Der Bauch entscheidet - immer noch zu oft

26.01.2009

Eigentlich ist Informationsverarbeitung in zweifacher Hinsicht eine enorme Errungenschaft. Zum einen automatisiert sie wichtige Prozesse und macht sie effizienter und schneller. Auf der anderen Seite fallen dadurch immense Datenmengen zu allen Lebenslagen des Unternehmens und seiner Kunden an, die analysiert und zur Entscheidungsfindung herangezogen werden könnten: ob es um neue Produkte geht, veränderte Produktionsbedingungen, Marketing, Forschung und Entwicklung oder schlicht darum, herauszufinden, welches gute und weniger gute Kunden sind. Viele Informationen ließen sich aus den operativen Daten herausdestillieren und für Business-Entscheider verdichten.

Leider liegt die Betonung allzu häufig auf "eigentlich" und "könnten". Einer Befragung von Managern in mittleren und großen amerikanischen Unternehmen zufolge basieren die Entscheidungen nämlich nur in 60 Prozent der Fälle auf der Analyse vorhandener Daten. Die restlichen 40 Prozent wurden aufgrund anderer Informationsquellen entschieden - auf gut Deutsch also nach Bauchgefühl.

Eine Umfrage von Accenture unter 250 Managern ergab zudem, dass in nur 57 Prozent der Unternehmen ein firmenweites System für die Business-Analyse zur Verfügung steht. Die BI-Muffel begründeten ihr Festhalten am guten alten Bauchgefühl mit dem Fehlen aktueller oder historischer Daten (60 Prozent). Aber immerhin 55 Prozent erteilten einem analytischen Ansatz eine Absage, weil die Entscheidungen im Unternehmen auf Basis von "qualitativen und subjektiven Faktoren" getroffen werden. Das klingt sehr nach Gutsherrenart und Management-Dünkel und ist wohl auch der Grund, warum sich BI immer noch nicht vom nice to have zum unverzichtbaren Bestandteil der Applikationslandschaft entwickelt hat. Schade. Vielleicht blieben uns mit besseren Business Analytics so schwere Fehler, wie sie im Bankgeschäft oder der Autoindustrie in letzter Zeit gemacht wurden, erspart.

Weitere Meinungsbeiträge und Analysen finden Sie unter www.wittes-welt.eu.