Dem Druck durch Business- und IT-Re-Engineering standhalten US-Carrier versuchen sich den veraenderten Maerkten anzupassen

23.07.1993

FRAMINGHAM (IDG) - Die amerikanischen Telekommunikationsanbieter geraten zunehmend unter Druck. Sie muessen gleichzeitig auf Trends wie die Verschmelzung von Telefon- und Computertechnik, Multimedia, Downsizing und die Globalisierung ihrer Geschaefte reagieren. Um im harten Konkurrenzgerangel nicht unter die Raeder zu geraten, sind die US-Carrier vor allem bei der Verstaerkung ihres IT-Know-hows gefordert.

"Wenn sie ueberleben wollen, muessen diese Companies schnell entsprechende Re-Engineering-Prozesse in Gang bringen", warnt Alan Burgess, Management-Partner in der Telecommunication Industrie Group von Andersen Consulting.

Geschaeftsablaeufe laufen in dem Multi-Milliarden-Dollar- Unternehmen Bell Atlantic noch sehr buerokratisch ab, meint beispielsweise Mark Wegleitner, IT-Vice-President des Unternehmens. Trotz der veraenderten Marktbedingungen seien die Carrier nach wie vor an einer monolithisch strukturierten Telecom- Landschaft orientiert. Bell Atlantic treibe deshalb mit aller Macht eine Re-Engineering-Initiative namens "Systems 2000" voran.

War der Kundensupport des US-Carriers bisher Mainframe- orientiert, so ist das Unternehmen nun dabei, auf ein als Client- Server-System realisiertes Vertriebs- und Service-System umzustellen, das 50 der insgesamt 100 Repraesentanzen versorgen soll. Ueber dieses, seit

zwei Jahren andauernde Unix-Engagement hinaus hat der Carrier ein CAD-basiertes Entwicklungs- und Konstruktionszentrum eingerichtet, das schon seit mehreren Monaten arbeitet.

An diesem umfassenden Re-Engineering-Projekt liegt es auch, dass Ralph Szygenda (44), vorher IS-Vice-President bei Texas Instruments, seine Koffer gepackt hat und als Chief Information Officer (CIO) zu Bell Atlantic gegangen ist. Seinen Ruf hat sich Szygenda dadurch erworben, dass er DV und Geschaeftsablaeufe bei TI besser aufeinander abstimmte.

Telekom-Anbieter suchen

schlachterprobte CIOs

Szygenda teilte die IT-Abteilung und ordnete sie den fuenf verschiedenen Geschaeftsbereichen zu. Seinem Engagement verdankte TI eine deutliche Reduktion der DV-Kosten. Die insgesamt 36 Rechenzentren des Halbleiter-Herstellers fasste er zu einem zusammen. Darueber hinaus betrieb er die Installation eines Peer- to-peer-Netzes und optimierte die Fertigung, indem er eine auf Workstations aufsetzende Client-Server-Architektur implementierte. Durch

den Einsatz des CIO zaehlt TI heute in diesem Bereich zu den Vorreitern bei objektorientierten und Multimedia-Techniken.

AT&T handelte aehnlich. Der international taetige Anbieter holte sich fuer den neu geschaffenen Posten des CIO mit Ron Ponder einen Mann, der bereits einschlaegige Erfahrungen nachweisen konnte. Ponder brachte die IT-Abteilung von Federal Express so auf Vordermann, dass sie den renommierten Malcolm Baldrige National Quality Award erhielt. Ausserdem verbrachte Ponder 18 Monate damit, fuer Sprint eine massive IT-Konsolidierung durchzufuehren, die dem Telekommunikationsanbieter erheblich niedrige DV-Kosten einbrachte.

"Die Telekommunikationsindustrie veraendert sich", bestaetigt auch John Rasmus, der fuer Untersuchungen im Bereich Sprachkommunikation zustaendige Dataquest-Direktor. Die Modifikationen erstrecken sich seiner Meinung nach sowohl auf den technischen als auch auf den kommerziellen Bereich: "Diese Firmen muessen gleichzeitig mit der fortschreitenden Verschmelzung von Telefon und Computer, Multimediea sowie mit Downsizing und dem Trend zur Globalisierung des Geschaefts zurechtkommen."

Andersen-Consulting-Mann Burgess haelt das vor allem deshalb fuer schwierig, weil sich die Carrier von ihrer Preisstruktur her, die sich in den Zeiten der regulierten Telekom-Monopole entwickelte, nur schwer mit juengeren Konkurrenten messen koennen: "Deren Kosten liegen bei einem Zehntel der Aufwendungen, die die Bell-Companies tragen muessen."

Die meisten Telecom-Anbieter alten Zuschnitts wollen sich in ihren Re-Engineering-Bemuehungen der Hilfe "schlachterprobter" CIOs versichern. Es sei zwar fuer jeden moeglich, alles zu lernen und alles richtig zu machen, vermutet Wegleitner von Bell Atlantics, aber leichter sei es, "vorhandene Erfahrungen zu nutzen".