Bonner Förderung für MDT-Hersteller?

Der Brotkorb hängt jetzt höher

24.10.1975

BONN - In der Stresemannstraße in Bad Godesberg war am 10. Oktober 1975 die Stimmung herbstlich: Vertreter der deutschen MDT- und Kleincomputer-Hersteller diskutierten mit Ministerialdirigent Dr. Donth vom Bundesforschungsministerium in nichtöffentlicher Sitzung die Zukunft der Branche. Sie hängt auch davon ab, ob und in welchem Umfang aus Bundesmitteln Neuentwicklungen gefördert und Marktaktivitäten gestützt werden.

Noch im alten Jahr soll das 3. DV-Programm über die Bonner Parlamentarier-Bühne, "bevor", so ein hochgestellter Ministeriale "an Computer nur noch im Zusammenhang mit der Hochrechnung von Bundestagswahl-Ergebnissen gedacht wird".

Gezielter fördern

Im September erst hatte Minister Matthöfer anläßlich von Blitzbesuchen bei Kienzle in Villingen und Hohner in Trossingen (siehe CW Nr. 38) das Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche" strapaziert. Förderung aus Bundestöpfen - so sinngemäß der Forschungsminister - nur dort, wo es sinnvoll ist. Sinnvoll, meinte Matthöfer, sei insbesondere die Konzentration der Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten, die Kumulation deutschen Computer-Know-Hows, vielleicht sogar die zumindest partielle Fusion der" Know-Hower".

Die Bonner Gesprächsrunde, an der Spitze Philips-Chef Hermann Stähler, Nixdorf-Vorstand Helmut Rausch und Kienzle-Geschäftsfüher Dr. Martin Fahrnauer, vernahm aus Donth-Mund Sinngemäßes: Das Ministerium verhält sich in Zukunft wie eine Bank, die Investitionen finanziert. Die Bank will ihr Geld wiedersehen. Das Ministerium möchte den volkswirtschaftlichen Effekt garantiert haben.

Und das - so scheint es - sieht man in Bonn durchaus als ein Problem der Größenordnung der geförderten Unternehmen an. Im Sitzungsraum schwebte ein früher Ausspruch von Heinz Nixdorf: "Nur EDV-Hersteller, die bis 1980 eine Milliarde Mark Umsatz schaffen, werden überleben." Das 3. DV-Programm könnte das als Maßstab nehmen: keine Förderung für Fußkranke, schon gar keine Hilfe am Grabe.

Dr. Donth: "Wir wollen die Freiheit der Firmen nicht beschneiden, schließlich sind wir nicht dirigistisch. Aber es liegt doch auf der Hand - es muß etwas passierten."

Würdige Projekte

Wie auch immer gefördert wird: Für technologische Entwicklungsprojekte zumindest in diesen MDT-Bereichen wird Bonn Geld lockermachen:

- Software-Paketierung und -Normierung

- Neue Output-Techniken / Nichtmechanische Drucksysteme

- Schnittstellen-Technik zu DFÜ-und Nachrichtenübertragungsnetzen.

Nachdenken will man im Ministerium gemeinsam mit den Herstellern auch darüber, wie man die Abhängigkeit von Bauelemente-/Halbleiter-Lieferanten mildern kann.

Im Bundesforschungsministerium hängt der Brotkorb höher. Bleibt für die MDT-Hersteller, die sich im übrigen eines geradezu antizyklisch guten Auftragseingangs erfreuen, die Hoffnung auf den Bundeswirtschaftsminister. Sinnierte einer der Sitzungsteilnehmer am Rande des Round-Tables: "Wenn den Anwendern der Kauf unserer Computer ein wenig schmackhafter gemacht werden könnte, würde das den Anwendern helfen, uns helfen und der Konjunktur auch."