Der Anbieter von relationalen Datenbanken will sich alle Tueren offenhalten Informix vertreibt Windows NT gebuendelt mit DBMS-Werkzeugen

12.11.1993

CANNES (qua) - Ein Joint-Marketing-Agreement haben die Microsoft Corp., Redmond, und die Informix Software Inc., Menlo Park, geschlossen. Demzufolge wird Informix ein Software-Bundle vermarkten, das aus dem Windows NT Advanced Server und der Informix Standard Engine (SE) mitsamt ihren Entwicklungswerkzeugen besteht.

Microsoft kann sich einen dicken Pluspunkt gutschreiben, stand Informix doch jahrelang quasi als Synonym fuer Unix-basierende Datenbank-Management-Systeme. Dass der DBMS-Anbieter nun sein weitverzweigtes Vertriebsnetz fuer Windows NT oeffnet, gibt Microsoft viel groesseren Auftrieb als das vor etwa einem Jahr geschlossene Technologieabkommen mit Sybase. Die Freude ueber diese Partnerschaft duerfte um so groesser sein, als dem Betriebssystem- Giganten daraus offenbar kaum zusaetzlicher Aufwand entsteht.

Interessierte Entwickler und Anwender profitieren ebenfalls von der Kooperation: Waehrend des ersten Halbjahres will Informix das Paket zu einem Preis anbieten, der fast zwei Drittel unter dem liegt, was die Nutzung aller Einzelkomponenten kosten wuerde. Laut Chief Executive Officer Phil White zahlen US-Kunden etwa 2200 Dollar; die deutsche Informix GmbH hielt mit ihren Preisvorstellungen noch hinter dem Berg. Das Bundle wird zunaechst nur fuer Intel-Prozessoren angeboten.

Informix beteiligt sich an schwedischem SW-Haus

Anlaesslich einer Presse- und Kundenveranstaltung in Cannes gab Informix jetzt auch eine zwoelfprozentige Beteiligung an dem schwedischen Software-Unternehmen IDK Frontec bekannt. IDK beschaeftigt sich vorrangig mit Kommunikationssoftware im Bereich Electronic Data Interchange (EDI), das vor allem dem Austausch von Handelsinformationen dient. Mit Hilfe der IDK-Technologie wollen die Kalifornier ihr Entwicklungswerkzeug "Informix 4GL" um eine EDI-Klassenbibliothek erweitern.

Diese sowie eine Reihe weiterer Klassenbibliotheken sind Bestandteil einer als "4GL++" vorgestellten Erweiterung der Informix-eigenen Programmierumgebung, die mittlerweile auch unter Windows zur Verfuegung steht.

Fuer Mitte des kommenden Jahres angekuendigt, wird das neue Toolset zwar konventionellen 4GL- oder C-Code generieren und weder Vererbung noch Polymorphismus unterstuetzen, aber, so der Anbieter, ereignisgesteuert und grafikorientiert arbeiten. Zudem soll 4GL++ Schnittstellen zu den Datenbankprodukten der Mitbewerber Oracle und Sybase anbieten.

Oracle-User werden mit Migrationshilfen gelockt

Eine direkte Kampfansage an die Konkurrenz bedeutet hingegen das Angebot eines "Oracle Migration Service". Auf Betreiben zweier VAR-Partner sowie eines Anwenderunternehmens arbeitet Informix derzeit daran, vollstaendige Anwendungslandschaften von Oracle auf Informix Online und von SQL Forms auf Informix 4GL umzustellen.

Wie Europa-Chef Ken Coulter beteuert, ist diese Prozedur - einschliesslich der dann faelligen Informix-Lizenz - fuer den Kunden erheblich preisguenstiger als die von Oracle erhobene Nutzungsgebuehr fuer eine neue DBMS-Lizenz. Durchfuehren laesst sich die Konvertierung mit einem Werkzeugkasten, der bei dem in Indien beheimateten Software-Unternehmen Techna entwickelt wurde. Allerdings denkt Informix nicht daran, dieses Toolset als Einzelprodukt zu verkaufen.