Business Intelligence

Der Bauch entscheidet immer noch zu oft

26.01.2009
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Business Intelligence wird leider immer noch nicht in allen Chefetagen ernst genommen. Viel zu häufig entscheiden Manager nicht auf Basis genauer Datenanalyse, sondern lassen ihre Intuition walten - mit häufig allzu schlechten Ergebnissen.

Eigentlich ist Informationsverarbeitung in zweifacher Sache eine enorme Errungenschaft. Zum einen automatisiert sie inzwischen die meisten wichtigen Prozesse in einem Unternehmen und macht sie effizienter und schneller.

Auf der anderen Seite fallen durch diese Prozessautomatisierung immense Datenmengen zu allen Lebenslagen des Unternehmens und seiner Kunden an, die analysiert und bestens zur Entscheidungsfindung herangezogen werden könnten: ob es um neue Produkte geht, veränderte Produktionsbedingungen, Marketing, Forschung und Entwicklung oder schlicht um herauszufinden, welches gute und weniger gute Kunden sind. Viele zur Entscheidungsfindung nötigen Informationen ließen sich aus den operativen Daten herausdestillieren und für Business-Entscheider verdichten.

Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE
Christoph Witte, Herausgeber der COMPUTERWOCHE
Foto: Christoph Witte

Leider liegt die Betonung noch allzu häufig auf den Wörtern "eigentlich" und "könnten". Eine Befragung von Managern in mittleren und großen amerikanischen Unternehmen ergab nämlich, dass nur in 60 Prozent der Fälle die getroffenen Entscheidungen auf der Analyse vorhandener Daten basieren. Die restlichen 40 Prozent wurden aufgrund nicht näher bezeichneter, andere Informationsquellen entschieden - auf gut Deutsch also, nach Bauchgefühl. Die IT-Berater von Accenture, die rund 250 Manager zu dem Thema Business Analytics und Business Intelligence befragten, fanden außerdem heraus, dass in nur 57 Prozent der Unternehmen ein mit aktuellen Daten angereichertes, unternehmensweites System für die Business-Analyse zur Verfügung steht.

Die BI-Muffel erklärten den Grund für das Festhalten am guten alten Bauchgefühl mit dem Fehlen aktueller oder historischer Daten (60 Prozent). Aber immerhin 55 Prozent erteilten einem analytischen Entscheidungsansatz schlicht weg eine Absage, weil die Entscheidungen in ihren Unternehmen auf Basis von "qualitativen und subjektiven Faktoren" getroffen werden. Das klingt doch sehr nach Gutsherrenart und Management-Dünkel.

Darin liegt wohl auch der eigentliche Grund, warum BI zwar schon seit Jahren auf dem Sprung zur strategischen Applikation ist, es aber immer noch nicht geschafft hat vom nice to have zum absolut unverzichtbaren Bestandteil der Applikationslandschaft eines Unternehmens zu werden. Sehr schade. Vielleicht würden uns mit besseren Business Analytics so schwerwiegende Fehler wie sie im Bankgeschäft oder in der Automobilindustrie in den letzten Jahren gemacht wurden erspart bleiben.

Weitere Meinungsbeiträge und Analysen finden Sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu