Aufmerksamkeitsdefizit

Der Browser als Universal-Frontend

30.07.2011
Von 
Axel Oppermann beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Social Enterprise, Cloud Computing und Microsoft hineinfällt. Axel schreibt auf Computerwoche als Experte zu den Themen Enterprise Cloud, Digital Enterprise und dem IT-Lieferanten Microsoft. Als IT-Analyst berät er Anwender bei der Planung und Umsetzung ihrer IT-Strategien. Axel ist Geschäftsführer des Beratungs- und Analystenhaus Avispador aus Kassel. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

IE6 noch viel zu oft im Einsatz

Ein besonders hartnäckiger und penetranter Veteran unter den verschiedenen Browser-Typen ist der Internet Explorer 6 (IE6) von Microsoft. Er bringt selbst hartgesottene IT-Administratoren aufgrund zahlreicher Fehler und falsch oder nicht implementierter Standards regelmäßig aus der Fassung. Trotzdem erfreut sich der aus heutiger Sicht komplett ungeeignete Web-Browser immer noch einer großen Beliebtheit. Vor allem viele Unternehmen, die es noch nicht geschafft haben, von Windows XP auf Windows 7 zu wechseln, hängen noch am vorinstallierten IE6 fest.

Nach unseren Untersuchungen trifft das auf immerhin 31 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zu. Besonders verbreitet ist der Oldtimer in der Industrie und in Unternehmen mit mehr als 2500 Mitarbeitern.

Die Inkompatibilitätsfalle

IE6 wurde als Standard-Browser für XP positioniert und kam im August 2001 auf den Markt. Eine Teilschuld für das zähe Dasein des Browsers trägt Microsoft selbst. So hat der Softwarekonzern bis zur Einführung der Produktversion 7 im Jahr 2006 viel Marketing dafür betrieben, dass Anwenderunternehmen in Form von Eigenentwicklungen sowie unabhängige Softwarehäuser aus dem Partnernetz Anwendungen entwickelten, die auf Features des IE6 ausgerichtet waren. Viele dieser Anwendungen laufen nicht nativ in Browsern von Apple, Google oder dem Firefox. Sie funktionieren auch nicht in neueren Versionen des Internet Explorer. Als kritische Applikationen in diesem Sinn werden von den Befragten vor allem PIM-, CRM- und ERP-Lösungen angeführt. Hierdurch wird der Wechsel auf aktuelle Browser erschwert. Entscheider, die durchaus am Einsatz neuer Funktionen und Versionen von Browsern beziehungsweise Anwendungen interessiert sind, müssen im Rahmen von Migrationsprojekten aufwendige Anpassungen vornehmen. Bypass-Lösungen, um die Probleme zu umgehen, so etwa ein Kompatibilitätsmodus oder Virtualisierungskonzepte, sind zwar möglich und verfügbar, aber selbst in einer Übergangszeit mehr als kritisch zu beurteilen.

Der Internet Explorer und die Alternativen: vier Browser-Landschaften

Die Experton Group hat im Rahmen ihrer Analysen vier BrowserEinsatzarten identifiziert, wobei es hier um die von den meisten Unternehmen als Standard-Browser genannten Produkte Internet Explorer und Firefox geht.

  1. Der Internet Explorer ist Standard, und weitere Browser (in der Regel Firefox) werden eingesetzt: Dieses Segment repräsentiert 20 Prozent aller befragten Unternehmen. Hier machen die Nutzer des Internet Explorer 8 einen überdurchschnittlichen Anteil aus. Vor allem in diesem Segment sind die Befragten der Meinung, dass der Browser für die eigene Organisation unternehmenskritisch ist. Auch trägt der Browser als zentrale Schnittstelle zwischen Anwender und Applikationen wesentlich zu einem produktiveren Arbeiten bei.

  2. Der Internet Explorer ist Standard, und es werden keine weiteren Browser eingesetzt: Dieses Segment steht für 51Prozent aller befragten Unternehmen. Angehörige dieser Gruppe sind der Überzeugung, dass der IE ein etablierter und von den meisten Anwendern akzeptierter Browser ist. 45 Prozent dieser Unternehmen setzen den IE6 noch als Standard ein, obwohl nur wenige von ihnen ihn als "innovativ" einstufen.

  3. Sonstige Browser (regelmäßig Firefox) werden als Standard eingesetzt, und der IE wird als Alternative gewählt: Dieses Segment umfasst 15 Prozent aller Unternehmen. Die Befragten sind der Meinung, der von ihnen gewählte Standard-Browser (in der Regel Firefox) sei technisch besser als die Alternativen, und geben dies als eine entscheidende Größe bei der Auswahl an. Zwar haben sich knapp 70 Prozent strategisch mit dem Thema Browser auseinandergesetzt, jedoch haben nur etwas mehr als vier Prozent in diesem Segment auch eine zentrale Browser-Strategie festgelegt. Dies ist der geringste Wert aller vier Hauptsegmente.

  4. Es wird kein Internet Explorer eingesetzt: Die Aussage "Kein IE im Einsatz" bedeutet nicht zwangsläufig, dass kein IE auf den Rechnern installiert ist. Vielmehr handelt es sich hier um interne Vorgaben (Regelwerke) beziehungsweise um Einschätzungen der befragten Entscheider. Dieses Segment bildet mit 13 Prozent aller Unternehmen die kleinste Nutzergruppe. Nahezu alle Unternehmen dieser Gruppe setzen auf Firefox als Standard. Browser wie Safari, Chrome oder Opera sind hier derzeit nicht von besonderer Bedeutung. Die angegebenen Gründe für die Auswahl von Firefox sind neben der Geschwindigkeit und der Einhaltung von Standards das Thema Sicherheit.