Der neue Intel-Chip auf dem Weg in den PC-Markt

Dem Willamette-Debüt folgen zahlreiche Pentium-4-Systeme

24.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Zu Beginn dieser Woche hat Intel seinen jüngsten, längst überfälligen Highend-Prozessor Pentium 4 offiziell vorgestellt. Wie zu erwarten, kommen die großen PC-Hersteller zeitgleich mit entsprechenden Systemen auf den Markt.

Ab sofort ist Intels Pentium 4 mit Taktraten von 1,4 beziehungsweise 1,5 Megahertz erhältlich. Damit meldet sich der Halbleiterriese wieder zurück, nachdem er im Geschwindigkeitsduell mit AMD schon ins Hintertreffen geraten war. AMDs momentan schnellster Prozessor ist der mit 1,2 Gigahertz getaktete Athlon. US-Presseberichten zufolge stellen die Ergebnisse aktueller Benchmark-Tests die Überlegenheit des Intel-Chips allerdings in Frage.

Auch die Analysten betrachten den neuen Chip mit einigen Vorbehalten: So hat der aktuelle Intel-Prozessor nach Meinung der Meta Group für die meisten Business-PCs wenig Sinn. Die übliche Office-Software könne mit der gebotenen Mehrleistung nicht viel anfangen, der Pentium 4 sei aber deutlich teurer als der Pentium III. Lediglich für Arbeitsplätze, an denen ständig im Internet gesurft werde, und für die "Power-User", die stets nur die modernste Technik akzeptierten, sei eine Aufrüstung gerechtfertigt.

Die neue "Netburst"-Architektur des Pentium 4, so die Auguren, bringe vor allem für die Bereiche Internet, Verschlüsselung und Multimedia entscheidende Verbesserungen. Dazu gehört unter anderem die "Rapid Execution Engine", ein spezieller Speicher-Cache, der mit doppelter Prozessorgeschwindigkeit getaktet ist und häufige Instruktionen wie Addition und Subtraktion erledigt. Der ebenfalls neue "Execution Trace Cache", ein eigener Memory-Cache, ist in der Lage, die Daten für Hochgeschwindigkeitsberechnungen zwischenzuspeichern. Ferner ermöglicht es die "Advanced Dynamic Execution", parallele Muster zu erkennen und Aufgaben zu priorisieren. Zu den weiteren Neuerungen zählen der 400 Megahertz schnelle Systembus, über den Daten deutlich schneller zum und aus dem Prozessor fließen können, sowie insgesamt 144 neue Multimedia-Befehle, die beispielsweise Video-Rendering oder Audio-Bearbeitung deutlich beschleunigen sollen.

PC-Hersteller haben angebissenScheinbar haben sich die Vorbehalte vieler PC-Hersteller hinsichtlich des Durchsetzungsvermögens des neuen Intel-Chips vorerst in Luft aufgelöst (siehe CW 45/00, Seite 72). So bietet beispielsweise Dell eine "Precision Workstation 330" wahlweise mit einer 1,4- oder 1,5-Gigahertz-Variante des Pentium 4 ab knapp 2000 Dollar.

Einen "Family Internet PC" präsentiert Compaq mit dem "Presario 7000", der mit 1,4-Gigahertz-Prozessor ebenfalls für knapp 2000 Dollar erhältlich ist. Ab Mitte Dezember sollen auch Varianten der "Deskpro Workstation 300" sowie "Deskpro-EXS"-Modelle mit dem neuen Intel-Prozessor verfügbar sein.

Bei IBM steht zunächst der Highend-Consumer-PC "Netvista A60i" mit 1,4-Gigahertz-Chip zu Preisen ab 2200 Dollar auf dem Programm. Ferner hat IBM mit der "Intellistation M Pro 6849" sowie dem "Netvista A60" zwei Pentium-4-Systeme für Business-Anwender angekündigt.

In einer Abnahmemenge von 1000 Stück kostet die 1,5-Gigahertz-Variante des jüngsten Pentium-Prozessors jeweils 819 Dollar, während der 1,4-Gigahertz-Chip zum Preis von 644 Dollar erhältlich ist. Eine auf zwei Gigahertz getaktete Version hat Intel für das dritte Quartal 2001 angekündigt.