"Der CIO ist kein normaler Manager"

26.10.2001
Christoph Witte Chefredakteur CW

Müssen Chief Information Officer etwas von Technik verstehen? Wem diese Frage trivial erscheint, der weiß nicht, dass darüber heiß diskutiert wird, seit IT-Bosse als vorstandsfähig gelten. Das eine Lager geht davon aus, dass der oberste IT-Manager eines Unternehmens die IT-Strategie bestimmt und für die Verbindung von IT und Business sorgt, dafür aber nur grundlegendes Technikverständnis braucht. Die andere Hälfte der Welt wird von den "Strategen" gern als "Techniker" oder noch schlimmer als "Freaks" tituliert - damit werden fast immer dreckige Fingernägel und verwaschene T-Shirts mit Aufschriften wie "NT sucks" oder "Stallman for President" assoziiert. Diese Fraktion hält unerschütterlich an dem Glauben fest, dass CIOs, die ihren Namen verdienen, im Notfall selbst zur Tastatur greifen und programmieren können.

Wie auf so viele wichtige Fragen gibt es auch auf diese keine allgemein gültigen Antworten, nur persönliche wie die jetzt folgende: Wenn Informationstechnik ein wichtiges Mittel ist, um Unternehmen erfolgreicher zu machen, dann muss der wichtigste Entscheidungsträger und -vorbereiter in diesem Bereich viel von Technik verstehen. Dieses Verständnis sollte sogar so weit gehen, dass es sich zu Prinzipien, zu Handlungsmaximen verdichten lässt.

Wer früher als andere einschätzen will, welche Konsequenzen der Einsatz von Technologien hat, wo die IT effizienzsteigernd wirkt, wo sich sogar mit ihrer Hilfe neue Geschäftsfelder beackern lassen, kommt um ein tief gehendes Technik- und Prinzipienverständnis nicht herum. Damit ist wohlgemerkt nicht gemeint, dass der IT-Manager jede Codezeile in R/3 kennen sollte, aber er muss selbst abschätzen können, ob sich diese oder eine andere Software mit welchem Aufwand an sein Unternehmen anpassen lässt. Er hat rechtzeitig zu verstehen, welche Auswirkungen Plattformentscheidungen für seine IT-Landschaft und für das Geschäft haben. Fehlen ihm diese Fähigkeiten, kann er keine realistischen IT-Strategien entwickeln.

Im Unterschied etwa zu Vertriebs- und Einkaufs-Managern (Bereiche, in denen übrigens auch Experten eingesetzt werden) hat der IT-Boss die besondere Schwierigkeit, dass sich die Mittel, mit denen er die IT-bezogenen Probleme seines Unternehmens lösen soll, in vierteljährlichem Rhythmus ändern. Dabei reichen die Aufgabenfelder von der Buchhaltung über Produktionsplanungssysteme bis hin zu Customer-Relationship-Management oder Supply-Chain-Management - und das Ganze am besten auch noch unternehmensübergreifend.

Und noch eins: Der IT-Chef ist letztendlich für die Verfügbarkeit seiner Systeme verantwortlich, schon deshalb sollte er ihre Technik beherrschen.