Arbeiten bei Banken

Den Nachwuchs selbst aufbauen

14.04.2000
Von Veronika Renkes
In der Mainmetropole Frankfurt arbeiten im Bankengewerbe schätzungsweise 10 000 IT-Experten. Es könnten noch mehr sein, denn im E-Commerce wird jede Menge IT-Sachverstand benötigt. Um die Nachwuchslücke zu füllen, arbeiten die Finanzdienstleister gemeinsam mit IT-Unternehmen an maßgeschneiderten Trainee-Programmen. Von Veronika Renkes*

Der IT-nachwuchs ist rar.

Das gilt auch für die Bankenszene in der Mainmetropole. Nach einer Zeit der Ratlosigkeit haben die großen Finanzhäuser aus der Not eine Tugend gemacht: Weil es zu wenig Informatiker und IT-Experten gibt, haben beispielsweise die Deutsche Bank und die Commerzbank hauseigene Trainee-Programme für gute Absolventen aus den Wirtschafts-, Ingenieur- oder auch Naturwissenschaften aufgelegt.

In sechs bis zwölf Monaten werden die Berufseinsteiger auf die neuen Technologien und ihren bankenspezifischen Einsatz getrimmt. Dafür stellen die beiden Finanzriesen jährlich jeweils bis zu 60 Trainee-Plätze zur Verfügung. "Fach-Know-how kann man lernen. Entscheidend ist, dass jemand Methodenkompetenz mitbringt, sich sehr schnell neues Wissen aneignet und bereit ist, sich auf die Bank einzulassen. Dann hat er die besten Voraussetzungen, um bei uns Karriere zu machen", so Beate Enders, Personalbetreuerin im Unternehmensbereich Global Technology and Services (GTS) - dem IT-Headquarter der Deutschen Bank in Eschborn bei Frankfurt.

Die GTS ist der größte Unternehmensbereich der Deutschen Bank mit weltweit circa 28 000 Mitarbeitern, von denen die Hälfte im Ausland tätig ist. Am Standort Eschborn kümmern sich rund 4000 Mitarbeiter darum, dass der Global Player auch informationstechnisch immer die Nase vorne hat. In Eschborn befindet sich das größte Rechenzentrum der Deutschen Bank. Von hier aus wird die technische Plattform für alle Unternehmensbereiche zur Verfügung gestellt.

Hochschulabsolventen mit Ambitionen für den IT-Sektor können bei der GTS an einem sechsmonatigen Praktikum teilnehmen. Der standardisierte Einstieg (siehe auch Kasten) führt die Trainees neben der Grundausbildung in Eschborn auch in die Frankfurter Bankenzentrale und ins Ausland. Absolventen, die bereits Kenntnisse in den Neuen Medien und E-Commerce mitbringen, können auch direkt einsteigen.

Je mehr IT-spezifisches Know-how und Praxiserfahrung, desto besser sind die Einstiegschancen: "Wir suchen vor allem hochqualifizierte Professionals, die eine Projektleitung übernehmen können", schildert Enders die Situation. Durch die Ausrichtung hin zum E-Business entstehe ein hoher Personalbedarf. "Wir haben eine eigene Gruppe installiert, die sich hauptsächlich mit der technischen Seite des E-Commerce beschäftigt", so die Personalfrau weiter. Zusätzlich existierten Gruppen, die sich mit den strategischen und konzeptionellen Aspekten des E-Commerce beschäftigen.

Ausbildung zum Teamworker

Die Commerzbank bietet ihren Trainees gleich zu Beginn des einjährigen Qualifizierungsprogrammes eine dreieinhalbmonatige Blockausbildung bei der Akademie von CSC-Ploenzke in Kiedrich mit dem Schwerpunkt Informationstechnologie an. Dort lernen sie, wie man Datenbanken programmiert. Auf dem Stundenplan stehen zudem Themen wie Projekt- und Qualitäts-Management sowie Kommunikations- und Präsentationstechniken. Nach dem Crash-Kurs durchlaufen die Trainees verschiedene Abteilungen, in denen sie zwischen vier und sechs Wochen bleiben und arbeiten dort an konkreten Projekten mit, wie etwa IT-Lösungen für das inländische Filialgeschäft.

Besonderen Wert legt die Commerzbank bei der Ausbildung ihrer Trainees zum so genannten Teamworker auf "IT-Lernpartnerschaften". Deshalb absolvieren das Trainee-Programm Hochschulabsolventen mit IT-Background gemeinsam mit Bankmitarbeitern, die aufgrund des Strukturwandels auf neue Tätigkeiten vorzubereiten sind. Das Konzept lautet: "Banker müssen IT-Fachleute und Computerprofis Geldspezialisten werden", erläutert Günther Szogs, Leiter der Abteilung IT-Qualifizierung bei der Commerzbank.

Künftig soll diese Abteilung den Namen "IT-Skill- und Wissens-Management" tragen. Die Hauptaufgabe besteht darin, sich nicht allein um die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter zu kümmern, sondern "Wissen zu steuern, Know-how-Träger miteinander im Sinne eines Knowledge-Networks zu verknüpfen und zu gewährleisten, dass die Mitarbeiter über das richtige Wissen zur richtigen Zeit am richtigen Platz verfügen", fasst Szogs das komplexe Aufgabengebiet zusammen.

Am liebsten greift er für den Ausbau der IT-Abteilung auf Informatiker zurück. Auch Wirt-schaftsinformatiker, Physiker und Chemiker haben gute Karten,"weil ihr Studium häufig IT-Anteile enthält." Den Direkteinstieg empfiehlt der Personalexperte den frisch gebackenen Uni-Absolventen nur in den wenigsten Fällen, "weil den meisten das Unternehmensumfeld doch recht fremd ist. Für uns ist der Kompetenzmix wichtig. Das bedeutet, dass die Berufseinsteiger wissen müssen, wie die Bank tickt.

*Veronika Renkes ist freie Journalistin in Bonn.