Tools checken VoIP-Tauglichkeit

Dem Netz auf den Zahn gefühlt

24.08.2001
MÜNCHEN (ave) - Die gleichzeitige Übertragung von Sprache und Daten in lokalen Netzen findet immer mehr Anhänger. Damit das Abenteuer VoIP nicht zu einem Reinfall wird, helfen spezielle Analysewerkzeuge, die Unternehmensinfrastruktur bereits im Vorfeld auf mögliche Schwachstellen abzuklopfen.

Das Zusammenführen der Sprach- und Datenkommunikation im Unternehmensnetz ist keine triviale Angelegenheit - es ist längst nicht damit getan, nur die alte TK-Anlage auszumustern und eine Server-basierte Lösung samt IP-fähigen Endgeräten zu installieren. Anwender sind gut beraten, bei dieser Gelegenheit auch ihre vorhandene Netzinfrastruktur einer eingehenden Analyse zu unterziehen. Tun sie das nicht, droht die Gefahr, dass die Freude am Telefonieren über das LAN durch Echos, Verzögerungen, Knackgeräusche oder sogar Gesprächsabbrüche getrübt wird.

Spezielle Tools sollen helfen, solche Probleme zu umgehen. Dazu gehört etwa der auf Voice-over-Internet-Protocol-(VoIP-)Übertragungen ausgelegte Protokollanalysator "Mediapro" von Radcom, den die Datakom Gesellschaft für Datenkommunikation mbH in Ismaning vertreibt. Das Gerät überwacht gezielt alle Sprachverbindungen im Datennetz. Es liefert Statistiken zu den Gesprächen - zum Beispiel über deren Dauer, die Teilnehmer und die Zahl der dabei verloren gegangenen Pakete - und erlaubt sogar, die aufgezeichnete Kommunikation zu Kontrollzwecken wieder abzuspielen. Es ist in einer "Online"-Version als Hard- und Softwarepaket zusammen mit dem Protokollanalysator "Prismlite" zu haben (Preis ab 100000 Mark). Mit diesem Spezialgerät soll die Analyse in Echtzeit möglich sein.

Alternativ können Interessierte auch nur die "Offline"-Version kaufen (nur Mediapro-Software, 28000 Mark). Damit können aufgezeichnete Datenströme im Nachhinein analysiert werden. Diese Variante empfiehlt sich zum Beispiel für Unternehmen, die bereits einen Protokoll-Sniffer im Einsatz haben und auf die Anschaffung des Prismlite verzichten können. Der ist nämlich nicht unbedingt notwendig: Nach Aussagen von Datakom kann die Mediapro-Software Traces (aufgezeichnete Protokolldaten) von allen gängigen Analysatoren verarbeiten.

Mediapro erkennt Signalisierungsprotokolle wie H.323, Session Initiation Protocol (SIP) oder H.245. Deshalb ist das Programm in der Lage, die Sprachübertragungen automatisch aus den übrigen Protokolldaten herauszufiltern und auf Verzerrungen (Jitter), verlorene Pakete oder darauf zu untersuchen, ob die Pausenunterdrückung (Silence Suppression) funktioniert. Außerdem ist es möglich, die übermittelten Gespräche mit Referenz-Calls zu vergleichen. So lässt sich objektiv ermitteln, wie gut die jeweils zur Verfügung stehende Qualität tatsächlich ist.

Als Ergänzung des Mediapro bietet sich der "Call Generator" an, den es jeweils in einer Version für H.323- und SIP-basierte Gespräche gibt. Das Tool simuliert IP-Telefonate im Netz und erlaubt Administratoren so bereits im Vorfeld einer Live-Schaltung, die Leistungsfähigkeit und Sprachqualität der LAN-Telefonanlage zu testen. Bis zu 2000 Gespräche kann die Software gleichzeitig erzeugen und kontrollieren. Aber das hat seinen Preis: Die H.323-Version des Call Generator kostet etwa 45000 Mark, für die SIP-Variante muss mit Anschaffungskosten von 145000 Mark gerechnet werden.

Mit Hilfe einer Lösung wie dem "Internet-Simulator" von Radcom können Administratoren außerdem untersuchen, welche Sprachqualität bei der Übertragung von IP-Telefonaten über Weitverkehrsnetze zu erwarten ist.

Unternehmen, denen die Anschaffung solcher Test-Tools zu teuer ist, können die Analyse alternativ auch von einem Dienstleister vornehmen lassen. Die Datakom etwa gibt als Richtwert für diesen Service einen Tagessatz von etwa 5900 Mark an.