Personal Computer an den Universitäten Wien und Linz:

Der Apple fiel recht weit vom Stamm

27.11.1981

WIEN (eks) - Seit Anfang November lernen die etwa 800 Studenten der Vorlesung "Einführung in das Programmieren" auf 28 Apple Modell III. Die Kleinstrechner entlasten damit die überbeanspruchten zentralen CDC-"Zahlenmampfer" der Technischen Universität Wien.

An einem charakteristischen Punkt der Entwicklung sieht Professor Wilhelm Barth die Hochschulen angelangt: An der Kehrtwendung von zentraler zu dezentraler Datenverarbeitung, denn der Kleinrechner könne alles, was der Großrechner kann. Die Schwierigkeit, Universitätsadministration, Forschungsvorhaben und Informatikausbildung auf einem Rechner unterzubringen, hatte Ende des Vorjahres zur demonstrativen Besetzung des TU-Rechenzentrums geführt. Universitätsverwaltung und Wissenschaftsministerium reagierten rasch mit einer Ausschreibung Anfang 1981, aus der der Apple III als Sieger hervorging.

Das Hauptauswahlkriterium war die Verfügbarkeit von Pascal Damit schied auch der Austro-Holländer P2000 aus, was Professor Barth mit patriotischem Unterton bedauert, heute wäre das vielleicht anders".

Auch zentrale Lösungen mit Bildschirmarbeitsplätzen wurden nicht berücksichtigt. Erstens aus Sicherheitsgründen, denn eine Störung des Zentralsystems blockiert alle Arbeitsplatze, und zweitens: "Multiprogramming ist Krampf" (Barth).

Jetzt hat jeder Übungsteilnehmer sein eigenes Gerät, das ihm für etwa zwei Wochenstunden zur Verfügung steht. "Die Studenten kommen jetzt ungeheuer viel schneller voran", meint Barth, würde sich aber gerade für die Ausbildung eine gerätemäßige Trennung von Editieren und Ausführung wünschen. In einem Industriebetrieb, wo der Personal Computer wirklich einer Person allein gehört ist es egal wie lange jemand das Gerät benutzt. Nicht so in der Ausbildung. Da Programmeingabe und Testlauf auf demselben Gerät stattfinden, blockiert der anschließend. Aber Fehlermöglichkeiten grübelnde Student ein Gerät ohne es zu nutzen.

Der quälende Engpaß bei Lochern und Kartenlesern ist aber jedenfalls beseligt. Die TU-Wien verfügt nun über 28 Apple III mit je 128 KB Speicher und insgesamt sechs Drucker. Der Preis betrug 2,4 Millionen Schalung. Die für Lehrsysteme relativ großen Hauptspeicher waren nötig damit auch das von den Technikern geforderte Fortran 77 lauffähig ist.

Mittels einer Weinen selbstgeschriebenen Prozedur war es sogar möglich, Pascal-Programme direkt von einer Cyber 720 auf die Kleinrechner zu überspielen und abgesehen von Problemen mit überlangen Integers dort auch umzuwandeln und auszuführen. Anfangsschwierigkeiten gab es bloß mit den Daten. Die Apples nehmen nicht jede daherrotierende Diskontdiskette.

Nicht ganz so zufrieden mit seinen Micros zeigte sich das Rechenzentrum der Uni Linz, die sich etwa zur selben Zeit wie Wien für P2000 zur Informatikausbildung entschieden hatte (CW 25/81). Die Installation geriet in Terminverzug, da die von Softlab München gelieferte 2741 Prozedur nicht hielt, was Philips in Wien versprochen hatte. Hätte die Verbindung P2000 - IBM 370/115 nach der ursprünglichen Planung bereits im August laufen sollen so war man Anfang November erst beim Abschlußtest.

Und einen weiteren Unterschied machten die Mainframe-vewöhnten Linzer aus: "Beim Support sind wir IBM etwas anderes gewöhnt, da sind Welten dazwischen", und: .Beim Support muß man um Eckhäuser heruntersteigen" sind Linzer Kommentare, wo man sich beklagt, daß Philips für dieses Aufgabengebiet in ganz Österreich nur einen Supportmann hätte.

Die Klage ist allerdings etwas unrealistisch. Denn die Unterstützung beim 100 000-Schilling-Rechner kann nur geringer sein als die bei einem für fünf Millionen. Hier steht eine offene Diskussion zwischen den zu hoch geschraubten Erwartungen verwöhnter Anwender und den "Hit and run"-Vorstellungen der Computerfirmen noch bevor.