Software ist die Zukunft

Dell will weg vom Boxenschieber-Image

28.02.2012
Mit John Swainson, dem ehemaligen CEO von CA, hat Michael Dell einen ausgewiesenen Softwarespezialisten angeworben. Er darf zukaufen, um den Softwarezweig zum Erblühen zu bringen.

Unternehmensgründer Michael Dell sagte, sein Unternehmen habe schon vor Jahren Pläne gehegt, eine Software-Unit aus der Taufe zu heben. Man habe zwar immer jede Menge Software im Angebot gehabt, aber zu einer systematischen Vermarktung habe es nicht gereicht. Die Produkte seien typischerweise in anderen Lösungen, beispielsweise Storage-Systemen, eingebettet gewesen und hätten nicht stand-alone verkauft werden können.

AppAssure Software ist der erste Zukauf

Jetzt aber sei der Zeitpunkt für aggressives Wachstum gekommen: Mit dem Know-how von John Swainson, dem Ex-Chef des Softwarehauses CA, wolle man das Software-Business ausbauen und dabei besonders auf die Segmente System-Management und Datensicherheit setzen. Dazu seien auch Übernahmen geplant. Einen ersten Schritt vollzog Dell bereits vergangene Woche mit dem angekündigten Kauf der AppAssure Software Inc. Der Spezialist für Backup-Software soll für eine nicht genannte Summe übernommen werden. Weitere Zukäufe sollen folgen, so Dell. Er habe es vor allem auf kleine und mittelgroße Häuser abgesehen. Eine 10-Milliarden-Dollar-Akquisition, wie sie HP mit Autonomy gestemmt hatte, ist für Dell offenbar kein Thema.

In einem Gespräch mit "CNBC" gab Dell zu verstehen, dass ihm der Ruf als reiner PC-Anbieter gar nicht behage. Dell sei ein "End-to-End-Lösungsanbieter" und nicht so sehr eine PC-Company. Die Hälfte des Ertrags erwirtschafte Dell heute mit Servern, die deutlich profitabler zu verkaufen seien als PCs. Dell habe weniger den 250-Milliarden-Dollar-PC-Markt im Auge als vielmehr das 2,75 Billionen Dollar schwere Enterprise-IT-Geschäft insgesamt.

Dell wirbt HP Kunden ab

Der Konzernlenker behauptete, es gelinge seinen Leuten derzeit häufig, große Kunden von Hewlett-Packard abzuwerben. Die Unruhen beim Rivalen hätten dazu beigetragen, dass einige langfristig orientierte Großanwender das Lager wechselten. HP hatte im vergangenen Jahr zunächst angekündigt, das PC-Geschäft ausgliedern zu wollen, war dann aber mit der neuen Konzernchefin Meg Whitman an der Spitze wieder zurückgerudert. Manche Kunden hatte der strategische Schlingerkurs unter dem Ex-Vorstandschef Léo Apotheker, in dessen Zeit auch die Autonomy-Übernahme fällt, irritiert.

In Dells Geschäftszahlen kommen diese angeblichen Zugewinne aus dem HP-Lager allerdings noch nicht zum Ausdruck. Das Unternehmen musste im letzten Quartal einen um 18 Prozent rückläufigen Ertrag ausweisen, was prompt zu Downgradings durch Finanzanalysten führte. Immerhin wuchs der Umsatz um zwei Prozent auf 16 Milliarden Dollar.

Im Interview sagte Dell, man plane eine Produktoffensive rund um Microsofts kommendem Betriebssystem Windows 8, das voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst dieses Jahres lieferbar sein wird. Eine Reihe portabler Modelle, die sich zwischen den Formfaktoren Tablet und Notebook ansiedelten, seien hier zu erwarten. Windows 8 biete hier eine Menge neue Möglichkeiten. Der Unternehmensgründer teilte außerdem mit, Dell werde in nächster in die Pflege des Börsenkurses investieren und eine größere Menge eigenere Aktien zurückkaufen.