iOS 14 übernimmt iPad-Funktion

Der Bild-in-Bild-Modus auf dem iPhone

24.07.2020
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Mark Zimmermann leitet hauptberuflich das Center of Excellence (CoE mobile) zur mobilen Lösungsentwicklung bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Karlsruhe. Er weist mehrere Jahre Erfahrung in den Bereichen Mobile Sicherheit, Mobile Lösungserstellung, Digitalisierung und Wearables auf. Der Autor versteht es, seine Themen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für unternehmensspezifische Herausforderungen darzustellen. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeiten ist er Autor zahlreicher Artikel in Fachmagazinen.
Seit Apple mit iOS 9 die Bild-in-Bild-Funktion auf dem iPad implementierte, fordern die Anwender dieses Feature auch für das iPhone. Mit iOS 14 erfüllt Apple diesen Wunsch.
Die mit iOS 14 eingeführte Bild-in-Bild-Funktion funktioniert auch mit FaceTime.
Die mit iOS 14 eingeführte Bild-in-Bild-Funktion funktioniert auch mit FaceTime.
Foto: Apple

Mit der Einführung von iOS 14 ist der Bild-in-Bild-Modus auch auf den iPhones angekommen. Dank ihm können Sie nun ein Video ansehen, während Sie auf Twitter sind oder einen FaceTime-Anruf tätigen, während Sie ein eBook lesen. Dieses Feature kennen wir zwar vom iPadOS 13, aber es gibt einige interessante Unterschiede und neue Möglichkeiten.

Bild-in-Bild auf dem iPhone - so geht's

Die Verwendung der Bild-in-Bild-Funktion, im Folgenden auch als PiP (Picture in Picture) bezeichnet, ist einfach. Sie starten auf dem iPhone eine von der Funktion unterstützte App, zum Beispiel die TV App, und spielen einen Film oder eine Serie ab. Läuft die Wiedergabe, beenden Sie die App einfach wie gewohnt und wechseln zum Springboard. Sie werden sehen, dass das Video automatisch am Rand des Bildschirms erscheint und über den restlichen Informationen schwebt. Als alternative Methode können Sie in Schritt 3 die PiP-Schaltfläche verwenden, die sich unmittelbar rechts neben der Schaltfläche zum Schließen des Videos befindet.

Für die Wiedergabe im PiP-Modus gibt es mehrere Optionen. Sie können die Größe und die Position der Wiedergabe ändern. Die klassische Zwei-Finger-Geste zum Vergrößern oder Verkleinern funktioniert hier auch oberhalb des Wiedergabefensters und ermöglicht es, aus drei verschiedenen Größen zu wählen. Eine andere Möglichkeit, zwischen den Größen zu wechseln, ist ein zweimaliges Tippen auf das Wiedergabefenster. Auf diese Weise erreichen Sie ein Umstellen der Fenstergröße zwischen klein, mittel, groß und so weiter. Um das Wiedergabefenster zu verschieben, können Sie es einfach an die gewünschte Position bewegen. Bei der maximalen Größe, die den gesamten Bildschirm in der Breite einnimmt, können Sie nur zwischen oben oder unten wählen, während Sie bei der mittleren oder kleinen Größe zwischen den vier Ecken des Screens wechseln können. Außerdem können Sie das Video auf die äußerste rechte oder linke Seite des Bildschirms ziehen, wo es in minimierter Darstellung weiterläuft. Auch wenn Sie den Inhalt so nicht sehen, die Wiedergabe des Tons wird fortsetzen. Um die Wiedergabe zu steuern, steht Ihnen ein Pause/Fortsetzen-Knopf zur Verfügung. Ebenso ist ein Vor- und Zurückspulen in Filminhalten möglich. Ein Button für die Rückkehr in den Vollbildmodus ist ebenfalls enthalten.

Neben der TV-App können Sie natürlich auch andere vorinstallierte Apps (etwa Podcasts, Safari, iTunes oder FaceTime) nutzen, sowie Apps von Drittanbietern, die die PiP-Funktion bereits auf dem iPad unterstützen. Im Falle eines FaceTime-Anrufs sieht der Nutzer des iOS-14-Geräts nicht nur seinen Gesprächspartner wenn er sich selbst auf dem Homescreen bewegt. Auch sein Videosignal wird weiter an den Kommunikationspartner übertragen. Die Interaktionen für das Vor- und Zurückspulen oder ein Pause-Knopf fehlen natürlich.

Mehr als nur von Android abgekupfert

Auch wenn Google die Bild-in-Bild-Funktion schon früher eingeführt hat, könnte die Apple-Version Android PiP tatsächlich überlegen sein. So können Anwender auf Android-Smartphones zwar ein PiP-Fenster an jede beliebige Stelle auf dem Bildschirm ziehen. Ein Parken an festen Positionen oder gar am Bildschirmrand in dem "großenteils" ausgeblendeten Zustand ist jedoch auf Android nicht möglich. So ist das PiP-Fenster unter Android eher im Weg und häufig ein Ärgernis. Dabei ist die Option, die Audiowiedergabe auch nach dem Andocken des Videos außerhalb des Bildschirmrandes beizubehalten, gerade für FaceTime-Anrufe äußerst nützlich. Immerhin können Anwender so ihr Handy weiter voll nutzen, während Sie mit der anderen Person sprechen.

Beim Zoomen des Wiedergabefensters ist der PiP-Modus von iOS 14 ebenfalls der Funktionsweise auf aktuellen Android-Systemen überlegen. Zwar können Anwender auf Geräten wie beispielsweise dem OnePlus 8 Pro zoomen, um ein Wiedergabefenster etwas zu vergrößern, aber spätestens beim nächsten Zoomen wird das Video in Vollbild geöffnet. Ein echtes "Skalieren" ist auch hier bei Android nicht möglich. Dabei ist anzumerken, dass sich alle diese Funktionen mit angepasster Software lösen lassen. Apple hat PiP nicht von Android kopiert, sondern so angepasst und weiterentwickelt, wie man es für einen professionellen Umgang benötigt.

Android bietet allerdings etwas, das iOS - zumindest in Version 14 - noch nicht kann, nämlich PiP bei der Nutzung von Google Maps. Man darf gespannt sein, ob Apple auch hier - in zukünftigen Versionen - ein ähnlich geartetes Feature ermöglicht. (mb)