115 000 Computerjobs standen nur 50 Uniabsolventen gegenüber:

Den USA fehlt es an DV Nachwuchs

04.02.1983

NEW YORK (VWD) - "Dies Land könnte seine Führungsrolle In der Computertechnik einfach dadurch über den Haufen werfen, daß nicht genügend Leute ausgebildet werden, um damit umzugehen." So drückt der stellvertretende Fachschaftsleiter für Computer-Technik der Washington-Universität in Seattle, Robert G. Gillespie, die Sorgen vieler Kollegen und Industriegmanager aus.

Das Wall Street Journal nahm das Thema dieser Tage zum Anlaß für einen ausführlichen Bericht unter der Überschrift "Die amerikanischen Universitäten verlieren in der Computer-Ausbildung an Boden." Es fehlt an Geld und deshalb an Lehrern und Lehrmitteln. Um eine qualitative Ausbildung zu sichern, müssen die Universitäten in den USA die Zahl der Seminarteilnehmer um 25 Prozent senken, heißt es weiter. Andererseits bejammere die Industrie die Tatsache, daß im vergangenen Jahr für 115 000 Computerposten nur 50 000 Universitätsabsolventen zur Verfügung standen.

Dem "Journal" zufolge müssen Studenten (auch) in den USA für eine Computernutzung von wenigen Minuten oft Stunden warten. Schlangen bildeten sich auch dort, wo man einen Professor etwas fragen könne, und ein Studium, das eigentlich in vier Jahren erledigt sein sollte, erfordere ein, zwei Jahre mehr.

Ein weiterer Punkt des Unbehagens in den USA ist die - gemessen an der Industrie - unzureichende Bezahlung der Universitätsassistenten. Die Universitäten verlören zumeist, wenn sie mit der Industrie in Wettbewerb treten. Uni-Absolventen mit einer zweijährigen Ausbildung könnten in der Industrie eine Programmiererposten mit einem Jahresgehalt von 20 000 bis 22 000 Dollar haben, sagt Andrew Molnar, ein Projektleiter der Nationalen Wissenschafts-Stiftung. Ein Universitätsassistent mit acht Jahren Ausbildung komme auf etwa die gleiche Summe. Die Folge: Nur noch 250 Computerwissenschaftler mit Promotion seien jährlich verfügbar, und die Zahl nehme jährlich um sechs bis acht Prozent ab.