Q.4 IBS: Betriebsstilllegung zum frühestmöglichen Zeitpunkt

Der Comet ist endgültig verglüht

28.04.2000
MÜNCHEN (gfh) - Die Comet-Entwicklungsschmiede Q.4 IBS wird zum frühestmöglichen Termin geschlossen. Die Geschäftsleitung bestreitet, dass die Abwicklung des Unternehmens etwas mit den internen Querelen zu tun hat, sondern verweist auf technische Probleme bei der Weiterentwicklung der betriebswirtschaftlichen Software.

Zu Jahresbeginn eskalierte bei Q.4 IBS der Streit der Belegschaft mit der Geschäftsleitung. Auslöser war, dass der Eigentümer Karl-Heinz Voß das Unternehmen als "Startup-Company" an die Börse führen wollte und die Arbeit des Betriebsrats dabei als unzulässige Einmischung betrachtete (siehe CW 11/00, Seite 14). Unter anderem soll Voß gedroht haben, die Februar-Gehälter erst auszuzahlen, nachdem die Mitarbeiter den Betriebsrat abgeschafft haben. Tatsächlich erfolgten die Überweisungen erst mit einiger Verspätung, nachdem Mitarbeiter deswegen Klagen eingereicht hatten. Inzwischen laufen eine ganze Reihe von Kündigungsschutzverfahren sowie ein Strafantrag der IG Metall gegen Voß und weitere führende Mitarbeiter wegen Behinderung der Personalvertretung.

Nun kommt auch noch hinzu, dass die eigentlich für den Dezember geplante und auf März verschobene Freigabe von Comet NT an technischen Problemen gescheitert ist. Deshalb und nicht wegen der Auseinandersetzungen mit der Belegschaft, so Geschäftsführer Karl-Heinz Plünnecke, habe man sich entschieden, das Produkt nicht mehr weiterzuentwickeln und die Betriebsstilllegung einzuleiten.

Viele der noch rund 6000 Comet-Kunden hatten noch 1999 im Vertrauen auf eine Weiterentwicklung in Richtung Internet ihre Software für das Jahr 2000 umgerüstet.

Bis Redaktionsschluss verhandelte Plünnecke mit dem Betriebsrat über die mögliche Übernahme einzelner der rund 100 Mitarbeiter in die ebenfalls Voß gehörende Schwesterfirma Comet AG, an die schon bisher die Comet-Einnahmen überwiesen wurden, während Q.4 IBS für die Entwicklung zuständig war. Vielleicht ist dieser Abführungsvertrag die Quelle für die sich hartnäckig haltenden Gerüchte, Voß habe das Unternehmen längst aufgegeben und deshalb eine zweistellige Millionensumme aus der Q.4 IBS abgezogen.

Noch ist nicht klar, wie sich die Abwicklung von Q.4 IBS auf die Comet AG auswirkt. Geplant ist, die Betreuung für die rund 6000 Comet-Installationen weiterzuführen. Die Hotline soll die Cross-Consult GmbH, Paderborn, übernehmen, an der Voß über die Comet AG zu 25 Prozent beteiligt ist. Die bislang für diese Aufgabe zuständigen Mitarbeiter von Q.4 IBS sind bereits entlassen.