Der Alptraum der ADR

29.11.1985

Applied Data Research (ADR) ist mit einem blauen Auge davongekommen. Der amerikanische Software-Produzent kann zwar unter neuer Finanzleitung weitermachen (Seite 1), doch man darf nicht vergessen, daß zuletzt rote Zahlen geschrieben wurden.

Man muß annehmen, daß die ADR-Spitze selbst nicht weiß, auf welchen Umstand der Gewinneinbruch letztlich zurückzuführen ist. Ein Anbieter IBM/370-kompatibler Optimierungssoftware kann sich nur als Bootsgefährte von Big Blue verstehen Motto: Was gut ist für die IBM, ist auch gut für die Softwarebranche.

Die Symbiose-Idee war gut und stand ein Jahrzehnt für eine erfolgreiche parasitäre Politik im schützenden Schatten der IBM. Nur ist es 1985 eben nicht mehr realistisch, auf einen Marktführer zu setzen, der Third-Party-Softwerker neben sich duldet, sie sogar fördert.

Der Hardware-Gigant will auch das Softwaregeschäft an sich reißen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Mag sein, daß die Kunden unzufrieden sind mit dem Software-Angebot der IBM und daß sie etwa die ADR-Alternativen vermissen würden. Ein IMS- oder DL/1-Anwender, der einen großen Teil seines Software-Budgets durch IBM-Lizenzen blockiert sieht, kann aber keine großen Sprünge mehr machen. Überdies lähmt die Komplexität, die in der blauen Systemsoftware steckt. Eine Erklärung immerhin - kein Trost jedoch für ADR.