herstellern sind eben auch Service-Provider in dem Gremium vertreten. Diesen liegt wiederum nichts daran, ihre Preise publik zu machen.

Fehmy betont dennoch die Vorzüge des Verfahrens. Es ist international verfügbar, flexibel, skalierbar und bietet eine gute Kosten-Nutzen-Relation. Außerdem sei die Leistungsgrenze der Technik noch nicht erreicht: Möglichkeiten zur Steigerung der Übertragungsgeschwindigkeit auf 622 Mbit/s lägen vor, die Hersteller müßten sie nur umsetzen.