Konsequenz aus der Enron-Pleite

Deloitte trennt sich von seinen Beratern

22.02.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Dienstleistungs- und Beratungskonzern Deloitte Touche Tohmatsu will als letztes der "Big-five"-Unternehmen nun ebenfalls seine Wirtschaftsprüfer und Berater voneinander trennen. Wie der Schritt vollzogen werden soll, steht noch nicht fest.

Der Grund für die spontane Entscheidung von Deloitte liegt an der dubiosen Rolle der Prüfer von Arthur Andersen im Skandal um die Pleite des Energiekonzerns Enron. Da der Fall ein schlechtes Licht auf die Branche der Wirtschaftsprüfer wirft, befürchten die einschlägigen Konzerne, dass dies auch auf ihr Beratungsgeschäft abfärbt. Um dem entgegenzuwirken, kündigte bereits vor zwei Wochen Pricewaterhouse-Coopers (PWC) an, seinen Consulting-Bereich abzuspalten. Mit Andersen, KPMG und Ernst & Young waren die anderen der "Big five" bereits in Vorleistung gegangen.

Zudem hat sich die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) seit Jahren mit der Frage beschäftigt, ob ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer seinen Klienten gleichzeitig auch andere Dienste anbieten darf. So beständen Bedenken, dass ein Unternehmen seine Rolle als Auditor weniger streng auslege, um den Kunden nicht zu verärgern und so eventuell den Beratungsvertrag zu verlieren. Consulting-Dienste wie IT-Services, IT-Beratung oder Systemintegration haben in den letzten Jahren stark zu den Umsätzen von Wirtschaftprüfungsfirmen beigetragen. Um Interessenkonflikten vorzubeugen, hatte die SEC den fünf großen Firmen der Branche empfohlen, ihr Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgeschäft voneinander zu trennen.

In einer Erklärung von Deloitte hieß es sinngemäß, man wolle seinen Audit-Kunden nicht zumuten, auf die Fähigkeiten der Berater zu verzichten, sollte öffentliche Besorgnis über die Unabhängigkeit der Geschäftseinheiten aufkommen. Durch die Trennung müssten die Klienten nicht zwischen den "besten" Prüfern und den "Weltklasseberatern" von Deloitte wählen. Ob der Consulting-Bereich an die Börse gebracht oder verkauft werden soll, steht nach Angaben des Unternehmens noch nicht fest. Deloitte Consulting hat im vergangenen Jahr knapp 3,5 Milliarden Dollar umgesetzt. (ajf)