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Der Bordcomputer für LKWs

29.02.2008
Von Handelsblatt 
Navigation und Flottenmanagement wachsen zusammen. Die Berliner Firma IAV Products stellt auf der IT-Messe Cebit erstmals einen Bordcomputer vor, der verschiedene Funktionen wie Ortung, Navigation und Daten-Kommunikation in einem Gerät zusammenfasst. Besonders Brummis sollen damit schneller ans Ziel kommen.

BERLIN. Wer bislang Ortung, Navigation, Daten-Kommunikation, Telefon, Radio und Werkzeuge für das Flottenmanagement während der LKW-Fahrt nutzen möchte, muss verschiedene Geräte mitführen. Mit all den Kabeln und einzelnen Gerätschaften sieht das nicht nur wüst aus, die Informationen spielen auch nicht optimal zusammen.

"Das ist die erste kompakte All-in-one-Lösung für den professionellen Einsatz in LKWs und Sonderfahrzeugen", sagt IAV-Geschäftsführer Christian Müller-Bagehl. Der sogenannte TeleDrive ist passt in den genormten Radioschacht und lässt bequem über den mitgelieferten 18 Zentimeter-großen-Touchscreen bedienen. Ein Vorteil für den Spediteur: Er kann seine bisherige Software für das Flottenmanagement weiternutzen. "Er muss sie nur auf die Plattform ausspielen", sagt Müller-Bagehl.

Das Gerät speichert auf Wunsch dutzende Fahrzeugdaten, mit denen der Betreiber von Fuhrparks errechnen kann, ob der Fahrer seinen Brummi wirtschaftlich bewegt. Wird das Gaspedal allzu ruppig bedient, wird das der Zentrale nicht entgehen. Das System übermittelt zudem ständig die Daten über Standort, Betriebsbereitschaft und Lenkzeiten, wodurch besser disponiert werden kann.

Die Navigation berücksichtigt bei der Routenplanung Beschränkungen auf der Strecke wie Durchfahrtshöhen, Gewichtbeschränkungen und Wasserschutzgebiete, durch die Gefahrentransporter nicht fahren dürfen. "Dabei ist der LKW über GPS und eine herkömmliche mobile Internetverbindung ständig mit der Zentrale verbunden", sagt Müller-Bagehl. Mit Flatrate-Tarifen sei das bezahlbar.

Das Windows-basierte System nutzt die sogenannte Low-Power-Architektur von Intel. Der Chipproduzent kooperiert mit der Berliner Firma. "Die Zusammenarbeit mit IAV Products erschließt uns zahlreiche neue Möglichkeiten, die wir bisher - nur mit häufig ungenügender Qualität - bei mobilen Geräten sehen", sagt Intel-Deutschland-Chef Hannes Schwaderer.

Der Chiphersteller will den Rechner zum Bindeglied zwischen Büro und Straße machen. Doch das ist nicht so einfach, wie es sich anhört, denn bislang kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. "Die Gerätehersteller haben ihre eigenen Systeme" sagt Schwaderer. Diese will Intel nun mit neuen Lösungen verknüpfen.

Profitieren würde der Güterverkehr. Er könnte reibungsloser über die Straßen rollen, wenn alle LKWs Daten über Staus, Baustellen und andere Behinderungen zurückspielen könnten. "Damit das möglich wird, muss erst eine einheitliche Datenbasis geschaffen werden", sagt Müller-Bagehl.

Ein erster Schritt in diese Richtung ist die sogenannte PSF-Initiative, in der namhafte Autohersteller wie Daimler, BMW und VW, Systemhersteller sowie Kartenlieferanten ein Standard-Kartenformat für die Basisfunktionen Navigation und Telematikdienste entwickeln. Am Ende soll das Physical Storage Format (PSF) stehen.

Künftig sollen nicht mehr wie bisher Navigationsdaten für unterschiedliche Geräte in verschiedenen Formaten erstellt werden müssen, sondern in einer einheitlichen Sprache, was eine Aktualisierung oder eben den gegenseitigen Austausch von Streckeninformationen erleichtern würde. "Das neue Standardformat soll das teure Konvertieren überflüssig machen", sagt Kristina Stifter, Sprecherin des Systemanbieters PTV, der an dem Projekt beteiligt ist.

Mit Hilfe des Standards sollen nur noch einzelnen Kartenteile aktualisiert werden, so dass nur noch kleine Datenmengen übertragen und nicht der gesamte Datenbestand erneuert werden muss. Auf der Cebit zeigt das Unternehmen ein neues Tourenplanungssystem, mit dem sich Routen optimieren lassen, auch wenn der Fahrer längst unterwegs ist.

Es zeigt, wie sich die Tourkosten durch jeden planerischen Schritt verändern. Dadurch sieht der Disponent genau, welche Auswirkungen seine Entscheidungen haben. Das reduziert nicht nur die Kosten, sondern schont auch die Umwelt.