Das digitale Unternehmen

Der Arbeitsplatz der Zukunft

01.07.2015
Von 


Hanns Köhler-Krüner ist Research VP bei Gartner im Bereich Digitaler Arbeitsplatz und beschäftigt sich im Besonderen mit Enterprise Content Management (ECM). Er verfügt über fundiertes Wissen über ECM-Systeme und -Anbieter, Content Analytics, Enterprise Search und Taxonomien/Metadaten sowie in der Ausarbeitung von entsprechenden Strategien zum sinnvollen Einsatz der Technologien.
„Sag den Menschen nie, wie sie Dinge tun sollen. Sag ihnen, was zu tun ist, und sie werden dich mit ihrem Einfallsreichtum überraschen.“ – George S. Patton

Das Gartner CIO & IT Executive Summit 2015 in München hatte ein Hauptthema und eine klare Aussage: Das Digital Business kommt und keiner kann es sich leisten zu warten. Diese Aussage wurde untermauert von vielen Vorträgen unserer Analysten, von Vordenkern wie Magnus Lindkvist sowie von Unternehmen, die sich bereits auf dem Weg gemacht haben. Obwohl die Entwicklung noch in den Kinderschuhen steckt, wurde schnell deutlich, dass einige grundsätzliche Dinge zu beachten sind.

Kein Vorbild für Digitale Arbeitsplätze.
Kein Vorbild für Digitale Arbeitsplätze.
Foto: Stefan Rajewski - Fotolia.com

Veränderungen am Arbeitsplatz als Voraussetzung für Digital Business

Der Digitale Arbeitsplatz ("Digital Workplace") ist die Erkenntnis, dass es auch Veränderungen am Arbeitsplatz bedarf, um wirkliches digitales Business zu machen. Der Digitale Arbeitsplatz ist dabei die strategische Antwort auf eine Reihe von Trends wie Consumerization, digitale Kompetenz, sich verändernde Arbeitsmodelle, erhöhte Mengen von Informationen und der Wunsch zu teilen und zusammenzuarbeiten.

Digital Workplace-Key-Innitiative-Overview
Digital Workplace-Key-Innitiative-Overview
Foto: Gartner

Unternehmen müssen sich jetzt ganz klar überlegen, wie sie in diesem sich schnell ändernden Umfeld die Nase vorn behalten. Bestehende Mitarbeiter müssen gehalten, neue Mitarbeiter angezogen und gleichzeitig muss die Art zu arbeiten so verändert werden, dass das große Ziel eines digitalen Unternehmens erreichbar wird.

Dabei geht es um die Beantwortung von Fragen wie:

  • Welche Vorteile bringt ein digitaler Arbeitsplatz?

  • Wie plant, implementiert und verwaltet man einen digitalen Arbeitsplatz, der nicht nur dem Mitarbeiter Mehrwert bringt sondern auch dem Unternehmen?

  • Wie erhöhe ich die Beteiligung und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter?

  • Wie erfinde ich den Arbeitsplatz neu und welche Technologien ermöglichen neue Arten der Zusammenarbeit?

Die Ziele sollten dabei sehr klar und an die geschäftlichen Ziele eines Unternehmens angelehnt sein.

Heute gibt es bereits viele Technologien in Unternehmen, die nur teilweise oder fast gar nicht eingesetzt werden. Entweder sind sie für die ihnen zugedachte Rolle nicht geeignet oder so schwer zu bedienen, dass sich die Mitarbeiter damit nicht zurechtfinden. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die immer wieder zeigen, wie wenig Engagement der Mitarbeiter in vielen Fällen noch für seine Arbeit empfindet. Dies hat auch etwas mit den veränderten Erwartungen der Mitarbeiter tu tun, die im privaten Umfeld deutlich bessere oder intuitivere Technologien zur Verfügung haben.

Warum in den digitalen Arbeitsplatz investieren?

Die sieben wichtigsten Ziele, die eine Investition in den digitalen Arbeitsplatz der Zukunft heute antreiben, sind:

  • die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern,

  • neue Arten von Arbeiten zu ermöglichen,

  • die Flexibilität und Agilität zu erhöhen,

  • den Zugriff auf bestehendes Wissen im Unternehmen zu verbessern,

  • gemeinsames Entscheiden zu ermöglichen,

  • Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und Mitarbeiterverlauf zu verringern sowie

  • Innovation und Kreativität zu verbessern.

Jedes dieser Ziele wurde in der Vergangenheit schon oftmals an verschiedenen Stellen und mit unterschiedlichen Vorzeichen in Unternehmen versucht. Was den digitalen Arbeitsplatz anders macht als die Knowledge-Management-Initiativen der letzten 20 Jahre oder die Einführung einer weiteren Insel-Lösung in Form von einem sozialen Netzwerk, ist die Anlehnung an das Digital Business.

Dies ist der große Trend, der sich durch alle Branchen und Länder zieht - ob man es nun unter dem Banner Industrie 4.0, Internet of Things oder Digital Business zusammenfasst: Heute kann es sich kein Unternehmen mehr leisten, diese Bewegung zu ignorieren. Der Weg zum digitalen Arbeitsplatz ist dabei nur eine natürliche Verlängerung. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren 25 prozent aller Unternehmen, die heute eine Führungsposition in ihrer Branche einnehmen, durch ein Verfehlen dieser Zielsetzung ihre Position verlieren werden.

Ob Entscheider in Unternehmen den digitalen Arbeitsplatz als ein Projekt sehen, in dem in kleinen Gruppen mehr Autonomie und Freiheit geübt wird, um damit die Kreativität und Innovationskraft zu verstärken, oder ob sie einen holistischen Ansatz für das ganze Unternehmen wählen: Beide können zum Erfolg führen, wenn es ein gemeinsames und vor allem deutlich definiertes Ziel gibt.

Der digitale Arbeitsplatz der Zukunft ist keine Revolution, sondern ein Zusammenführen von vielen einzelnen Wünschen und Zielsetzungen in einem Unternehmen, die bereits jetzt bestehen. Es liegt am CIO, ob das "I" weiterhin nur für "Information Technology" steht oder in Zukunft auch für "Innovation". (bw)