Im Siemens-Zentrum für integrierte Schaltungen

Dem SOS auf der Spur

13.06.1975

MÜNCHEN - Runde 20 Millionen Mark hat Siemens in ein "MOS-Zentrum" in München investiert, in dem zunächst für 100 Millionen Mark jährlich Bauelemente hergestellt werden sollen. Siemens ist damit größter europäischer MOS-Hersteller.

Integrierte Schaltungen aus Metall-Oxid Silizium (MOS) kamen 1966 zum ersten Mal auf den Markt - 1974 betrug das Weltmarktvolumen bereits 2 Milliarden Mark. Mit der MOS-Technik kann man auf wenigen Quadratmillimetern jetzt schon 15 000 Transistoren unterbringen; dabei braucht man weniger Fertigungsschritte als für bipolare Schaltungen.

Der Ariel-Käufer staunt nur: Für die Fertigung steht supersaubere Luft (nur noch 150 Partikel Staub pro Kubikmeter) und superreines Wasser mit 10e-9 lonen/Liter zur Verfügung.

200 Schatungs-Typen

Während ursprünglich die MOS-Technik als EDV-Angelegenheit gegolten hatte, werden damit jetzt unter anderem Schaltungen für Meßtechnik, Tanksäulen, elektronische Orgeln und TV-Fernsteuerungen realisiert. Insgesamt 200 MOS-Schaltungen für die verschiedensten Anwendungen wurden bisher in München entwickelt. So wie der Platzaufwand für ein Gatter in den letzten Jahren von 200 mm2 auf 0,33 mm2 zurückging, sank auch der Preis pro Gatter von einst 60 auf jetzt 1,5 Pfennig - eine wesentliche Voraussetzung für den MOS-Masseneinsatz.

Weitere Fortschritte soll die SOS-Technik (Silizium auf Saphir) bringen: zwei- bis dreimal schnellere Taktzeiten. Mit der SOS-Technik lassen sich beispielsweise hochintegrierte Komplementärschaltungen fertigen. -py