Anwender und Service-Provider warten ab

Dem kommenden Modemstandard V.90 mangelt es noch an Akzeptanz

10.07.1998

Der voraussichtliche Standard, der die letztjährigen Streitigkeiten zwischen den zwei Modemlagern um U.S. Robotics und 3Com auf der einen sowie Rockwell und Lucent auf der anderen Seite beilegen sollte, hat dem Markt nicht den erhofften Schub gebracht. "Es gab die Meinung, daß mit einem Standard alle Probleme beigelegt werden", erläutert Abner Germano, IDC-Analyst in Framingham.

Das ist nicht geschehen. Statt dessen hat er die Service-Provider verunsichert, denn die wissen nicht, ob sie die neue Technik einführen sollen. Die Diensteanbieter wollen möglichst im Gleichschritt mit ihren Kunden zur neuen Technik migrieren, doch die warten ab. Stellvertretend erklärte John Minnick, Technologie-Verantwortlicher bei einer Siemens-Niederlassung in Atlanta, er wolle ein Upgrade auf die 56-Kbit/s-Technik möglichst vermeiden: "Die Frage lautet: Können wir direkt auf ADSL oder Kabeltechniken migrieren? Wenn ja, ist V.90 obsolet."

Es wäre jedoch falsch, allein die konkurrierenden Verfahren für die schleppende V.90-Akzeptanz verantwortlich zu machen. Viele Probleme des Marktes sind von den Herstellern hausgemacht. So brachte 3Com etwa im März fehlerhafte 56-Kbit/s-Modems auf den Markt. Die Kommunikation mit der eigenen Technik "X2" funktionierte nicht einwandfrei. Dell Computer warnte seine Kunden, daß 3Com-Upgrades nicht mit allen der in Dell-PCs eingebauten Modems kommunizieren könnten. Außerdem steht die endgültige Verabschiedung des Standards noch aus. Sie soll im September folgen.